Hollywood: Der Callboy von der Tankstelle

Hollywood: Der Callboy von der Tankstelle
Ein heute 88-jähriger Callboy der Vierzigerjahre packt über seine Affären aus, und viele glauben, dass er die Wahrheit sagt.

"Full Service" betitelt Scotty Bowers seine Lebenserinnerungen. Darin packt der heute 88-jährige, immer noch sehr rüstige alte Herr über seine Affären mit Cary Grant, Edith Piaf, Spencer Tracy und Katherine Hepburn aus. Seit die New York Times ein großes Interview mit ihm brachte, streitet Amerika, ob Scotty nur ein schillerndes Großmaul ist, oder eben nicht. Autor Gore Vidal empfiehlt die Lektüre auf seiner Website: "Ich kenne Scotty seit Ewigkeiten. Er lügt nicht – wie die Stars manchmal – und er kennt jeden."

Hollywood: Der Callboy von der Tankstelle

Nach dem Krieg kam der gut aussehende, blonde, blauäugige, 23-jährige Marinesoldat als Tankwart auf den Hollywood Boulevard in der Nähe der Paramount Studios. Walter Pidgeon bot ihm 20 Dollar für eine schnelle Nummer und so sprachen sich seine Dienste herum. "Hetero, schwul oder bi; männlich oder weiblich; jung oder alt – ich hatte was für jeden." Scotty begann gut aussehende Kumpels von der Marine für Frauen und Männer im Filmbusiness zu vermitteln. In einer Zeit, als sich Hollywood nach außen hin überaus prüde gab und Schwulenrazzien an der Tagesordnung waren. Auf 286 Seiten schildert er, wie er Stars wie Rita Hayworth und Katharine Hepburn Bettpartner besorgte. Alleine der Hepburn habe er "mehr als 150 verschiedene Frauen vermittelt". Er sagt, er habe George Cukor und Rock Hudson in seiner Kundenkartei gehabt. Er selbst habe mit Edith Piaf, Spencer Tracy, Vivien Leigh und Cary Grant das Bett geteilt. Auch ein flotter Dreier mit dem Duke of Windsor und seiner Frau Wallis wird enthüllt.

In den 1980er Jahren war dann Schluss

Die Tankstelle war ein unverfänglicher Treffpunkt, um die Bestellungen für eindeutig-zweideutige Swimmingpool-Partys abzugeben. Auch ihm war die Polizei mehrmals auf den Fersen, habe ihn aber nie in flagranti erwischt. Erst in den Achtzigerjahren, als Aids den unbeschwerten Partys ein Ende setzte, habe er sich in seinem Haus in den Hollywood Hills zur Ruhe gesetzt. Scotty betont, dass er mit seiner zweiten Frau Lois seit 27 Jahren eine harmonische, sorgenfreie Ehe führe, voller Erinnerungen an sein einträgliches Gewerbe.

Hollywood: Der Callboy von der Tankstelle

"Ich habe all die Jahre geschwiegen, weil ich diese Leute nicht verletzten wollte", sagt er der New York Times . "Und ich habe auch nie die Faszination verstanden. Sie mochten eben Sex, wie sie ihn mochten. Wen geht das was an?" Auf die Frage, warum er denn jetzt sein Schweigen breche, antwortet er, er sei all die Jahre mit Film- und Buchangeboten überhäuft worden – und habe schließlich Ja gesagt, weil alle seine berühmten Kunden nun tot sind. "Die Wahrheit kann ihnen nicht mehr weh tun."

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