Eintrag ins Logbuch: William Shatner wird 90

Schauspieler William Shatner
Die Großeltern von "Captain Kirk" emigrierten aus der altösterreichischen Monarchie.

Faszinierend“ würde es Mr. Spock wohl empfinden, dass sein Captain auf dem „Starship Enterprise“ James T. (für Tiberius) Kirk heute Montag seinen 90. Geburtstag begeht. Es hätte keine Logik für den halbmaschinellen und scheinbar seelenlosen „Vulkanier“, wenn jemand exakt 212 Jahre vor seiner Geburt schon ein so hohes Alter erreicht.

Denn: Laut dem Erfinder der buchstäblich weltumspannenden US-TV-Serie, Gene Roddenberry (gestorben 1991), ist nämlich der befehlshabende Offizier auf der Brücke des Raumschiffs der Föderation der Vereinigten Planeten am selben Tag geboren wie sein Darsteller, der erstmals vor 55 Jahren für drei Staffeln mit 79 Folgen in die unendlichen Weiten der All-mächtigen Popularität vorstieß.

Eintrag ins Logbuch: William Shatner wird 90

William Shatner mit „Mr. Spock“ Leonard Nimoy

In Riverside (Iowa) haben eingefleischte „Trekkies“, wie sich die Mitglieder des Science-Fiction-Kults nennen, in weiser Voraussicht einen Gedenkstein aufgestellt – mit der Inschrift: „Zukünftiger Geburtsort von Captain James Kirk, 22. März 2233“.

Zurück zum irdischen Ebenbild: Der kanadische Schauspieler mit altösterreichisch-jüdischen Großeltern, William Shatner, feiert seinen 90er erst im Juli. Verdienstvoll nimmt er dann am legendären Set der Serie in Ticonderoga (New York) sowohl Huldigungen als auch Eintrittsgeld bis zu 1.300 Euro entgegen. Dafür darf man mit ihm dinieren und auf dem Original-Kommandosessel sogar etwas anschaffen.

Eintrag ins Logbuch: William Shatner wird 90

Fernsehgeschichte: Utopische Lippenkollision (1968) mit „Miss Uhura“ 

Shatner wird übrigens trotz vierer Scheidungen (mit drei Töchtern zwischen 56 und 62 Jahren von der ersten Frau) auf 90 Millionen Euro Vermögen taxiert – er ist ja auch Musiker, Autor und Pferdezüchter.

1969 endete „Startrek“ (und wurde erst dank Wiederholung in den 1970ern zum Kult), aber der Kapitän ging nicht vom Schirm – es folgten Aberhunderte Folgen von „T. J. Hooker“ oder „Boston Legal“, auch in „Baywatch“, „Columbo“ und „The Big Bang Theory“ tauchte er immer formatfüllender auf.

Er hat zwei Emmys und einen Golden Globe, einen guten Ruf als Wohltäter (so spendete er einmal den fünfstelligen Erlös für einen seiner Nierensteine), nur nicht die beste Nachred’ von Kollegen.

„Ich liebe Kirk, was ich leider nicht von Bill sagen kann“, so James „Scotty“ Doohan (gestroben 2005), der ihn als Bordingenieur lieber auf den Mond schießen statt hochbeamen wollte. Das Zerwürfnis mit Leonard „Spock“ Nimoy (gestorben 2015), über dessen Auslöser beide schwiegen, ging noch tiefer. Es war Shatner verboten, zu Nimoys Begräbnis zu kommen: „Ich weiß bis heute nicht, was ich getan haben soll. Ich liebte ihn, aber er hörte auf, mit mir zu sprechen. Keinen meiner Briefe in seinen letzten Jahren hat er je beantwortet.“

Doch als „Kirk“ gelang ihm auch ein historisches Signal für Zuneigung über alle Grenzen hinweg: Der angeblich erste „gemischtrassige“ Kuss im US-Fernsehen. In der Folge „Platos Stiefkinder“ kam’s in Farbe zur „schwarz-weißen“ Lippenkollision mit Nichelle „Miss Uhura“ Nichols (88). Zum Mitschreiben – 1968! Eine 53-jährige Utopie ...

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