Das Interview zum heutigen 60er des (1,69 m kleinen) großen Frauenschwarms.
KURIER: Sie waren ein sehr junger Vater. Was war da die größte Herausforderung?
Emilio Estevez: Nun, ich habe ihnen nicht immer das beste Beispiel vorgelebt, weil ich ja selbst noch nicht erwachsen war. Die Kids hatten es sicher nicht leicht mit mir, aber sie haben sich trotz allem zu tollen Menschen entwickelt.
Sie galten immer als der nette Bruder, wobei man sagen könnte, das ist ja keine Kunst im Vergleich zu Charlie …
Ach, ich war auch unreif. Das zeigte sich, als ich mit Regie begann. Da war ich jung und arrogant – wie jeder mit 20, dem man viel Geld gibt und der seine Träume verwirklichen will. Keiner traute sich, mir zu sagen, wie grottenschlecht das Drehbuch ist, weil ich den Star raushängen ließ. Der Film, „Dynamit und kühles Blut“ (1986) wurde ja nur wegen Demi Moore und mir gemacht. Ich habe daraus gelernt, aber nicht genug. Der nächste Film war nämlich die eher flaue Komödie „Men at Work“ (1990). Erst mit „Bobby“ (2006) habe ich mich als Regisseur gut gefühlt.
Sie haben eine sehr persönliche Geschichte mit Robert F. Kennedy, um dessen letzten Tag im Leben es dabei geht?
Ja, es ist, als hätte ich mich mein ganzes Leben darauf vorbereitet. Ich habe Bobby Kennedy (der jüngere Bruder von John F. Kennedy, 1967 mit 42) kennengelernt. Mein Vater arbeitete für seinen Wahlkampf und ich saß auf seinen Schultern, als er meine Hand schüttelte. Ich kann mich nur dunkel erinnern. Woran ich mich ganz klar erinnere, war der 5. Juni 1968 (Ortszeit). Da saß die ganze Familie bei meiner Oma in Ohio, als ich im unteren Stockwerk fernschaute und hörte, dass er erschossen worden war. Ich bin die Stiegen rauf und habe meinen Vater aufgeweckt. Ich erinnere mich, dass er den ganzen Tag geweint hat. Ein Jahr später übersiedelten wir dann von New York nach Los Angeles – während wir ein Haus suchten, wohnten wir im „Ambassador“, dem Schauplatz des tödlichen Attentats. Mein Vater führte mich durch die Gänge und sagte: „Hier ist es passiert. Hier ist der Ort und der Tag, an dem die Musik starb“. Was er meinte, war, dass mit Bobby Kennedy auch die Hoffnung der Bürgerrechtsbewegung ausgelöscht worden war.
Ihre Eltern feierten 2021 das 60. Hochzeitsjubiläum!
In Hollywood-Jahren sind das 350! Meine Eltern haben immer darauf bestanden, dass wir als Familie zusammenbleiben müssen. Deshalb haben wir unsere Kindheit auf Filmsets verbracht. Mein Vater hatte im Vertrag stets eine Klausel für sechs Flugtickets, wo immer er auch drehte.
Sie waren auch beim extremen Dreh zum Antikriegs-Epos „Apocalypse Now“ dabei. Wie fühlten Sie sich?
Das reine Chaos. Zum Horror meiner Mutter hatte mich Regisseur Francis Ford Coppola in eine Soldatenuniform gesteckt und mir ein Maschinengewehr gegeben. Mein Vater erlitt damals im Dschungel einen Herzinfarkt und versuchte nur zu überleben.
Ihr Vater (Martin Sheen) gilt als Parade-Katholik in Hollywood – wie sehr hat Sie das in Ihrem Leben beeinflusst?
Meine Mutter wuchs zwar als Baptistin auf, trat aber aus. Mein Vater war nicht praktizierender Katholik, als sie heirateten, wollte aber, dass wir katholisch erzogen werden – obwohl meine Mutter meinte, „nur über meine Leiche“. Das führte dazu, dass ich eher spirituell wurde als religiös.
Wie und wo leben Sie heute?
In einem Weingut in Malibu. Ich habe Hühner, baue Gemüse an. Gleich nebenan wohnen meine Eltern und das gibt mir ein wohliges Dorfgefühl.
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