Hollywood-Star Pierce Brosnan war nach Bond-Aus "stinksauer"
Schauspieler. Vater. Ehemann. Maler. Pierce Brosnan nimmt alle seine Lebensrollen ernst. Mit 70 (er feiert heute, Dienstag, Geburtstag) ist er weit entfernt von der Pension, er hat Träume und Projekte und dabei eine Gelassenheit, die nur mit der Erfahrung kommt.
Geboren in Irland, zog er früh nach London und wurde von keinem Geringeren als US-Schriftsteller Tennessee Williams (verstorben 1983) entdeckt, der ihm eine Rolle in seinem Stück "The Red Devil Battery Sign" gab.
Seinen Durchbruch schaffte er mit der TV-Serie "Remington Steele". Und dann kam der weltberühmteste Frauenheld und Martinitrinker. Und das plötzliche Ende.
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Doch in der großen Hollywoodmaschinerie ist Brosnan auch der beste Beweis, dass man als Superstar Charakterdarsteller bleiben kann. Als ihm die Lizenz zum Töten entzogen wurde, begann sein künstlerisches Leben. Er spielt seither in allen Genres und macht Filme mit internationalen Regisseuren.
Er produziert. Und er malt. In dieser, seiner Geburtstagswoche sind seine Werke unter dem Titel "So Many Dreams" in einer Galerie in Los Angeles ausgestellt. Träume sind auch das Thema, das sich durch das Interview zieht.
KURIER: Wie finden Sie Balance?
Pierce Brosnan: Meine Familie, meine wunderbare Frau Keely, meine Söhne Dylan und Paris. Mein Haus auf Kauai (Hawaii). In Ruhe malen zu können in meinem kleinen Cottage neben dem Haupthaus. Das ist das beste Gleichgewicht zum Schauspiel und dem Leben auf dem Set, das ich auch liebe.
Die Rolle, mit der Sie nach "Remington Steele" weltberühmt wurden, ist Ihnen schon Jahre vorher angeboten worden, 1986, aber daraus wurde nichts, Timothy Dalton bekam den Job und machte drei Filme…
Ich erinnere mich daran, als wäre es gestern gewesen. Ich konnte nicht aus meinem Vertrag für "Remington Steele" raus. Aber das war in Wirklichkeit ein Segen. Ich hatte das Glück, Bond erst beim zweiten Anlauf zu bekommen.
Warum?
Weil ich 1986 zu jung war, als Schauspieler noch nicht erfahren genug. Denn Bond ist vielschichtig. So wie ihn Ian Fleming geschrieben hat, hatte er mehr Lebenserfahrung als ich 1986, mit 33 Jahren.
Und neun Jahre später, 1995, kam "GoldenEye". Waren Sie überrascht, dass Ihnen der Part ein zweites Mal angeboten wurde?
Ich konnte es nicht glauben. Als ich den Anruf von meinem Agenten bekam, sagte ich, ist das dein Ernst? Meinen die das? Ich will kein zweites Mal vor dem Altar stehen, und die Braut haut ab. Und dann der erste Drehtag. Regisseur Martin Campbell. Die größte Produktion meines Lebens, jeder hatte eine ungeheure Arbeitslast. Und eine Riesenverantwortung, denn das Franchise war zu dem Zeitpunkt sechs Jahre brach gelegen. Die Leute glaubten, es sei tot. Und wir mussten den Staub entfernen und es wiederbeleben.
Sie machten dann vier Filme, aber das Ende war bitter. Wie haben Sie darauf reagiert, von Daniel Craig ersetzt zu werden?
Ich hatte einen Handschlagdeal mit den Broccolis nach der Premiere von "Die Another Day" für einen fünften Film. Ich dachte, der gilt. Aber ganz im Gegenteil. Meine Anrufe wurden auf einmal nicht mehr erwidert, und ich musste aus der Zeitung erfahren, dass ich fallen gelassen wurde wie eine heiße Kartoffel. Mein Agent hat mich angerufen, als ich in den Bahamas "After the Sunset" gefilmt habe. Er sagte, das wird nichts, die haben einen anderen. Und klar war ich stinksauer. Aber ich wusste auch, dass ich loslassen muss. Danach war ich dankbar. Ich konnte weg von dem Image und wieder kleine Filmjuwele drehen und Charakterrollen spielen.
Wie "The Matador", einer meiner Lieblingsfilme von Ihnen. Und "The Ghostwiter" mit Roman Polanski. Und natürlich "Evelyn", was ja ein Traumprojekt für Sie war, richtig?
Ja, diese kleine irische Geschichte wollte ich unbedingt erzählen. Auch als Produzent mit meiner Firma ,Irish Dreamtime'. Ich wollte immer die Freiheit haben, über die Inhalte meiner Filme entscheiden zu können. Also habe ich die Gage vom ersten Bond-Film genommen und sie in eine Produktionsfirma gesteckt. Auch dafür bin ich 007 dankbar.
In Europa war gerade der Songcontest zu sehen. Sie haben in einem Film darüber mitgespielt. Waren Sie ein Fan?
Nein, gar nicht. Es gab zwei Gründe, warum ich den Film machen wollte, obwohl die Rolle klein war: Will Ferrell. Ich bin ein Fan von ihm. Und die Drehorte, London und Edinburgh und Island, und die Chance wieder einmal dort zu sein, konnte ich nicht missen. Ich habe die ganze Familie mitgebracht zum Dreh. Es war wundervoll. Und ich mag den Film. Er zelebriert Künstler und die Lebensträume und wie wir sie am Leben erhalten, wie wir die Leidenschaft für sie nie verlieren dürfen und wie wir uns selbst lieben und zu uns stehen können.
Es gibt immer wieder interessante Synergien im Leben: Ihre erste Erinnerung an den Songcontest und eine spätere Zusammenarbeit…
Ich weiß, worauf Sie anspielen. Ich war ein junger Theaterschauspieler in London, als ABBA damals mit dem Song "Waterloo" gewonnen haben. Und wie wir wissen, habe ich Jahrzehnte später in diesen zwei Filmen mitgespielt.
Nicht jeder Ex-Bond kann von sich behaupten, dass er mit Meryl Streep Duette gesungen hat. Wie war das?
Oh, Meryl… was für ein Geschenk. Nicht nur für mich als Szenepartner, sondern für die Welt. An die „Mamma Mia!“-Dreharbeiten habe ich nur wundervolle Erinnerungen, wie auch nicht? Die Kollegen, die Locations, es war wie Ferien. Bis aufs Singen. Das musste ich trainieren.
Wollten Sie je Musiker werden?
Nein, um Himmels Willen. Ich wollte Marlon Brando (verstorben 2004) oder Robert De Niro werden. Als junger Schauspieler, der im Theater begonnen hat, habe ich ja sogar auf Fernsehdarsteller herabgeschaut. Und dann erst Popstars. So etwas wie der Songcontest war seichte Unterhaltung. Der Witz ist wohl, dass ich danach mit einer TV-Serie berühmt wurde, einen Film über den Songcontest drehte und in "Mamma Mia!" Popsongs sang!
Daniel Craig kann nicht von sich behaupten, mit Meryl Streep im weltweiten Sommerhit ABBA-Songs geträllert zu haben.
Nein. (lacht).
Wollten Sie nicht Ihre Memoiren schreiben?
Ja, aber ich bin entsetzlich faul.
Malen ist eine Ihrer großen Lieben, und Sie haben mal gesagt, Gustav Klimt sei Ihr Lieblingsmaler. Wann haben Sie zu malen begonnen und warum?
Aus Fadesse während der Bond-Dreharbeiten zum ersten Film. Sieben Monate am Set ist anstrengend, aber auch langweilig. Die Umbaupausen während den Szenen sind lang. Also habe ich begonnen mit ‚doodling‘, das ist, wenn man einfache Figuren und Strichmännchen zeichnet. Oder so Dekozeichnungen. Dann habe ich mir eine Staffelei gekauft und im Trailer aufgestellt. Schauspielen hat damit zu tun, dass man seinen Text lernt und dann loslässt. Langeweile führt nicht dazu, dass man im Fluss bleibt. Aber ein Pinselstrich ist Bewegung. Und so konnte ich viel besser loslassen, als ich dann vor die Kamera ging.
Aber Malen ist für Sie inzwischen mehr als nur eine Schauspielhilfe, nicht wahr?
Es ist eine Therapie. Als Schauspieler sprichst du den Text, der dir gegeben wird, spielst nach der Regieanweisung des Filmemachers. Malen ist Freiheit, es gibt keine Vorgaben, es kommt alles aus dir.
Was ist die Hauptemotion an einem so großen Geburtstag?
Dieselbe wie seit vielen Jahren. Dankbarkeit. Für die großen und die kleinen Dinge. Im Universum ist das alles gleich. Das klingt jetzt sehr esoterisch, aber dieses Wissen gibt mir eine innere Ruhe und ein Selbstbewusstsein. Ich weiß, ich bin ein guter Vater, ein guter Ehemann und wenn alles klappt, ein guter Schauspieler. Genug Grund, einfach Danke zu sagen.
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