Filmfestspiele: Cannes kann's wirklich - ein Lokalaugenschein
Eine Stadt (74.152 Einwohner) im Ausnahmezustand - wobei, wenn man sich vom Flughafen Nizza Richtung Spektakel an der Küste durch die engen Gasserl durchkämpft, könnte man fast meinen in einem verschlafenen Örtchen gelandet zu sein. Zumindest kurzzeitig, denn Cannes kann's wirklich. Je näher man an die Promenade kommt, umso größer das Aufgebot - an Polizei (ob hoch zu Ross, futuristisch am Segway oder einfach per pedes), Militär, Schaulustigen, Papparazzi, Kammeraleute, Journalisten, Stars, Sternchen und solche, die es noch unbedingt werden wollen. Herrlich auch das Bild der schachspielenden alten Herren am Boulevard de la Croisett, die sich von dem ganzen Trubel scheinbar nicht beeintrucken lassen und Zug um Zug genießen.
Doch: Augen auf, denn hier kann einem immer "wer" begegnen. Wobei, bestes Indiz, fast wie die Geier in der Wüste, schon von weitem zu sehen, die Fotogarfen, immer in großen Gruppen auftretend, mit Teleobjektiven, so groß wie ein Unterarm. Im speziellen Fall gerichtet auf eine badende Grazie. Wer ist das? "Izabel Goulart", die hektische Antwort. Izabel Wer? Schnell gegoogelt, aja, ein brasilianisches Model, Stammgast an Côte d’Azur, die gerne auch mal beobachtet badet. Sehr fein.
Nur ein paar Meter weiter, im Gasserl zwischen Hotel Carlton und dem Hotel Croisette Beach Cannes eine große Gruppe hysterischer junger Mädels. Auf wen wartet ihr. "Selena Gomez", hallt's laut zurück.
Und vorm Hotel Martinez ist sowieso immer Remmidemmi, denn da steigen sie gerne ab, die Stars und Superstars. Da kann's schon vor kommen, wenn man es als Nicht-Hotelgast überhaupt rein schafft, dass man neben Eva Logoria samt Baby Santiago seinen Kaffee trinkt, Vincent Cassel trotz Schiebermütze nicht unerkannt bleibt oder bei einem Adrien Brody, halt, nein, ging fast zu schnell, war doch wohl eher Adam Driver, vorbei huscht.
Jede Ecke entlang der Promenade wird hier spontan für Shootings genutzt und man kann man wirklich mit Leib und Seele und völlig ungeniert Schaulustug sein, fällt gar nicht auf. Vorm Palais des Festivals et des Congrès staut es sich dann so richtig, jeder will zumindest kurz einen Blick auf die berühmte rote Stiege erhaschen, auch wenn sie noch total starbefreit ist - wobei, vor Ort wirkt sie dann gar nicht mehr so spekatuklär. Lustiges am Rande: Die Fotografen sichern sich ihre Plätze sogar mit Trittleitern.
Und den Stars sor richtig nahe kommt man, wenn eine Platz auf einer Gästeliste der zahlreichen Präsentationen und Partys ergattert. So wie bei Magnum, die vor Ort, direkt am Strand ihre neue Kampagne unter dem Motto "#Neverstopplaying" präsentierten. Angekündigt war auch das neue stilischen Testimonial, die 97-jährige kultige New Yorkerin Iris Apfel. Blöd nur, dass sie kurzfristig krankheitsbedingt absagen musste. Ihre Botschaft wurde aber vor Ort verlesen – Quintessenz: Man müsse nur die kleine Stimme im Kopf ignorieren, die einem sagt, „man könne oder man schaffe etwas nicht“.
Im Vorfeld meinte sie: „Ich bin fest davon überzeugt, dass jeder die Freiheit haben sollte, sich den Dingen hinzugeben, die ihm wahres Vergnügen bereiten. Deshalb freut es mich sehr, mit Magnum an diesem Projekt zu arbeiten. Ich hatte das Glück, einige erstaunliche Dinge im Leben zu tun, und es ist aufregend zu sehen, wie nun dieser Glaube in Cannes an andere weitergetragen wird.“
Würdig vertreten wurde sie vor Ort von internationalen Persönlichkeiten wie David Munoz (Koch mit drei Michelin-Sternen), die britische Radio-Moderatorin Clara Amfo, Frankreichs Top-Popstar Aya Nakamura, der italienische Schauspieler Cristiano Caccamo oder TV-Moderatorin Palina Rojinski.
Sängerin Rita Ora sorgte für den Überraschungs-Live-Act. Auch dabei: Kult-Blogger Riccardo Simonetti.
Kommentare