Habsburgs letzte Ruhestätte

Habsburgs letzte Ruhestätte
Mit Otto Habsburg und seiner Frau werden hier die sterblichen Überreste von insgesamt 150 Mitgliedern des Kaiserhauses bestattet sein.

absburgs letzte Ruhestätte

Also, wissen Sie", sagte Otto Habsburg, "ich lass das an mich herankommen, ich würde weder sagen, ich muss in der Kapuzinergruft bestattet sein, noch dass ich auf keinen Fall dort hinwill. So wichtig ist mir das gar nicht." Wie letztens erwähnt, drehte ich vor einigen Jahren eine Dokumentation über die Kapuzinergruft, und da nahm der Sohn des letzten Kaisers auch zu dieser Frage Stellung. Mittlerweile steht fest, dass er in der Gruft seiner Ahnen die letzte Ruhe finden wird, "er selbst ist mit diesem Wunsch an uns herangetreten", erklärt Pater Gottfried Undesser, der Kustos der Kapuzinergruft. Die Existenz dieser weltweit einzigartigen Begräbnisstätte entspricht durchaus der Sehnsucht des Wieners nach einer "schönen Leich". Dass die Kaisergruft, wie sie eigentlich heißt, nach der Beisetzung Otto Habsburgs und seiner Frau Regina die sterblichen Überreste von 150 Personen beherbergen wird, grenzt an ein Wunder. Denn die am Neuen Markt gelegene Gruft war ursprünglich für ganze zwei (!) Särge vorgesehen: für die des Kaisers Matthias und seiner Frau Anna. Aus diesem Plan, der zu Beginn des 17. Jahrhunderts entstand, wurde die Begräbnisstätte von 12 Kaisern, 16 Kaiserinnen und mehr als 100 weiteren Mitgliedern des Erzhauses, darunter 42 Kinder.

Mönche

Habsburgs letzte Ruhestätte

Am Anfang standen zwölf Kapuzinermönche, die im Jahre 1599 zu Fuß von Rom nach Prag pilgerten und in Wien zu einer kurzen Rast einkehren wollten. Als sie erfuhren, dass in Böhmen die Pest ausgebrochen war, beschlossen sie, in Wien zu bleiben. Und aus der kurzen Rast sind bisher mehr als 400 Jahre geworden. Die fromme Kaiserin Anna stiftete den Kapuzinern ein Kloster mit kleiner Krypta, "allwo mein Gemahl und ich liegen wollen". Die Patres waren als Hüter der kaiserlichen Ruhestätte ausersehen. Als Anna im Alter von 33 Jahren starb, war die Gruft noch nicht fertig, weshalb ihr Leichnam - wie drei Monate später auch der ihres Mannes - vorerst im nahen Dorotheerkloster beigesetzt wurde. Nach der Fertigstellung der Kapuzinerkirche und des darunter liegenden Kellergewölbes konnten die beiden Särge 1633 überführt werden. Und damit sollte die Gruft auch schon vollendet sein, denn mehr als zwei Gräber waren auf so engem Raum nicht denkbar.

Serie

Doch dann führte das Schicksal Regie: Im Umfeld von Kaiser Ferdinand III. wurde eine Serie plötzlicher Todesfälle beklagt, als seine beiden Söhne Philipp und Maximilian innerhalb einer Woche starben. Für ihre kleinen Särge war bei den Kapuzinern gerade noch Platz, aber bald lag auch Ferdinands Frau Maria Anna im Sterben und bat darum, bei ihren Kindern die letzte Ruhe zu finden. Als dann auch der Kaiser verfügte, bei Frau und Kindern beigesetzt zu werden, erwies sich das winzige Refugium als viel zu klein, weshalb 1657 mehrere Sarkophage übereinandergeschlichtet werden mussten.

Tradition

Zwar war's nun bereits Habsburger-Tradition, sich bei den Kapuzinern bestatten zu lassen, aber niemand wusste, wohin mit den Särgen. Also wurde die Gruft im Lauf der Jahrhunderte - zuletzt 1960 - acht Mal um- und ausgebaut, wobei jedes Mal weitere Keller der angrenzenden Grundstücke dazu erworben wurden. Durchquert man die zehn Gruft-Abteile, ist man geneigt, ein altes Sprichwort abzuwandeln: Zeige mir, wie sie begraben sind und ich sage dir, wie sie gelebt haben. So ist Maria Theresias drei Meter hoher und reich verzierter Barock-Sarkophag der prächtigste von allen, während der davorstehende Kupfersarg ihres auch zu Lebzeiten eher bescheidenen Sohnes Josef II. ganz schlicht ist. Drei prominente Habsburger fehlen in der Kaisergruft: Der in Sarajewo ermordete Thronfolger Franz Ferdinand wollte an der Seite seiner Frau begraben sein, der man aber, da sie "nicht ebenbürtig" war, die letzte Ruhe bei den Kapuzinern verwehrte. Daher ist das Ehepaar im niederösterreichischen Schloss Artstetten beigesetzt.

Kaiser Karl

Kaiser Karl wiederum wurde in Madeira begraben, wobei man immer noch spekuliert, ob er nicht doch eines Tages zu den Kapuzinern gebracht wird. Auch diese Frage stellte ich damals Otto Habsburg, der meinte, "dass eine Überführung meines Vaters nur mit dem Einverständnis der Menschen auf Madeira möglich ist. Sie standen ihm in schweren Zeiten zur Seite, man müsste sie dazu bringen, dass sie zustimmen. Ansonsten wäre es ein Zeichen der Undankbarkeit, dass man ihnen ihren Kaiser wegnimmt." Kapuziner-Pater Gottfried will sich mit dieser Frage "erst auseinandersetzen, wenn die Familie Habsburg eine Entscheidung getroffen hat". Nach einer möglichen Beisetzung Karls wäre die Kaisergruft aber wirklich voll. Die Kapuziner haben "einfach keinen Platz mehr". Betroffen von dieser "Sperre" sind ein noch lebender Bruder Otto Habsburgs und die künftigen Generationen der Familie. Das Ehepaar Habsburg findet am nächsten Samstag in der "Gruftkapelle" der kaiserlichen Begräbnisstätte Einlass. Als "Otto und Regina, zwei sündige Menschen", wie es das Zeremoniell vorsieht.

Kaisergruft: Die Begräbnisstätte der Familie Habsburg

Kapuziner Gegründet 1618 von Kaiser Matthias und Kaiserin Anna, sollte sie nur diesem Ehepaar als Begräbnisstätte dienen. Mit Otto und Regina Habsburg wird der Kapuziner-Orden die Gebeine von 147 Personen sowie drei Herz-Urnen beherbergen.Herzen Die Herzen der meisten Mitglieder der Familie Habsburg sind aber im "Herzgrüftl" in der nahe gelegenen Augustinerkirche aufbewahrt. Das Herz Otto Habsburgs wird jedoch in der ungarischen Benediktinerabtei Pannonhalma bestattet. Besucher Die Kapuzinergruft wird im Jahr von rund 200.000 Menschen besucht. Ausnahme Als einzige Nicht-Habsburgerin wurde hier 1754 Maria Theresias Erzieherin, Gräfin Karoline Fuchs, beigesetzt.

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