KURIER: In einem Ihrer Interviews meinten Sie, dass der Teufel – das Böse – den Menschen nicht attackiert, sondern verführt…
Joaquin Phoenix: Habe ich? Wissen Sie nicht, dass ich total viel Blödsinn rede, wenn ich Interviews gebe? Ich meine, jedes Mal, wenn jemand sagt, du hast in einem Interview gesagt…, denke ich: habe ich das gesagt?!
Sie hatten angeblich einen Traum, in dem ,Joker: Folie a Deux’ als Musical gedreht werden soll. Was es dann auch wurde. Stimmt das?
Ich hatte diesen Traum, in dem ich als Joker auftrat und Lieder sang, und ich rief den Regisseur an, weil ich dachte, da könnte was dran sein.
Warum hielten Sie das für eine gute Idee?
Es machte Freude, Standards aufzunehmen, die spezifisch für die Figuren waren, und sich die Charaktere nur durch Songs ausdrücken können – ich hatte Frank Sinatra, Sammy Davis Jr. und diese Legenden im Kopf, bevor wir realisierten, Moment mal, das ist nicht, wer Arthur ist. Das könnte sein, wer der Joker sein will. Das war für mich ein Moment, in dem es klick gemacht hat.
Was ist mit dem Walzer passiert, den Sie ursprünglich geprobt haben?
Der Walzer ist ein großartiges Beispiel dafür, wie es war, diesen Film zu machen, weil wir ein paar Monate dafür geprobt haben, und dann, etwa zehn Tage bevor wir ihn gedreht haben, haben wir die gesamte Choreografie radikal verändert. Wir haben wirklich intensiv daran gearbeitet und es choreografiert, und dann haben wir es verworfen.
Die Welt ist düster und chaotisch, der Film ist es auch. Zufall?
Ich sehe das nicht so. Ich mag es, wenn Ihr darüber schreibt, aber in diesem Fall ist es definitiv die Suche nach Liebe und Geborgenheit, nach der sich Arthur sehnt und immer gesehnt hat. Das ist sein großer Antrieb.
Sie haben für den ersten "Joker" extrem viel abgenommen, und für diesen ebenfalls. Wie mühsam war das?
Es wird zur Besessenheit, wenn man versucht, ein gewisses Gewicht zu erreichen. Am Ende war ich so genervt von mir selbst und wütend auf mich, dass ich daraus so ein großes Ding gemacht habe, weil es eigentlich einfach nur darum geht, zu tun, was man verdammt noch mal tun soll. Beim ersten habe ich 25 kg verloren beim zweiten weniger.
Wer inspiriert Sie?
Meine Mutter hat mich wahrscheinlich am meisten beeinflusst. Sie ist eine wirklich unglaubliche Frau, die mit ihrer Charity, die nach meinem Bruder benannt ist und "River Phoenix Center for Peace Building" heißt, arbeitet. Sie lehrt unter anderem gewaltfreie Kommunikation und restaurative Gerechtigkeitspraktiken. Sie ist über 80 und hat ihr Leben dieser Organisation gewidmet, sie arbeitet dort ehrenamtlich, und sie machen echte Fortschritte. Ich denke, sie hat auch auf mich und meine Schwestern einen tiefen Einfluss gehabt.
Sie setzen sich stark für Tiere ein, sind Veganer und haben bei "Napoleon" darauf bestanden, dass alle Kostüme vegan sein müssen und nicht aus Tierprodukten gemacht sind, sei es Leder oder Fell. Sind Sie auch ein Naturbursche?
Ich schaue mir die Natur am liebsten von meiner Wohnung aus an. Ich bin viel gereist, als ich jünger war, und habe das klischeehafte Rucksackreisen betrieben. Und es auch wirklich genossen. Aber ich war noch nie campen oder so was in der Art. Ich fand das Rucksackreisen schön, aber ich mag es auch, in einer Stadt zu sein.
Sind Sie glücklich mit Ihrer Karriere?
Ja, denn ich habe eine Abneigung gegen körperliche Arbeit, ich mag das nicht. Es ist schwer, nicht sentimental zu werden, weil diese Branche mir so viel gegeben hat. Ich kann mir ein Leben ohne meinen Job nicht vorstellen. Für mich ist Arbeiten eines der erfüllendsten Dinge. Ich bin immer auf der Suche nach etwas Neuem, an dem ich arbeiten kann, und das ich interessant finde. Ich hatte einfach riesiges Glück, denn ich weiß nicht, was ich sonst hätte tun sollen.
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