"Habe romantische Freundschaften mit Männern"

"Habe romantische Freundschaften mit Männern"
Christine Kaufmann spricht über über Krisen, Scheidung und neue Lebenslust.

Lust auf einen Neuanfang hält jung, findet Schauspiel-Legende Christine Kaufmann (69). In ihrem neuen Buch „Lebenslust, So kann ich mich jederzeit neu erfinden!“ (Nymphenburger Verlag, 19,99 Euro) erzählt die Mutter der US-Schauspielerinnen Alexandra (49) und Allegra (48), wie man nach großen Krisen neue Kräfte schöpft. Im KURIER-Talk lässt sie ihr turbulentes Leben – vom Kinderstar („Rosenresli“, 1954) nach Hollywood und retour – Revue passieren.

„Sich jederzeit neu erfinden“ ist das Motto ihres neuen Buches. In welchem Bereich haben Sie sich zuletzt neu erfunden?
Christine Kaufmann: Einen Neuanfang hatte ich, so banal es klingt, in einem körperlichen Sinn. Es war für mich wichtig, wieder „schlank“ zu werden, einen geschmeidigeren, verlässlicheren Körper, ein gutes Körpergefühl zu haben. Ich mache jeden Tag 25 Minuten Gymnastik. Dazu brauche ich kein Fitnessstudio. Das kann ich auch auf engem Raum machen, ich habe mir eine eigene Hotelzimmerübung einfallen lassen. Ich habe in meinem Leben immer gern getanzt, am liebsten zu afrikanischer Musik.

Wenn Sie ein gutes Lebensgefühl auf ein paar Säulen reduzieren müssten, welche sind die wichtigsten?
Körperharmonie ist wie ein Tisch mit vier Füssen. Dazu gehören Ernährung, Bewegung, Berührung und Farben. An Tagen, an denen ich blass bin, wird mich ein grauer Pullover noch farbloser erscheinen lassen. Da passt ein kräftiges Rot einfach besser. Auch in meinem Schlafzimmer habe ich im Winter zwei Wände korallenrot gestrichen, die eine besondere Wärme ausstrahlen. Bei der Kleidung sind meine Lieblingsfarben momentan rot, rostrot und ein dunkles Lila.

Inwieweit hat Ihre frühe Ehe mit Tony Curtis ihre darauffolgenden Beziehungen und Ehen beeinflusst?
Meine Ehen haben mir alle gezeigt, dass meine Arbeit als Kind und die Fähigkeit, alleine ums Überleben zu kämpfen aus mir eine Amazone gemacht haben, die sich nicht unterwerfen kann. Ich ertrage auch keinen Mann, der Ansprüche an mich stellt. Dazu kann ich auch nicht wirklich vertrauen, was für eine Ehe „dünnes Eis“ bedeutet. Dafür habe ich Freundschaften mit Männern, die durchaus romantisch sind.

Der Grund für Ihre letzte Scheidung?
Mein Ex-Mann und ich führten keine besonders romantische Ehe. Im Zuge einer Krise vor einigen Jahren merkte ich, dass ich von ihm nicht bekomme, was ich brauche. Dann beschloss ich, es mir selbst zu geben. Ich brauche keinen Mann, um mich ganz zu fühlen.

Sie haben die Krise und ihr Burnout angesprochen.
Es gab mehrere Baustellen in meinem Leben: Arbeit, Familie, Finanzen und die Beziehung zu meinem Mann, von dem ich mich schließlich trennte. Ich machte Teleshopping, dort gab es Intrigen und Mobbing. Ich habe auch gemerkt, dass es mir charakterlich an allem fehlt, was man dort braucht. Ich bin dann ein finanzielles Risiko eingegangen und habe andere Verkaufswege für meine Kosmetik gefunden. Für jeden gibt es Zeiten, in denen sich Probleme anhäufen. Mein Fazit aus der Krise: Man muss zuerst an sich selber arbeiten. Wenn man ein Problem hat, das man nicht lösen kann, hilft es die Einstellung dazu zu ändern.

Wie haben Sie das konkret gemacht?
Ich bin Schritt für Schritt rausgekommen. Ich bin in eine eigene Wohnung umgezogen. Ich habe mich ganz gezielt um meinen Körper gekümmert. Obwohl ich damals dazu gar keine Lust hatte, habe ich mich viel bewegt und getanzt. Dann habe ich auf meine Ernährung geachtet und meinen Körper entsäuert und entgiftet. Nahrung soll deine Medizin sein, wie Paracelsus sagte.

Gab es Warnsignale vor Ihrem Burnout?
Ich hatte ständig eine Verkühlung, Bronchitis, Nebenhöhlenentzündung. An meinem 65. Geburtstag bin ich dann vier Tage im Bett liegen geblieben, weil ich nicht die Kraft hatte aufzustehen. Was für mich sehr untypisch ist.

2011 waren Sie bei Dancing Stars dabei. Würden Sie nochmal teilnehmen?
Es war eine ambivalente Erfahrung. Toll, weil ich über das Tanzen die Folge eines gebrochenen Beines erkannte und heilen konnte. Grässlich, weil mein Lieblingsfreund (Anmerkung: der Sozialwissenschaftler Günter Amendt) an dem Abend durch einen Unfall ums Leben kam.

INFO:

Christine Kaufmann: Lebenslust, So kann ich mich jederzeit neu erfinden! Nymphenburger Verlag, 19,99 Euro
Lesung: Freitag, 23. Mai 2014, Schloss Albeck, Kärnten

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