Kevin Kline im Interview: "Habe null Problem mit dem Alter"
Er war zweimal Präsident, in "Dave" und in der Western-Comedy "Wild, Wild West". Mit seiner Frau Phoebe Cates (59) und ihren gemeinsamen Kindern Owen (31) und Greta (28) trat er 2001 in "The Anniversary Party" auf.
Cates lernte er beim Vorsprechen für "The Big Chill" kennen. Er bekam die Rolle, sie bekam ihn. Sein Schauspieldebüt gab er in "Sophie’s Choice", woran sich keiner mehr erinnern kann, denn dafür bekam Meryl Streep (73) den Oscar als beste Hauptdarstellerin.
Kevin Kline wird heute, Montag, unglaubliche 75 und gilt als der ultimative Charakterdarsteller. Am bekanntesten ist er für seine Komödien (u.a. "Ein Fisch namens Wanda" und "Soapdish"), obwohl er ein brillanter Dramaschauspieler ist.
Drei Tonys beweisen zusätzlich sein Bühnentalent. Er stammt aus St. Louis, Missouri, und studierte an der berühmten Juillard Drama School in New York. Mit Cates ist er seit 33 Jahren glücklich verheiratet.
KURIER: Welche Ziele hatten Sie nach dem Abschluss Ihres Theaterstudiums?
Kevin Kline: Jeder amerikanische Schauspieler will Filmstar werden. Aber ich wollte nie blöde Filmchen machen, sondern gute Filme. Ich habe geschworen, dass ich niemals Seifenopern machen würde. Oder Werbungen. Und dann habe ich beides gemacht, denn sonst wäre ich verhungert.
Wer hat Sie beruflich am meisten geprägt?
Mein Lieblingsregisseur war Sidney Lumet (1924 bis 2011). Er hat mir erlaubt zu improvisieren, aber er war auch sehr hinterhältig – er hat oft heimlich die Probe gefilmt, und das dann verwendet!
Sie sind ja seit 1989 mit Phoebe Cates verheiratet. Wie schaffen Sie es in Hollywood eine so lange, erfolgreiche Ehe zu führen?
Sie wissen, dass ich es hasse, über mein Privatleben zu reden, oder? Einen Lebenspartner zu haben, ob es nun eine Ehefrau, eine Freundin, eine Geliebte ist, ist etwas Besonderes. Das Leben mit jemandem zu teilen, ist wundervoll. Jede Minute der Freude wird dadurch wertvoller, weil man sie gemeinsam erlebt. Das heißt nicht, dass man immer alles erzählen muss. Manchmal komme ich nach Hause und will meiner Frau eine lustige Geschichte erzählen, die sich am Filmset ereignet hat, und sie sagt: "Das interessiert mich nicht." Noch bin ich an allem interessiert, was sie mir mitteilen will. Aber auch das ist ein Zeichen einer guten Ehe oder Beziehung: wenn man einander offen sagen kann, "das hast du mir schon erzählt" oder "ich bin müde, Darling, irgendwie finde ich das jetzt nicht so interessant".
Beste und schlimmste Erinnerung an einen Filmdreh?
Das hat immer mit der Location zu tun. Ich habe Filme in Paris gemacht, in Italien. Das war himmlisch. Meine schlimmste Erinnerung war bei einem Dreh in Las Vegas. Die ständigen Geräusche. Der konstante Lärm. Immer rasselt irgendwo ein Geldautomat. Und wenn du am Swimmingpool relaxen willst, drehen die garantiert die Musik auf und dann bringt dich das Schlagzeug aus der Entspannung. Vielleicht bin ich ja nur alt, aber das ist nicht meins.
Wie gehen Sie mit dem Alter um?
Ich habe damit null Problem, ganz gleich, ob es mein eigenes Alter ist, oder das von jemand anderem. Mir ist klar, dass es für Frauen anders ist, besonders für Frauen in Hollywood. Wir leben hier in einer Gesellschaft, die von Jugend und Jungbleiben besessen ist. Das zeichnet sich auch in den Rollen ab. Ein Mann in einem gewissen Alter spielt irgendwann mal den Professor, der eine 20-jährige Freundin hat. Weil das angeblich beim Publikum gut ankommt. Ob wir die Kultur diktieren oder die Kultur uns, ist nicht so klar. Es heißt ja immer wieder, dass eine Schauspielerin nach 50 keine guten Rollen mehr bekommt. Natürlich gibt es Ausnahmen. Meryl Streep, Julianne Moore, Jessica Lange. Und es ist auch viel besser in Europa. Keinen hat es je gestört, dass Jeanne Moreau oder Anouk Aimee älter wurden. Für mich persönlich fand ich es immer merkwürdig, wenn jemand sagt, "unglaublich, wie schnell Ihre Kinder erwachsen geworden sind". Ich denke mir dann immer, für mich ist das nicht unglaublich, ich habe ihnen dabei lange genug zugeschaut. Und das Gleiche gilt auch für mich. Ich bin nicht eines Tages aufgewacht, habe mich in den Spiegel geschaut und gedacht, "oh Gott, bin ich alt". Das ist ganz natürlich geschehen. Damit habe ich also kein Problem. Ein Problem habe ich damit, wie unsere Gesellschaft damit umgeht. Damit meine ich Amerika. Denn je weiter östlich du schaust, desto mehr werden ältere Menschen verehrt. Nicht zur Seite gekehrt. Und das finde ich schön.
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