Folk-Legende Joan Baez: "Bin gar keine Pazifistin, nur eine gewaltlose Soldatin“

Joan Baez litt lange an Lampenfieber, doch bald floh sie lieber auf die Bühne (2019, San Sebastián)
Die kämpferischste Sängerin für den Frieden, Joan Baez, wird heute, Samstag, 80 Jahre alt.

Der Widerspruch ist ihr in die Wiege gelegt. Ihr Vater gab seinen gut dotierten Job als Physiker in einem Rüstungsunternehmen aus moralischen Bedenken auf und zog mit seiner Frau und drei Töchtern nach langen Odysseen von New York nach Massachusetts. Die mexikanischen Wurzeln sorgten bei der "Mittleren“ für einen dunklen Teint. In der Schule nannte man sie "Nigger“.

Bei einer Luftschutzübung zeigte sie erstmals ihr politisches Engagement, als sie sich aus zivilem Ungehorsam weigerte, das Klassenzimmer wegen "Sinnlosigkeit“ zu verlassen – zuvor hatte sie mit ihrem Vater ausgerechnet, dass man unmöglich die Schutzräume erreichen könnte, bevor "Raketen aus der Sowjetunion“ niedergegangen wären. Das brachte ihr sogar in der Lokalpresse den schlimmen Ruf ein, Kommunistin zu sein.

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Heute, Samstag, wird sie 80 und hat sich zahllose weitere "Images“ redlich erworben und unerbittlich verteidigt: Joan Baez steht für Feminismus, Pazifismus, Aktivismus und – gespeist aus all diesen Haltungen – für grandiose Musik. Sie galt und gilt alterslos als "Stimme und Gewissen ihrer Generation“.

Für ihr Engagement saß sie auch schon im Gefängnis: "Elf Tage für die Störung des Friedens, dabei versuchte ich doch nur, den Krieg zu stören!“ Und Baez schreckte in ihrer mitreißenden Mission vor keinem Brandherd dieser Welt zurück: Sie trat in Vietnam auf, sie war, an der Seite ihres künstlerischen und privaten Partner Bob Dylan bei Martin Luther Kings Marsch auf Washington Frontwoman.

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Zu Kings legendärer Rede („I Have a Dream“) sang sie „in unerbittlicher Sanftheit“, wie der deutsche Tagesspiegel es nannte, „We Shall Overcome“. Dabei litt sie jahrelang, auch schon als „First Lady of Folk“ an quälendem Lampenfieber. Mitten in Konzerten lief sie plötzlich aufs Klo und wusch sich minutenlang das Gesicht.

Dank einer Therapie wurde die übrigens lebenslang strikt drogen- wie skandalfreie Mutter eines einzigen Sohnes (David Harris, 51, der sie oft als Perkussionist begleitet, aus ihrer fünfjährigen Ehe mit einem US-Autor) das Leiden los: „Ich fliehe lieber auf die Bühne als runter“, sagt sie. Seit Jahren ist Baez single.

Neben Dylan, der sie als Liedermacherin gern verletzend gering schätzte, soll es auch Apple-Gründer Steve Jobs (gest. 2011) als Lover gegeben haben: „Die einfachste Beziehung ist die mit zehntausend Fans, die schwierigste mit einem Menschen“, verrät sie. Und Baez zeigt Flagge: „Ich bin gar keine Pazifistin, nur eine gewaltlose Soldatin.“

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