Dietrich Siegl: „Wassermengen beängstigen mich“

Dietrich Siegl: „Wassermengen beängstigen mich“
100 Folgen SOKO Donau. Schauspieler Dietrich Siegl steigt nur in seiner Rolle als Oberst auf ein Boot. Schwimmen geht er nicht mehr. Der Kettenraucher über Wasserscheue, Klaustrophobie und Flugangst.

Ich habe mir geschworen, jetzt einmal fünf, sechs Monate gar nichts zu tun“, sagt Dietrich Siegl, nachdem die letzte Klappe der 100. Folge der Erfolgsserie SOKO Donau gefallen ist. Die Dreharbeiten der 9. Staffel werden erst im April beginnen. „Kreativurlaub“ ist angesagt. „Ich tue etwas, was ich in 40 Jahren Gitarrenwürgerei nicht getan hab’ – ich übe plötzlich eisern jeden Tag Gitarre“, erzählt der 58-jährige Schauspieler, der einst als junger Hippie in einer Blues Band die Gitarre zupfte.

Dietrich Siegl: „Wassermengen beängstigen mich“
Auch vom Theater macht er Pause. Zuletzt spielte er in den Kammerspielen im Stück „Blütenträume“. Ans klassische Urlaub machen denkt er nicht. Beim Spaziergang entlang der Donau erzählt er: „Ich bin ein Fische-Geborener, den es nicht zum Wasser zieht. Obwohl ich als begabter Neurotiker fast zum Waschzwang neige – naja, ich bin halt gern sauber. Das ist aber die einzige Liebesbeziehung zu Wasser“, sagt Diets, wie ihn Freunde und Familie nennen. „Wassermengen beängstigen mich.“ In seiner Kindheit hatte er einen immer wiederkehrenden Traum, mit immer der gleichen schrecklichen Figur namens „Gurgelurge“. „Die bestand aus im Wasser befindlichen Luftblasen, und der Traum hat immer etwas mit dem Ersaufen zu tun gehabt.“

Phobien

Dietrich Siegl: „Wassermengen beängstigen mich“
Erst mit 14 Jahren lernte der Sohn des Schauspieler-Ehepaars Hannes Siegl und Ingrid Burkhard – sie spielte die Frau von „Mundl“ Sackbauer – in Zürich schwimmen. Kurz danach ging er mit Freunden Ruderboot fahren. „Ein Dampfschiff ist in uns hineingekracht, wir kenterten, und ich fand mich unterm Bug wieder.

Da waren genau die Bilder, die ich immer geträumt habe. Ich hab’ gewusst, jetzt ist er da, der Gurgelurge. Ab dem Tag war es vorbei mit dem Traum. Freiwillig gehe ich seither nicht mehr schwimmen.“

Dietrich Siegl: „Wassermengen beängstigen mich“
Schiffsurlaube? „Ein Horror. Für mich ist das Meer ein Reservoir und Habitat von leckeren Meerestieren. Sonst brauch’ ich es nicht.“ Ja und da wäre noch das Fliegen. „Tu ich auch nicht mehr. Ich würde nur unter Einsatz schwerster Drogen fliegen, wenn meine Tochter nach Amerika ziehen würde“, sagt der Kettenraucher und macht einen tiefen Zug.

„Ich habe Absturzangst, Klaustrophobie, fahre nicht mit dem Aufzug und bin kein guter Beifahrer.“ Dafür sitzt er selber gerne am Volant. Gereist wird mit dem Auto oder dem Zug. „Aber um Gottes Willen nicht durch den Eurotunnel oder mit der Fähre.“ Das ist der Grund, warum er noch nicht in London oder Schottland gewesen ist. „Dort will ich dringend hin.“

Lachen

Dietrich Siegl: „Wassermengen beängstigen mich“
Humor zeigt Siegl nicht nur bei den Dreharbeiten, wenn er „a Riesenhetz mit dem Filmteam“ hat. In der Familie Siegl-Burkhard wurde sehr viel gelacht – und manchmal auch gestritten. „Sich nicht blenden zu lassen von blendenden Menschen“, war ihre Devise. Und: „Auf sich selbst hören und sich das Leben mit Humor zu garnieren. Vor allem, wenn man ein bissl zur Schwermut neigt. Das war bei meinem Vater der Fall und ich kann das auch ganz gut.“
Mit seiner Tochter Nina (21), die gerade die Abschlussprüfung als Tiertrainerin gemacht hat und leidenschaftliche Reiterin ist, hat er große Freude. Er selbst war als Kind nicht wirklich brav. „Ich bin aus vielen Schulen aus disziplinären Gründen rausgeflogen.“ Mit 15 war die Schulzeit zu Ende, und er begann eine Lehre als Speditionskaufmann. „Weil man mir einredete, da kann man viel reisen. Was ein Blödsinn ist, weil da stehst du im grauen Mantel am Güterbahnhof und kommst dir mit den langen Haaren vor wie ein Trottel.“

Seine Mutter, Ingrid Burkhard (81), die den Spagat zwischen Theater, Film, Kindern und Ehemann schaffte, blieb gelassen. „Sie hat immer gesagt, du wirst irgendwann einmal hinter einem Vorhang hervorkreun.“ Recht hat sie behalten. Heute ist Dietrich Siegl ein beliebter Serien-Star.

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