"Exorzist"-Star Ellen Burstyn (90): "Frauen dürfen Heldinnen sein"
Eine Familie zieht in ein altes, etwas gruselig anmutendes Haus – und schon fängt es an, dass dort unheimliche Dinge passieren. Genau so beginnt wohl ein Großteil der Horrorfilme, wie auch "Der Exorzist" (1973), der US-Schauspielerin Ellen Burstyn einem breiten Publikum weltweit bekannt machte. Sie war dort Chris MacNeil, die Mutter der von allem Bösen besessenen Regan.
Jetzt gibt’s ein Remake davon (die Trilogie startet 2023) und da ist Burstyn wieder mit dabei. Und das, obwohl sie morgen, Mittwoch, ihren 90. Geburtstag feiert.
Nach einer schwierigen Kindheit (die Mutter war gewalttätig) brach Burstyn die Highschool ab, um Model zu werden. Nach ersten Erfolgen am Broadway entschied sie sich schlussendlich ganz für die Schauspielerei und studierte am renommierten "Actor’s Studio" von Lee Strasberg in New York. Sechsmal war sie bereits für einen Oscar nominiert, 1975 bekam sie ihn auch als beste Hauptdarstellerin für "Alice lebt hier nicht mehr".
Heldisches Frauenbild
Ihre Rollen suchte sie sorgfältig aus. "Ich wollte Frauen als Heldinnen darstellen, weil es das ist, was sie sind. Frauen waren entweder Teufelinnen oder Ehefrauen, die zu Hause blieben während ihre Ehemänner stets hinauszogen, um die Welt zu retten. Oder sie waren Prostituierte. Oder sie waren Opfer. Ich wollte Rollen, wo Frauen auch einmal Heldinnen sein dürfen", sagte Burstyn einmal im Interview mit dem Guardian. Sie räumte aber auch ein, dass ihr das nicht immer gelang. "Ich bin in meiner Karriere an einen Punkt gekommen, wo jede Art der Arbeit willkommen war."
Eines bereut sie aber: Sie hat den Part der gnadenlosen "Oberschwester Ratched" (in „Einer flog über das Kuckucksnest, 1975) abgelehnt. Louise Fletcher ( 2022 mit 84) griff zu und gewann den Oscar.
Wie hart das Geschäft sein kann, erfuhr Burstyn während der Dreharbeiten zum Gruselschocker "Der Exorzist": Bei einem Stunt wurde sie zu Boden geschleudert und böse am Rücken verletzt. Da erwartete sie an sich, dass Regisseur William Friedkin (87) sofort abbrechen würde. "Aber ich sah, wie er den Kameramann am Arm berührte, damit dieser näher kam. Ich schrie mir die Seele aus dem Leib und zwischen meinen Schmerzensschreien sagte ich: 'Dreh‘ die verdammte Kamera ab!'"
Friedkin spielt den Unfall bis heute herunter und Burstyn hat gelernt, zu verzeihen.
Versöhnung mit Mutter
So ging sie auch mit ihrer Mutter im Frieden auseinander, obwohl ihr diese keine schöne Kindheit bereitet hatte. "Ich bin überrascht, wie sehr ich sie jetzt vermisse, obwohl wir so ein schwieriges Verhältnis hatten. In ihren späten Jahren haben wir uns einmal zusammengesetzt und ich habe ihr gesagt, wie schlimm es für mich war, so viel geschlagen worden zu sein. Sie hat gesagt: 'Ich würde das nie wieder tun. Ich weiß jetzt, wie viele Probleme das verursacht hat.' Ich bin froh, dass sie das noch verstanden hat, bevor sie gegangen ist."
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