Günther Paal: Ein Autist, der im Auto Urlaub macht

Günther Paal: Ein Autist, der im Auto Urlaub macht
Der Kabarettist liebt Autobahnen, Allradantrieb und geschliffene Formulierungen.

Treffpunkt Tankstelle bei der Zufahrt zur A1. Urlaub auf der Autobahn ist angesagt, bevor der Kabarettist am 3. September mit seinem neuen Programm "So Sachen – ein Stapel Anmerkungen" wieder auf der Bühne stehen wird. Günther Paal (52) alias Gunkl fährt wochenlang in seinem Allrad-Audi A6 Tausende Kilometer (400.000, in acht Jahren, hat er bis jetzt auf dem Tacho). "Die Tür ist zu, ich bin drin, die Welt ist draußen." In seinem faradayschen Käfig wird geraucht, Deutschlandfunk gehört, viel nachgedacht und auch nicht gedacht. Wie immer wird es eine Fahrt ins Blaue mit Zwischenstopps an Raststätten und in Hotels mit Raucherzimmern.

Günther Paal: Ein Autist, der im Auto Urlaub macht

Günther Paal
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Günther Paal
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Günther Paal

Seine Freundin urlaubt derweil lieber in einem schönen Hotel. "Die Zweisamkeit ist ihrer Großzügigkeit zuzurechnen", ist der große Rotblonde überzeugt. Sie lässt ihm seine Freiheit und Authentizität.

Der Vielredner, dem sein Vater vor Jahrzehnten, "liebevoll, aber durchaus bewusst", das Butterbrot ins Gesicht gedrückt hat, weil der Bub beim gemeinsamen Mahl ohne Pause und ohne Reaktion auf die Appelle seiner zwei Geschwister und der Eltern geredet hat, ist vor allem ein Vieldenker.

Seine Formulierungen sind genauso geschliffen wie seine selbst geschmiedeten Messer. Jedes Jahr fährt er mit Freund Christian Schmidt (Schauspieler, "Müllers Büro") eine Woche nach Hamburg zu einem Schmied, bei dem sie ein Messer aus Damaszener-Stahl schmieden. Feinste Handarbeit, die er in Gunkl'scher Genauigkeit erklärt. Paal holt aus dem Kofferraum ein wunderschön gemasertes, aus 300 Lagen weichen und harten Stahls feuerverschweißtes Küchenbeil, an dem er heuer eine Woche arbeitete. "Was man da an Ärmel, Kraft hineinstopfen muss, ist enorm."

Einzelgänger

Im Grunde seines Gemüts sei er Autist. Das bestätigte ihm der Asperger-Test, den er im Internet ausfüllte. "Da bin ich auf jeden Fall dabei. Mir fehlt leider die Hochbegabung", sagt der hochbegabte Gedankenakrobat. Ein Stichwort genügt und Gunki, wie ihn sein Bruder nannte, weil er Günther nicht aussprechen konnte, legt einen wortmächtigen Marathon hin.

Seinen Autismus erklärt er so: "Ich kann den Umgang mit Artgenossen einigermaßen glaubwürdig simulieren oder bedienen. Aber wenn niemand etwas von mir will, wenn ich niemandem in die Augen schauen muss, geht es mir besser." Deshalb genießt er die Autofahrten ganz allein. "Weil oft bin ich wo, wo ich mir denke: ,Oida, des is net scheh.’ Aber es gibt ein Raucherzimmer und Internetzugang, mehr brauch ich nicht." Der Logiker ist ein Homo Urbanus, der nur in Städte fährt. "Wenn zwei Bäume nebeneinander stehen, werde ich schon nervös." Paal mag die Anonymität eines Hotels. "Ich will mir nicht in einer Frühstückspension Sozialkontakte umschnallen." Als Dr. Paal – "ich bin von einem Doktor so weit weg wie eine Kuh vom Fliegen" – trat der Bassist als "Experte für eh alles" in der Fernsehsatire Dorfers Donnerstalk auf."Ich fasse meine Gedanken in Worte und nicht meine Gefühle. Weil Gefühle eher dazu da sind, gefühlt zu werden. Das ist halt mein Autismus." Der Sohn eines Schriftsetzers und einer Hutmacherin, "die hochmusikalisch schon mit zwölf Jahren Beethoven-Sonaten gespielt hat", ist manchmal penibel wie Monk aus der gleichnamigen TV-Serie. Er kauft immer 30 Paar gleiche Socken, die gleichmäßig oft gewaschen und gemeinsam weggeschmissen werden. "Dann kommt der neue Posten."

Günther Paal: Ein Autist, der im Auto Urlaub macht
So macht er es auch mit der Kleidung. Er kauft verschiedene Stoffe, sein türkischer Schneider näht ihm daraus immer die exakt gleichen Hosen und Hemden mit vielen praktischen Taschen. Nur der Gürtel, ein alter Sicherheitsgurt aus dem Flugzeug, ist seit 20 Jahren derselbe. Während sich die meisten Künstler am liebsten in schwarzes Tuch hüllen, mag es der Kabarettist und Musiker bunt. "Die Farbzusammenstellung ist der Hammer, wo sensible Gemüter Nasenbluten kriegen", sagt Günther Paal im Auto. Die Knie nah am Lenkrad, die Rückenlehne weit zurück gekippt, macht er einen Zug aus der Davidoff-Zigarette. Die Sorte, die es nur in Spezial-Trafiken gibt, liegt stangenweise für den Stammgast auf der Raststation kurz vor der Grenze von München nach Wien bereit. "Fünf Stangen kaufe ich jedes Mal." Seit sechs Jahren geht es sich aus, dass er nur dort kauft.

Ein habituell süchtiger Mensch sei er. Das Trinken hat er sich vor 20 Jahren, ohne Hilfe, komplett abgewöhnt. "Jetzt bin ich nicht praktizierender Alkoholiker." Ein rauchender Raucher wird der geistreiche Gunkl aber bleiben.

Info: Gunkl: "So Sachen - ein Stapel Anmerkungen" ab 3. 9. im Stadtsaal

www.stadtsaal.com

www.gunkl.at

Wütend werde ich bei Dummheit, die als Haltung vorgetragen und akzeptiert wird. Wenn wer z’fäu is zum Denken ...

Still bin ich, wenn es geboten ist.

Mein Vater sagte immer: „Am besten steht man auf eigenen Füßen.“ Und: „Feine Menschen pflegen spurlos zu verschwinden.“

Gunkl heiße ich, weil mein Bruder, als er noch jung und ich noch ganz frisch war, Günther nicht aussprechen konnte. Er hat Gunki gesagt und ich hab es dann dediminuiert.

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