Die geheime Seite des Peter Alexander

Doku: "Hier ist ein Mensch: Peter Alexander", 29. Juni, 20.15 Uhr, ORF 2.
Der Star wie ihn kaum jemand kannte. Erinnerungen an eine außergewöhnliche Begegnung.

Die heile Welt. Sie war es, die Peter Alexander in seinen Filmen und Fernsehshows wie kein anderer verkörperte. Zu tiefer gehenden Aussagen in der Öffentlichkeit kam es nicht, da der Star darauf bedacht war, sich die Sympathien möglichst breiter Publikumskreise zu erhalten. Einmal jedoch, es war im Frühjahr 1991, saß ich bei einer privaten Einladung einen ganzen Abend lang neben ihm. Und da legte er los. Sprach über die Probleme unserer Zeit, über Politik, Krieg, Religion, den Tod und die Sünden der Menschheit. Als sich der Abend seinem Ende zuneigte, sagte ich: "Herr Alexander, über diese Themen möchte ich ein Interview mit Ihnen führen. Das würde einen Peter Alexander zeigen, wie ihn keiner kennt."

Die geheime Seite des Peter Alexander
Er zögerte kurz, beriet sich mit Ehefrau Hilde – und ein paar Tage später saß ich in seiner Döblinger Villa, in der er zum ersten und wohl einzigen Mal über all das offen sprach, das ihn bewegte. Fernab von der heilen Welt. Heute, mehr als fünf Jahre nach seinem Tod, sind seine Gedanken aktueller denn je.

Im Egoismus ersticken

"Was mich wütend, ja zornig macht", begann er, "ist das grenzenlose Unrecht, das unsere Welt beherrscht. Da sind die einen, die immer auf die Butterseite fallen, zu denen wir hier zählen. Und dann gibt’s diejenigen, denen es immer schlecht geht. Hunger, Krankheit, Kriege, diese Menschen sind machtlos dagegen, und auch wir tun viel zu wenig. Wir alle sollten es uns zur Gewohnheit machen, Menschen, die in Not sind, zu helfen. So wie bisher kann es nicht weitergehen, diese Welt muss eine andere werden, sonst wird sie noch in ihrem Egoismus ersticken."Auch vor der heimischen Politik machte er nicht Halt: "Ob ein Politiker links oder rechts steht, ist mir nicht so wichtig wie Fähigkeit und Redlichkeit." Die Ohnmacht des Staatsbürgers gegen "die da oben" stimmte ihn nachdenklich und auch "was sie einem vor den Wahlen versprechen – und dann doch nicht halten". Dennoch empfand er damals die Große Koalition als beste Lösung für Österreich. "Politischen Experimenten kann ich nichts abgewinnen, davon habe ich schon zu viele erlebt."

"Ich bin Pazifist"

Die geheime Seite des Peter Alexander
APA3590829-2 - 13022011 - WIEN - ÖSTERREICH: ZU APA 005 KI - Der österreichische Schauspieler, Sänger und Entertainer Peter Alexander ist am Samstag 84-jährig gestorben. Peter Alexander wirkte in rund 50 Filmen und 40 eigenen TV-Shows mit und nahm an die 120 Platten auf. Sein Werk gehört zum Kanon der deutschsprachigen Unterhaltung, schon drei Generationen amüsierten sich bei seiner Kunst des umfassenden Entertainments. Im Bild: Peter Alexander mit seiner Frau Hilde in München im Dezember 1993. APA-FOTO: Istvan Bajzat
Peter Alexander blickte auch über unseren Tellerrand hinaus, in die weite Welt: "Ich bin leidenschaftlicher Pazifist. Die Tatsache, dass es immer wieder Kriege gibt, macht mich traurig. Mich erschüttert, dass es die Menschheit noch nie geschafft hat, aus der eigenen Vergangenheit zu lernen. Nie werde ich begreifen, warum sie immer wieder die Fehler der vorherigen Generation begeht."Auch wenn ihm das Fernsehen die große Popularität gebracht hat, stand er dem Medium und allem, was es anrichten kann, kritisch gegenüber: "Ich war während des Golfkriegs schockiert, wie sorglos die Gräueltaten unters Volk gebracht wurden. Da ist eine Stimmung entstanden, die uns vermitteln wollte, dass der Krieg gar nicht so arg sei. Aber man hat uns da eine Show vorgespielt. Ich weiß, was Krieg wirklich ist, weil ich ihn als 18-Jähriger kennen gelernt habe. Mit dem, was uns da gezeigt wurde, hat das nichts zu tun."Zwei Weltkriege in einem Jahrhundert seien des Irrsinns genug, ereiferte sich Alexander, "aber die Regierenden tun viel zu wenig, dass Situationen, die zum Krieg führen können, nie wieder eintreten."

Kein Sunnyboy?

Die geheime Seite des Peter Alexander
"Charleys Tante", Bei der Versammlung eines großen Konzerns verliebt sich der junge Otto Wilder Hals über Kopf in die attraktive Hauptaktionärin Carlotta. Leider kann er am Abend nicht mit ihr ausgehen. Sein Bruder Ralf benötigt für eine Party in der Wohnung seines Freundes Charley eine Anstandsdame. Otto soll sich deshalb als Charleys Tante verkleiden. Prompt taucht die echte Tante zur Feier auf - und dabei handelt es sich um niemand anderen als die charmante Carlotta.Im Bild: Peter Alexander, Fritz Eckhardt. Veroeffentlichung fuer Pressezwecke honorarfrei ausschliesslich im Zusammenhang mit oben genannter Sendung oder Veranstaltung des ORF bei Urhebernennung. Foto: ORF/Kirch Media. Anderweitige Verwendung honorarpflichtig und nur nach schriftlicher Genehmigung der ORF-Fotoredaktion. Copyright: ORF, Wuerzburggasse 30, A-1136 Wien, Tel. +43-(0)1-87878-13606
"Wenn ich Ihnen so zuhöre", sagte ich, "stelle ich fest, dass Sie vom Typ Sunnyboy, als den wir Sie vom Bildschirm kennen, ziemlich weit entfernt sind."

"Sehr weit sogar", erklärte er. "Ich bin in Wirklichkeit ein eher ernster, nachdenklicher Mensch."

"Ja, das stimmt", meldete sich seine Frau zu Wort, "er ist scheu und hat oft düstere Gedanken, in denen er sich fragt: ,Wie lange wird das noch gut gehen mit dieser Welt, deren Natur wir zerstören?"

Die Profitgier

Damit war das Stichwort zu einem seiner "Lieblingsthemen" gefallen: "Ich kann nicht akzeptieren", meinte Peter Alexander, "was wir unserer Umwelt antun, wie wir mit den Schätzen des Universums, den Lebensreserven unserer Kinder und Enkel umgehen, wie wir unsere Umwelt ausbeuten! Die Menschheit wird immer noch von Profitgier beherrscht. Und ich nehme an, dass sie dieser Charaktereigenschaft einmal zum Opfer fällt."

Als leidenschaftlicher Fischer musste er diese Entwicklung aus nächster Nähe mitansehen: "Wenn ich in unseren Flüssen angle, sehe ich, was da alles hineingepumpt wird, von Fabriken ebenso wie von privaten Leuten. Ich sehe Unmengen von Plastikfetzen und Ölfässern, ich sehe Kanister und ganze Mülldeponien, die bei Hochwasser an den Bäumen hängen bleiben. Ja, unser Umweltbewusstsein hat sich in den letzten Jahren verändert. Aber alles, was bisher geschah, ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Denn in Wirklichkeit schreitet die Zerstörung fort, nähert sich einem Stadium, das irreparabel zu werden droht."

Peter Alexander betet

Die geheime Seite des Peter Alexander
"Hier ist ein Mensch: Peter Alexander", Der Film zeigt den umjubelten Star noch einmal in vielen seiner glanzvollen Auftritte: Seine Hits, seine Filme, seine längst zu Kult gewordenen Parodien ("Was bin ich?", "Die Royals") und die legendären Ausschnitte aus den großen Shows mit Stars wie Vico Torriani, Caterina Valente, Wencke Myhre, Bibi Johns, Gunther Philipp, Ivan Rebroff, Mireille Matthieu, Karel Gott, Udo Jürgens, Tom Jones, Christa Ludwig, u.v.a. - "Peter, der Große", wie ihn alle kennen und lieben gelernt haben. Aber wer war Peter Neumayer wirklich? Zum ersten Mal überhaupt werden die Zuschauer erfahren, dass für Peter Alexander die Idee von der "Heilen Welt", die er in seinen Liedern und Shows so eindringlich beschworen hat, nicht nur eine billige Verkaufsmasche war ? Seine engsten Vertrauten und Wegbegleiter werden zu sehen sein und diese private Seite von Herrn Neumayer beleuchten, unterstützt von bislang unveröffentlichtem privatem Material, das der begeisterte Hobbyfilmer Peter Alexander im Kreise seiner Familie oder auf Reisen mit seiner Schmalfilmkamera aufgenommen hat. So wird im Spannungsfeld zwischen Glamour und großer Showbühnen und der Stille der Wiener Weinberge die Geschichte eines Mannes sichtbar, der im wirklichen Leben vieles ganz anders gemacht hat als es vielleicht seine viel berühmtere Bühnen-Figur gemacht hätte. Hier ist wirklich ein Mensch: Peter Alexander! Regie: Thomas MachoIm Bild: Peter Alexander mit Ehefrau Hilde Neumayer. SENDUNG: ORF2 - MI - 29.06.2016 - 20:15 UHR. - Veroeffentlichung fuer Pressezwecke honorarfrei ausschliesslich im Zusammenhang mit oben genannter Sendung oder Veranstaltung des ORF bei Urhebernennung. Foto: ORF/Melodie Privatstiftung. Anderweitige Verwendung honorarpflichtig und nur nach schriftlicher Genehmigung der ORF-Fotoredaktion. Copyright: ORF, Wuerzburggasse 30, A-1136 Wien, Tel. +43-(0)1-87878-13606
Er sei ein religiöser Mensch, sagte Peter Alexander noch, "aber keiner, der in die Kirche geht. Ich bin gläubig, bete zu Gott, jedoch in den seltensten Fällen für mich selbst. Viel eher wenn ich von schrecklichen Schicksalsschlägen lese oder höre. Dann bete ich für diejenigen, die es betrifft."

Peter Alexander stand, als das Gespräch stattfand, kurz vor seinem 65. Geburtstag und erklärte, dass damit ein wunder Punkt getroffen sei. "Die Tatsache, dass ich in einem Alter bin, in dem man darüber nachdenkt, dass das Werkl irgendwann einmal aufhört zu rennen, stimmt mich wirklich traurig. Ich denke viel nach über das Leben und seine Vergänglichkeit. Gerade in letzter Zeit beschäftigt mich das sehr." Dabei war er sich seiner singulären Stellung als einer der populärsten Entertainer seiner Zeit bewusst: "Was ich mit meinen 65 Jahren erleben durfte, da müsste ein anderer 200 Jahre alt werden."

So viel zu Peter Alexander, wie ihn kaum jemand kannte. Mit der von ihm sonst so erfolgreich besungenen heilen Welt hatte der herzlich wenig zu tun.

TV-Tipp: Dokumentation zum 90. Geburtstag: "Hier ist ein Mensch: Peter Alexander", Mittwoch 29. Juni, 20.15 Uhr, ORF 2.

Karriere Geboren vor 90 Jahren, am 30. Juni 1926, als Peter Alexander Neumayer in Wien als Sohn eines Bankbeamten. Nach der Matura im letzten Kriegsjahr Flakhelfer und dann in englischer Kriegsgefangenschaft. Nach Absolvierung des Max-Reinhardt Seminars wird er bald für Theater, Film und Schallplatte entdeckt. "Peter der Große" verkauft insgesamt 46 Millionen Tonträger, spielt in 60 Kinofilmen und präsentiert von 1963 bis 1995 TV-Shows, die von jeweilsbis zu 45 Millionen Zusehern in Deutschland, Österreich und der Schweiz verfolgt werden.

Privates Seit 1952 mit der Schauspielerin Hilde Haagen (1932–2003) verheiratet, mit der er Tochter Susanne (1958– 2009) und Sohn Michael (*1963) hat. Bei mehreren Umfragen zum beliebtesten Österreicher gewählt, erhält er 1992 die von den KURIER-Lesern verliehene ROMY und 1993 die Platin-ROMY für sein Lebenswerk. Peter Alexander stirbt am 12. Februar 2011im Alter von 84 Jahren.

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