Eveline Eselböck: „Wir konnten nicht kochen“

Eveline Eselböck: „Wir konnten nicht kochen“
Eveline Eselböck zieht sich aus dem Taubenkobel zurück. Was sie jetzt plant.

Wenn die temperamentvolle Eveline Eselböck (53) über ihr Leben parliert, dann versprüht sie jede Menge Esprit, Elan und Enthusiasmus. Kaum zu glauben, dass die attraktive Burgenländerin nicht nur sechsfache Großmutter, sondern seit drei Jahrzehnten die erfolgreichste Gastgeberin des Landes ist. Was mit anderen Worten heißt – der Taubenkobel feiert im kommenden Jahr sein 30-jähriges Jubiläum. „Wir waren immer schon quer und wollten kein steifes Haubenrestaurant. Es ist ein Glück, dass wir es trotz dieser Philosophie geschafft haben, in die oberste Liga zu kommen“, zieht Eveline Eselböck Bilanz.

Auch wenn ein Vier-Hauben-Restaurant anfangs gar nicht das Ziel war. „Wir hatten immer viele Freunde zum Essen bei uns eingeladen, bis wir es uns nicht mehr leisten konnten. Da kam uns die Idee, ein Beisl zu machen, wo wir unsere Freunde bewirten können.“

Eveline Eselböck: „Wir konnten nicht kochen“
Pressefoto honorarfrei DIE BILDER DÜRFEN NUR IM ZUSAMMENHANG MIT dem Restaurant Taubenkobel verwendet werden!
Am 4. Juni 1984 wurde aus der Idee Realität. Damals sperrten Eveline undWalter Eselböckein kleines, lustiges Beisl in Schützen auf. „Wir waren ein Künstlertreff, vom ersten Tag an voll. Die Stimmung war toll, Walter war der DJ“, schildert Eselböck die Anfänge. Auf der Karte gab es gefüllte Zucchini, gratinierte Schweinslendchen mit Grammelkruste oder gebratene Melanzani. Und im Taubenkobel gingen bereits Künstler-Legenden wie Gusti Wolf, Mario Adorf, Helmut Qualtinger oder Maria Bill ein uns aus. „Eines Tages kam einer unserer Stammgäste zu uns und meinte, ihr seid so ein tolles Lokal, ihr habt so viel Gespür für Stil, aber kochen könnt ihr nicht. Er brachte uns Rebhühner vom Feinkostladen Käfer aus München, aber Walter und ich wussten nicht, was wir daraus machen können.“

Neue Ära beginnt

Auf Rat des kritischen Stammgastes pilgerten Eveline und Walter Eselböck nach München zu Eckart Witzigmann ins „Aubergine“ und hatten dort die Offenbarung. „Wir hatten keine Ahnung, wer Witzigmann ist. Aber an diesem Abend hatte Walter die zündende Idee, wie man kochen kann“, schildert Eveline Eselböck.

Heute, 30 Jahre später, steht der Name Eselböck für eine Genusswelt der besonderen Art – mit Greißlerei, Haubenlokal, Heurigem, zwei Hotels und Weingut. Und 30 Jahre später steht der „Taubenkobel“ an einem Wendepunkt. Nächstes Jahr wird das Vier-Hauben-Lokal offiziell an Tochter Barbara und Schwiegersohn Alain Weissgerber übergeben. „Wir definieren Erfolg nicht nur über unsere Leistung im Beruf. Walter und ich fühlen uns nur dann erfolgreich, wenn die Familie nicht auf der Strecke bleibt. Und unsere beiden Schwiegersöhne sind nicht nur ein tausendprozentiger Glücksgriff, sondern in Zahlen gar nicht messbar.“

Loslassen lernen

Trotzdem war es für Eveline nicht leicht, loszulassen. „Ich hatte noch nie so viel Freiheit wie jetzt.“ Nicht mehr jeden Tag um neun Uhr im Lokal zu sein und Tochter Barbara ihren eigenen Weg gehen zu lassen. „Ich bin 53 und zu jung, um mich ganz zurückziehen. Aber ich wusste, dass ich Barbara eine eigene Plattform geben muss.“ So geht Eselböck jetzt ganz in der Rolle der Großmutter auf. „Wenn die Eltern keine Zeit haben, dann kümmern wir uns um die Kinder.“

Eveline Eselböck: „Wir konnten nicht kochen“
Eveline Eselböck , 30 Jahre Taubenkobel
Aber plötzlich und ganz unvorhergesehen war eine neue Herausforderung da – die noble französische Hotel- und Restaurantvereinigung „Relais & Châteaux “ kam auf Eveline Eselböck mit dem Angebot zu, ob sie nicht die neue Präsidentin für Österreich und den osteuropäischen Raum werden will. „Das Angebot kam zur richtigen Zeit. Ich habe jetzt Englischkurse genommen, um ordentliches Businessenglisch reden zu können. Relais & Châteaux sind für mich die schönsten Hotels auf der Welt, aber sie müssen am Puls der Zeit bleiben. Das wird meine neue Aufgabe sein.“

Genuss ist vielschichtig. Jeder hat das Recht auf anständige Qualität. Egal, ob man zu einem Würstelstand geht oder in ein Haubenrestaurant.

Familie ist das Einzige im Leben, worauf du dich verlassen kannst, und ein Wert, für den ich alles mache.

Ein guter Wirt muss ein offenes Ohr für seine Gäste haben. Er ist oft Teil der Familie, weil ihm die Gäste alles erzählen. Es ist ein Ritterschlag für uns, wenn wir von unseren Gästen akzeptiert werden.

Die Highlights in meinem Leben sind/waren meine sechs Enkelkinder, die Hochzeiten meiner Töchter Barbara und Steffi und meine eigene Hochzeit.

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