Hörbiger schaut dem Tod ins Gesicht

Ein Gesicht, ein Leben. Hörbiger: "Vermutlich wären wir doch alle gerne auch ein klein wenig unsterblich, oder?"
Die Schauspielerin Christiane Hörbiger ließ eine Totenmaske machen. Und denkt im Interview über das Sterben nach.

Wenn man bewegungslos daliegt, während eine Totenmaske vom eigenen Gesicht gemacht wird, hat man Zeit. Schauspielerin Christiane Hörbiger dachte dabei über den Tod nach, sie unterstützt damit die Caritas-Hospiz-Aktion „Feiert das Leben“. Nach der Herstellung der Maske sprach sie mit dem KURIER über den Abschied von geliebten Menschen und dass sie Vater und Mutter im Jenseits wiedertreffen wird. Und über den Tod: „Natürlich denkt man daran. Und nicht immer gerne.“

KURIER: Menschen möchten lange leben. Je älter man wird, umso öfter sieht man aber geliebte Menschen sterben.

Christiane Hörbiger: Ja, wenn Freunde sterben, ist man gezwungen, sich mit dem eigenen Tod auseinanderzusetzen. Im Angesicht des Todes erscheint das Leben umso kostbarer. Der Blick zurück gewinnt an Klarheit, allein der Blick nach vorne scheint ungewiss. Das Versprechen meines Lebensmenschen, in den letzten Stunden bei mir zu sein, kann mich ein Stück weit über diese Ungewissheit hinwegtrösten. Gleichzeitig hat man natürlich nicht in der Hand, dass er nicht zuerst geht. Das möchte ich jedenfalls nicht so gerne.

Hörbiger schaut dem Tod ins Gesicht
Credit: Stefan Sladic CLOSE UP, Caritas, honorarfrei, Totenmaske Christiane Hörbiger
Werden wir geliebte Menschen wiedersehen?

Der Gedanke, an einen Ort zu gelangen, an dem andere sind, tröstet mich über den Abschied vom Leben hinweg. Da sind zuerst meine Eltern: Paula Wessely und Attila Hörbiger. Ich stand bei beiden am Totenbett. Der Vater starb mit Blick nach oben und einem Lächeln auf dem Gesicht. Die Mutter wirkte konzentriert und fast ein wenig angestrengt. Sollte es ein Wiedersehen geben, dann bin ich gespannt, wie gelassen und friedlich sie im Jenseits sind.

Was möchten Sie Ihren Lieben auf Erden sagen, wenn es einmal so weit ist?

Das entscheide ich dann. Meinem Sohn Sascha würde ich jedenfalls ein letztes Lächeln schenken wollen – so wie mir mein Vater ein letztes Lächeln geschenkt hat.

In dem Video, das bei der Herstellung Ihrer Maske gemacht wurde, sagen Sie: Für das Licht, das man angeblich sieht, wären Sie dankbar. Eine Erleichterung?

Der Tod ist für alle, die leiden müssen, mit Sicherheit eine Erleichterung. Alles geht einmal zu Ende. Natürlich ist unsere Einstellung zum Tod eine ambivalente: Wir wollen einerseits mit aller Kraft am Leben festhalten und es bewahren, obwohl wir wissen, dass Leben Werden und Vergehen bedeutet. Denken Sie aber andererseits an das zentrale Symbol der Romantik, die „Blaue Blume“. Sie spiegelt die romantische Suche nach innerer Einheit, Heilung und Unendlichkeit wieder. Vermutlich wären wir doch alle gerne auch ein klein wenig unsterblich, oder?

Was empfindet man, wenn eine sogenannte Totenmaske von einem angefertigt wird? Wenn man die Maske dann vor sich sieht? Ihr Gesicht in ewiger Ruhe.

Ich bin stolz darauf, das Mobile Hospiz der Caritas mit dieser Aktion unterstützt zu haben. Eine Aktion, die Bekenntnis zum Leben und zum Sterben gleichzeitig ist. Ich sage aber auch: Es war sicher kein Spaziergang. Immerhin befindet man sich ja im sprichwörtlichen Sinn mit dem eigenen Tod in der Maske. Aber letztlich war es mir ganz einfach ein großes Anliegen, zu zeigen, dass Menschen am Ende ihres Lebens nicht alleingelassen werden sollen. Hospizarbeit heißt Begleitung an einem Punkt des Lebens, der für jede Biografie ein ganz entscheidender ist – auch wenn dieser Punkt ganz am Ende des Lebens steht.

Hörbiger schaut dem Tod ins Gesicht
APA13458866 - 28062013 - WIEN - ÖSTERREICH: Fete Imperiale am Freitag, 28. Juni 2013, in der Spanischen Hofreitschule in Wien. Im Bild: Die Schauspielerin Christiane Hörbiger und ihr Mann Gerhard Toetschinger vor dem Eingang zur Hofburg. APA-FOTO: GEORG HOCHMUTH
Was sind Tod, Leben und Sterben für Sie?

Der Tod ist Teil des Lebens. Das Leben ist jetzt und heute, nicht gestern, nicht morgen. Und Sterben ist ein nicht buchbarer Termin.

Hintergrund: Die Schauspielerin Christiane Hörbiger ist eine von sieben UnterstützerInnen der Caritas-Hospiz-Aktion „Feiert das Leben“. Die MitarbeiterInnen des Mobilen Caritas-Hospiz betreuen Menschen, die trotz schwerer Krankheit Zuhause, in vertrauter Umgebung, leben und auch sterben wollen. Es sind viele ehrenamtliche MitarbeiterInnen, die in der Hospizarbeit engagiert sind. Dabei geht es nicht nur um Menschen im hohen Alter. Immerhin gibt es allein in Wien und Umgebung knapp 800 Kinder, die an lebensbedrohenden und unheilbaren Krankheiten leiden – 120 von ihnen sterben pro Jahr. Doch mobile Hospizarbeit wird bis heute wesentlich durch Spenden finanziert. Die Caritas bittet daher um Unterstützung. Nähere Informationen unter www.caritashospiz.at

Caritas Spendenkontonummer

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 Kto. 7.700.004 / BLZ 60000; BIC: OPSKATWW
IBAN: AT 926 0000 0000 7700 004; Kennwort: Hospiz

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