„Ich frag’ mich: Bin ich es wirklich?“

Die letzte Droge ist legal: „Ich rauche, aber inhaliere nicht.“
Alle reden über ihn. Der KURIER sprach mit ihm - bei einer Jause in Salzburg.

Vor vier Uhr bin ich nicht startklar“, sagt Helmut Berger seiner Freundin Kris Kren am Telefon. Sie ist seit mehr als 35 Jahren eine Weggefährtin in guten und in schlechten Zeiten. Rechtzeitig zur Jause taucht er bei seinen Salzburger Freunden Romina und Martin auf. Erschöpft vom Stiegensteigen, aber munter.

Es war kurz vor seinem 60. Geburtstag, als wir einander zuletzt trafen. Zurückgezogen lebte er bei seiner Mutter in Salzburg, die vor zwei Jahren starb. Er war gezeichnet von einem exzessiven Leben. Seine Augen erzählten von Ausschweifungen und Leidenschaft, aber auch von unendlicher Melancholie. Kein Hahn krähte nach ihm.

„Ich frag’ mich: Bin ich es wirklich?“
Schauspieler Helmut Berger in Salzburg Bild: Walter Schweinöster
Acht Jahre später, ein paar Wochen nach seinemquotenträchtigen Auftrittim Dschungelcamp, ist wieder ein Funkeln in seinen Augen. Alle reden über ihn, auch wenn er nicht mit den Medien spricht. „Lasst sie gut schreiben, lasst sie schlecht schreiben, solange sie über mich schreiben, ist alles okay“, sagt er und lacht. Kokain ist Vergangenheit. Berger begnügt sich mit Bier, spricht langsam und leicht nasal. Seine Handbewegungen sind geschmeidig und weich.

„Scheißegal“, „interessiert mich doch nicht“ und „die können mich alle am A.... lecken“ sind seine Lieblingssprüche. Er lässt sich in kein Korsett pressen. Aufzeichnungen vom Dschungelcamp schaut er nicht an. Zeitungen liest er nicht, „den Dreck“ erfahre er eh von Freunden. Fernsehen langweilt ihn. Namen von Pseudo-Promis verwechselt er oder kennt sie nicht. Nicht aus Borniertheit. Sein Gedächtnis hat Lücken. Aus Olivia wird Viktoria, aus Silva „der Trottel Salo“, und aus Richard Lugner „der Vater oder der Onkel von dem, wie heißt er?, Werner “.

„Ich frag’ mich: Bin ich es wirklich?“
Schauspieler Helmut Berger in Salzburg Bild: Walter Schweinöster
Hat ihn nur Geld in das „Dschungelcamp“ gelockt? „Ich hab mir gedacht, ich hab eh nichts zu tun. Kann ich in Australien gleich Urlaub machen und krieg Geld dafür. Und ich bin First Class geflogen.“ Von der „Dubai-Linie oder wie heißen die? Emi­grades?“ schwärmt er in höchsten Tönen. „Fantastisch, herrliche Matratzen, Massage, Duschen, zzzz, zack, zack, ein Bett.“ Früher war Luxus selbstverständlich für ihn.
„Ich frag’ mich: Bin ich es wirklich?“
Schauspieler Helmut Berger in Salzburg Bild: Walter Schweinöster
Er will zurück nach Australien. „Ich habe nur Seafood gegessen, frische Austern, Lobster.“ Er wäre gerne länger im Camp geblieben. „Es war da schon witzig, weißt du. Ich fahr’ auch nächstes Jahr hin. Klar, hat mir dasRTLangeboten.“ Vor Dschungelprüfungen graut ihm nicht. „Pf, ich hätte alles gegessen, wir essen doch auch Austern, ist scheißegal. Und ich hab im Camp immer ein Bier pro Tag bekommen,“ sagt Berger, grinst und zündet sich eine Zigarette an.

Genervt ist er vom Gerede über Opernball und Lugner. Ist Helmut Werner, der Freund von Lugners Tochter Jacqueline, nun sein Manager? „Nein. Ich habe einen Manager in Rom, das reicht. Was soll ich auch mit dem Typen? “ Er habe Werner erst ein Mal gesehen. Das war der Abend, der mit Handgreiflichkeiten zwischen Werner und Jugendlichen, die Berger aufs Klo folgten, endete. „Mit dem mache ich nur eine Sache. Weil sein Vater oder Onkel (Lugner, Anm.) ein Delikatessengeschäft eröffnet, soll ich ein Bandl durchschneiden. Dafür will ich 10.000 Euro. Aber deshalb ist er nicht mein Manager.“

„Ich frag’ mich: Bin ich es wirklich?“
Schauspieler Helmut Berger in Salzburg Bild: Walter Schweinöster
Ruhig und nachdenklich wird er, wenn er sein neues Fotobuch „Helmut Berger – Ein Leben in Bildern“ (Schwarzkopf & Schwarzkopf, 99,95 €) durchblättert. Er kannte die Schönen und Reichen. Ende der 1960er-Jahre wurde er als einer der schönsten Schauspieler gefeiert. Frauen und Männer lagen ihm zu Füßen. Von Nurejew und Romy Schneider bis Maria Callas,Mick Jaggerund Liz Taylor. Regisseur Luchino Visconti, der 1976 starb, war Bergers „große Liebe“.

Später kam er mit Drogen- und Alkoholexzessen in die Schlagzeilen. „Ich habe nichts ausgelassen, bin mein Leben lang gegen den Strom geschwommen“, sagt Helmut Steinberger. So hieß er, als er vor 68 Jahren in Bad Ischl geboren wurde. Stundenlang könne er vom Dolce Vita und den Exzessen erzählen. „Aber wenn ich die Fotos anschaue, frage ich mich manchmal: Bin ich es wirklich?“

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