Jackie Kennedy: "Ich bin nicht eifersüchtig"

Jackie Kennedy: "Ich bin nicht eifersüchtig"
In ihren eben veröffentlichten Erinnerungen geht die Präsidentenwitwe Jacqueline Kennedy nobel über die Eskapaden ihres Mannes hinweg. Es gibt nur Andeutungen

In erster Linie geben die am Mittwoch weltweit veröffentlichten Erinnerungen Jackie Kennedys Einblick in das private Leben im Weißen Haus. Wenn man aus ihren Schilderungen einen politischen Schluss ziehen kann, dann ist es der, wie verlogen Staatsmänner miteinander umgehen. Es gibt kaum ein Foto, auf dem die Kennedys nicht mit den Großen ihrer Zeit freundlich lächelnd posieren - aber was das Präsidentenpaar über eben diese Leute zu sagen hatte, war weit weniger freundlich.

Verbittert

Jackie Kennedy: "Ich bin nicht eifersüchtig"

Der deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer war "ein verbitterter alter Mann, den man mit seinen 89 Jahren längst vom Sessel herunterzerren hätte sollen", Frankreichs Staatspräsident Charles de Gaulle war "unaufrichtig", Kreml-Chef Nikita Chruschtschow (JFK: "Ein Gangster") hat bei den Begegnungen in Wien dümmliche Witze erzählt. Amerikas Bürgerrechtler Martin Luther King nannte Jackie "einen furchtbaren Menschen", der an Orgien teilnahm, Amerikas Außenminister Dean Rusk "war wirklich nur ein Handlanger, der keine Entscheidung treffen konnte. Jack überlegte ständig, wie er ihn loswerden könnte." Feuern wollte er im Übrigen auch den allmächtigen FBI-Boss J. Edgar Hoover (über den heute bekannt ist, dass er Kennedy beschatten ließ und über seine Affären sehr genau Bescheid wusste).

Ballett

Jackie erwähnt, wie berichtet, die Affären ihres Mannes mit keinem Wort. Wusste der sowjetische Geheimdienst diesbezüglich sogar mehr als sie? Jedenfalls flüsterte ihr Chruschtschow während einer Ballettaufführung in der Wiener Staatsoper zu, dass die Tänzerinnen "alle nur Ihren Mann im Blick haben. Sie dürfen ihn niemals allein auf Staatsbesuch gehen lassen, er ist ein so gut aussehender Mann."

Jacqueline Kennedy geb. Bouvier war sich von Anfang an im Klaren darüber, dass sie sich ihren Ehemann mit anderen werde teilen müssen - allerdings dachte sie dabei nicht an die Monroe, Jayne Mansfield und andere Hollywoodstars: Wie er seine Familie liebte, "so liebte er auch seine engsten Mitarbeiter, seine Umgebung. Er liebte uns alle. Und, wissen Sie, ich bin nicht eifersüchtig. Sein Leben bestand aus lauter verschiedenen Bereichen. Und wir alle liebten einander."

Jedenfalls interessierte sich Kennedy dafür, wie andere Staatsmänner in Sachen Seitensprung verfuhren: "Als ich einmal viel über das 18. Jahrhundert las", erzählte Jackie, "schnappte er sich das Buch, las es und wusste plötzlich noch vor mir alles über die Mätressen Ludwig XV."

Familienleben

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Erstaunlich ist, wie normal der Familienalltag im Weißen Haus verlief. Die Probleme kennt jeder: Die Kinder stürmten in aller Früh ins elterliche Schlafzimmer und drehten als Erstes, zum Ärger von Mama und Papa, den Fernsehapparat in voller Lautstärke auf. Dafür liebte es Papa Präsident, wenn Caroline und John jr. ihn im Oval Office besuchten und dort mit ihm spielten. Abends saß man, wenn keine Gäste da waren, in der Küche und speiste vom Tablett.

Zu den Großen, denen die Kennedys - noch ehe er Präsident war - begegneten, zählte der frühere britische Premierminister Winston Churchill. "Jack hatte sich sehr auf dieses Treffen gefreut, da er ihn verehrte, aber da war der arme alte Mann wirklich schon arg senil und wusste nicht einmal, wer Jack war." Stattgefunden hat das Treffen übrigens auf der Yacht des griechischen Reeders Aristoteles Onassis, den Jackie Jahrzehnte später heiraten sollte.
Jackie verliert über John F. Kennedy kein böses Wort. Tatsächlich dürfte man ihm nicht gerecht werden, wenn immer wieder nur seine Affären und sein tragischer Tod im Mittelpunkt stehen. Der Milliardärssohn war gebildet, belesen - und hatte ein ehrliches soziales Gewissen.

Wie Sklaven

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Jackie belegt das mit einer Episode: "Ich weiß noch, wie es ihn aufgeregt hat, als wir einmal mit meiner Mutter und meinem Stiefvater zu Abend aßen, und mein Stiefvater sitzt da, mit einem Toast in der Hand, dick mit Gänseleberpastete bestrichen, und beklagt sich, dass der Mindestlohn 1,25 Dollar betragen soll. Jack sagte später zu mir: ,Ist dir klar, dass Waschfrauen 60 Cent pro Stunde bekommen?' Er war so empört darüber, dass diese Reichen keinen Gedanken daran verschwendeten, wie man von 20 Dollar im Monat leben soll, sondern die Leute wie Sklaven behandelten." Ihr Mann, verrät Jacqueline in dem eben erschienenen Buch, wollte alles daran setzen, den Kampf gegen die Armut aufzunehmen.

Leben nach der Politik

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John F. Kennedy sprach mit seiner Frau auch darüber, was er nach Ablauf seiner Amtszeit als Präsident tun würde. Er wäre gern Botschafter geworden, überlegte fürs Fernsehen zu arbeiten oder Herausgeber einer Zeitung zu werden. "An der Idee mit der Zeitung hatte er Gefallen gefunden. Manchmal sprach er darüber: ,Meinst du, wir können die Washington Post kaufen?' Vielleicht wäre er um die Welt gereist, hätte ein Buch geschrieben, hätte sich um die Bibliothek gekümmert."

In der Politik wäre er nicht geblieben, vermutete Jackie. "Die drei Brüder hatten ein sehr gutes Verhältnis zueinander". Sein jüngster Bruder Edward war bereits im Senat - und zwei Kennedys im Senat hätten für Unmut gesorgt. Er hätte also Edward zuliebe darauf verzichtet." Sein Tod im Alter von 46 Jahren sei auch deshalb so traurig, "weil Jack seine beste Zeit noch vor sich hatte".

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