Linkswalzer-Premiere

Zum Glück haben Ulla Reimers und Georg Sattler noch ein Wochenende vor sich, an dem sie die gelernten Tanzschritte üben können: Bereits am Montag sollen die beiden Eleven der Spanischen Hofreitschule den Linkswalzer fehlerfrei um die Ecke bringen. Denn bevor sie am 28. Juni die Fête Imperiale eröffnen, müssen sie sich einer strengen Jury stellen. „Besser ist, wenn ihr nicht gleich am Anfang drankommt“, scherzte Thomas Schäfer-Elmayer bei einer Übungsstunde in seinem Tanzstudio in der Wiener Bräunerstraße. „Ihr müsst noch viel üben. Ihr habt in den Ecken zu wenig Schwung.“

Elmayer wird nicht nur in der Vortanz-Jury sitzen, sondern auch die Eröffnung der Fête Imperiale, die heuer „rot-weiß-rot“ glänzt, leiten. „Die Linkskurve ist schwierig, geradeaus geht ganz gut“, sagte Reimers (20), die gebürtige Deutsche ist. Vorkenntnisse hatte keiner der beiden Lehrlinge: „Wir haben noch nie Tanzunterricht genommen“, erklärte Sattler, der als einziger männlicher Eleve in der Spanischen Hofreitschule werkt. Drei weibliche „Bereiter-Nachkömmlinge“ gebe es neben ihm: „Es hat sich umgedreht. Jetzt gibt es mehr Frauen als Männer.“

Es seiElisabeth Gürtlergewesen, die diese „Emanzipation“ vorangetrieben hätte. Bis die beiden jedoch bei den berühmten Lipizzaner-Vorführungen mitreiten dürfen, dauert es noch: „Nach drei bis sechs Jahren bekommen wir als Bereiteranwärter einen Junghengst, den wir ausbilden. Das dauert dann nochmal bis zu sechs Jahre.“ Während der Grundausbildung stehe tägliches Pferde-Füttern, Herrichten und Putzen auf dem Programm. Das nehmen die beiden Eleven gerne in Kauf, denn Bereiter zu werden war schon lange ihr Traum: „Ich war mit 8 Jahren in einer Vorführung und seitdem wollte ich das machen“, so Sattler. „Ich hätte nie gedacht, dass ich die Chance bekomme. Es bewerben sich so viele Mädchen“, ergänzte Reimers, die sich auf den Eröffnungswalzer freut.