Elmar Wepper: "Der Mut, sich der eigenen Situation zu stellen"

Wepper brilliert in seinem neuen Film als einer, der sich im Flugzeug aufmacht, um sich selbst und das Leben zu finden.
Der bayerische Schauspieler über seinen neuen Film, seine Angst und Mel Gibson.

Ein grantelnder Gärtner steigt in sein Flugzeug, versucht so vor seinen Problemen zu fliehen und ganz nebenbei – untermalt mit atemberaubenden Landschaftsaufnahmen und wunderbaren Lebensweisheiten, lernt er, wieder glücklich zu sein. „Grüner wird’s nicht, sagte der Gärtner und flog davon“ (ab 31. August) heißt der neue zauberhafte Film von  Elmar Wepper (74).

„Den Mut zu haben, sich der eigenen Situation ganz offen und ehrlich zu stellen. Den Mut zu haben, aufzubrechen und vielleicht verschüttete Träume zu leben, darum geht’s“, so Wepper im KURIER-Interview. Er selbst wollte ursprünglich Medizin studieren, verschrieb sich dann aber doch der Schauspielerei und ist auch als Synchronsprecher höchst gefragt.

„Ja, sie mögen uns das Leben nehmen. Aber niemals nehmen sie uns unsere Freiheit!“, schmetterte 1995 Mel Gibson (62) als William Wallace seiner schottischen Armee entgegen – mit der Stimme von Elmar Wepper, der sie ihm auch noch bis heute in zahlreichen anderen Filmen leiht. Gibson rief ihn damals sogar an um ihm zu sagen, dass ihm seine Synchronisation – und er hatte sie auch in vielen anderen Sprachen gehört – von allen am besten gefalle. Bei der deutschen Premiere von „Braveheart“ kam der US-Star nach München – und da wollte er auch unbedingt Wepper persönlich treffen. Die beiden gingen in den Bayerischen Hof essen. „Da hat er dann vom Leberkäs’ über die Milzwurst alles gegessen, was die bayerische Küche hergibt. Er war wahnsinnig nett und sympathisch und hat natürlich auch meine Unsicherheit gespürt, war aber wirklich ein ganz herzlicher, toller Freund und Gastgeber. Er hat mir auch eine Flasche schottischen Whiskey geschenkt und draufgeschrieben ,Get toasted Elmar(etwa: Man möge dich hochleben lassen!). Die habe ich heute noch zu Hause“, erzählt Wepper, der auch ganz viel Bezug zu Österreich hat.

25 Jahre betrieb er eine Skihütte in Tirol (an der Hohen Salve, Kitzbüheler Alpen). „Ich habe es geliebt, es war ein Paradies. Mein Sohn (Elmar, 39) weint dem heute noch nach und sagt: ,Papa, das war das Tollste, was wir je hatten.‘“

Elmar Wepper: "Der Mut, sich der eigenen Situation zu stellen"

Lisa Trompisch, Elmar Wepper.

Ganz so paradiesisch sieht er derzeit das aktuelle Weltgeschehen nicht, es beunruhigt ihn, macht ihm sogar Angst. „Wir wissen ja, dass das, was eigentlich die Errungenschaft unserer Kultur in Mitteleuropa war, die Aufklärung, jetzt über Bord geworfen wird. Gleichzeitig findet trotz einer Wissens- und Informationsflut und Möglichkeiten, die man früher nie hatte, eigentlich eine geistige Verarmung statt. Es macht sich keiner mehr Gedanken. Haben Sie irgendwo gehört, dass aktiv eine philosophische Diskussion in unserem Land stattfindet – über die Medien? Nein, das interessiert uns alles nicht. Es wird hauptsächlich nur das, was knallt, was verrückt ist, propagiert. Das deprimiert mich, das macht mir Angst.“

In Weppers neuem Film gibt es den wunderbaren Satz „Angst haben ist okay, man darf nur nicht davor weglaufen“ – sollte man sich vielleicht auch im realen Leben zu Herzen nehmen.

Noch mehr vom charismatischen Bayern lesen Sie am Samstag, dem 1. September, in der KURIER-freizeit.

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