Guido Maria Kretschmer: "Ein bisschen Fernsehstar spielen"
An Guido Maria Kretschmer führt derzeit kein Weg vorbei – zumindest im deutschen Privatfernsehen. Mit seinen amüsanten Jury-Urteilen machte er das an sich nicht besonders originelle Format "Shopping Queen" zum Überraschungserfolg. Für Sätze wie "Das ist ein textiles Verhütungsmittel. Wer so was an hat, wird nicht schwanger" lieben ihn die Zuseher. Im Gegensatz zu Juror-Tyrann Dieter Bohlen, der die Egos seiner Kandidaten regelrecht zu zerstören scheint, schafft es der selbsternannte "Textil-Diktator", harte Worte in feinfühlige, charmante und immer witzige Formulierungen zu packen. Ab 14. Mai wird er in seiner neuen RTL-Show "Hotter than my daughter" nun Mütter und Töchter um die Wette stylen.
Will gemocht werden
Der zum Medienliebling avancierte, studierte Modedesigner schart eine riesige Fanschar um sich. Mehr als 720.000 Likes zählt etwa seine Facebookseite. Nach eigenen Angaben hat er mehr als 30 Angebote deutscher Privatsender auf seinem Schreibtisch liegen – er bewirbt einen populären Joghurtdrink und entwirft auch Mode für den breiten Geschmack.
Im Interview mit dem KURIER gibt sich der 49-Jährige so schlagfertig und redselig wie in seinen Shows. "Ich bin ein kleiner Junge aus Nordrhein-Westfalen, der Modedesigner werden konnte und jetzt ein bisschen Fernsehstar spielen darf." Kretschmer will gemocht werden. Beliebt war der kurzzeitige Medizinstudent schon immer, sagt er. Selbst wenn er an seine Kindheit und Jugendzeit zurückdenkt: "Ich bin unbespieltes Land, das ist mein Geheimnis. Ich habe keinem gegenüber Vorurteile. Das habe ich meinen Eltern zu verdanken, die mich sehr frei erzogen haben." Über seinen TV-Erfolg ist er konsequenterweise nicht wirklich überrascht: "Ich habe schon als Kind gewusst, dass so etwas in irgendeiner Form passieren wird. Ich habe mich selbst interviewt und mich auf das alles vorbereitet. "
Wo bleibt bei ihm als Designer das Außergewöhnliche, das Spezielle, nach dem Modeleute zu streben scheinen? "Dass nur elitäre Menschen meine Kleidung tragen können, war noch nie mein Ziel. Ich liebe die Masse. Karl Lagerfeld hat sicher nicht mit H&M zusammengearbeitet, weil er Geld brauchte. Er hatte einfach große Lust, seine Entwürfe an vielen Menschen zu sehen, die damit Spaß haben." Kretschmer streicht seine Bescheidenheit regelrecht hervor. Geld sei ihm nicht wichtig: "Ich bin wirklich nicht geldgierig und wollte nie reich oder berühmt werden. Aber ich wollte immer frei sein. Daher ist mein Modeunternehmen auch absolut eigenfinanziert. Das ist in der Modebranche ziemlich ungewöhnlich."
Für die neue Show auf RTL werde er sehr gut bezahlt, wegen des Geldes mache er das alles aber nicht. Reich sei er schon vor seiner TV-Zeit, als Designer von Uniformen für Flugunternehmen geworden. "Ich hatte auch schon vor den Fernsehshows ein Haus im Süden. Meine Träume habe ich mir schon alle erfüllt."
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