60. Todestag von Gary Cooper: Ein Bild von einem Mann, aber mit Kratzern
Viele Schauspieler singen das hohe Lied auf sich selbst – aber nur ganz wenige wurden so oft besungen wie Gary (eigentlich Frank James) Cooper.
Der „Held aus Helena“ (die Hauptstadt Montanas) kommt gleich in vier berühmten Hits vor: In Irving Berlins „Puttin’ On The Ritz“ mit der Zeile „Tryin’ Hard to look like Gary Cooper“ als Inbegriff vom In-Begriff des eleganten Mannsbilds von Welt; in Christian Kolonovits’ Abgesang „Good Old Hollywood is Dying“ mit „Did You ever see a Movie, where Gary Cooper played a Hero“ (intoniert von Waterloo & Robinson); in Eddy Mitchells „La Dernière Séance“ über das Kino seiner Kindertage mit (frei übersetzt) „Ich sah Gary Cooper, wie er die Hilflosen verteidigte“ und in Kris Kristoffersens „Hero“ mit dem (ziemlich exakt übersetzten) Rat an den amerikanischen Mann „Alles, was du dich je fragen solltest, ist, wie hätte sich Gary Cooper in dieser Situation verhalten?“
Das Ende vom Lied aber ist, dass die Legende viel langlebiger ist als die Wirklichkeit – Cooper, der an einem 7. Mai vor 120 Jahren zur Welt kam, verließ sie genau heute, Donnerstag, vor 60 Jahren und ist immer noch so charismatisch wie einst als Leuchtturm der Leinwand (schlaksige 1,91 m) mit drei Oscars, einem Golden Globe und dem unsichtbaren, aber allgegenwärtigen Adelsprädikat, für den großen, guten und geraden Amerikaner zu stehen.
In all seinen Kultfilmen („Morocco“, „Sergeant York“, High Noon“, „Wem die Stunde schlägt“, „Vera Cruz“), die häufig ein Hundertfaches seiner Gage einspielten, hatte er wenig zu reden und viel zu tun.
Stramm konservativ gab sich „Coop“ auch abseits seines hochherzigen Heldentums in den 82 Rollen, von denen nur 16 (!) in Farbe liefen. War er tatsächlich so was wie „der letzte anständige Republikaner“?
Er sagte als Kommunistenhasser vor dem dem Komitee für unamerikanische Umtriebe aus, vernaderte jedoch keinen Kollegen. Er trat offen für die GOP (Grand Old Party) auf jeden Plan und pflog sowohl das Image des He-Man als auch jenes des feinen Kerls von nebenan. Er schwamm, er ritt, er jagte und er stopfte die erlegten Tiere selber aus.
Sein enormer Zigarettenkonsum raubte ihm früh den Atem: Prostata, Lunge, Darm – alles bereits vom Krebs zerfressen. Auch dem Tod gegenüber blieb er einsilbig: „Es ist in Ordnung, wenn Gott es so will.“
Der erst spät zum Katholizismus bekehrte Kritiker Hollywoods („ein furchtbarer Ort, niemand ist normal, alle sind bösartig“), der sogar eine Privataudienz beim Papst erwirkte, heiratete ein einziges Mal und ließ sich von Sandra Shaw ( gestorben 2000 mit 86, 1 Tochter, heute 83) nie scheiden, obwohl er – in Gockelrunden mit Ernest Hemingway oder John Wayne, aber nicht öffentlich – mit Dutzenden Affären prahlte (Carole Lombard, Ingrid Bergman, Grace Kelly, oder Marlene Dietrich).
Die Dietrich zog nüchtern Bilanz: „Cooper war weder intelligent noch kultiviert. Seine Karriere verdankt er dem Aussehen, was im Film und im Leben freilich wichtiger ist als ein brillantes Hirn.“
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