Zu perfekt: Das falsche Bild von Mode-Bloggern

Zu perfekt: Das falsche Bild von Mode-Bloggern
Carola Pojer ist eine der bekanntesten Mode-Bloggerin in Österreich und erzählt über teure Taschen, Einheitslooks und (zu) perfekte Bilder auf Instagram.

Einen luxuriösen Lebensstil auf Instagram zur Schau zu stellen und damit auch noch Geld zu verdienen – davon träumen immer mehr junge Fashionistas. Die Grazerin Carola Pojer, besser bekannt als Mode-Bloggerin Vienna Wedekind, ist eine der wenigen Österreicherinnen, die tatsächlich davon leben kann. Mit dem KURIER spricht sie über die Scheinwelt im Netz und räumt mit Vorurteilen auf.

KURIER: Viele junge Mädchen wollen Bloggerinnen werden, weil sie denken, die teuersten Designer- Stücke gratis zu bekommen. Wie sieht denn die Realität aus?

Carola Pojer: In Österreich können vielleicht fünf Mode-Bloggerinnen wirklich davon leben. Die Kooperationen kommen meist aus Deutschland. Hierzulande beginnt das alles erst langsam. In der Regel gilt auf Instagram der Tarif "100 Euro pro 10.000 Follower". Und es ist tatsächlich extrem viel Arbeit. Außerdem bekommt man keineswegs alles geschenkt.

Und die hochpreisigen It-Bags, die man auf Instagram sieht?

Mir ist es wichtig zu zeigen, dass ich meine Premium-Taschen alle selbst bezahlt habe. Das gibt es vielleicht für die Top 20 einflussreichsten Blogger der Welt. Ich habe genau beschrieben, wie lange ich auf meine Saint-Laurent-Tasche gespart habe. Auch, weil ich es schrecklich finde, wenn junge Mädchen dafür Kredite aufnehmen. Man hat auch eine gewisse Verantwortung gegenüber seinen Lesern, finde ich.

Viele Bloggerinnen sehen einander extrem ähnlich und posten fast identische Bilder. Warum funktioniert dieser Einheitslook eigentlich so prächtig?

Ich zähle mich da nicht wirklich dazu – aber ich weiß, was gemeint ist: Fotos vom Avocado-Toast und bald ist wieder Pfingstrosen-Saison (lacht). Die Mädels wissen eben, was sich gut verkauft. Das sind Geschäftsfrauen, die mit Sehnsüchten spielen. Ganz so wie H&M oder IKEA das auch tun mit ihren Werbekampagnen. Es wird auf den Accounts ein perfekter Lifestyle kommuniziert, nicht die Realität – das sollten sich Follower schon bewusst machen.

Aber es ist auch verständlich, dass viele Blogger ähnlich aussehen, weil man eben auch gleiche Informationsquellen nutzt. Ebenso wie die Leser, die gewisse Teile eben auch kaufen und darauf reagieren. Das finde ich völlig okay. Ich finde, es gibt zwei Gruppen: Für die einen spiegelt Mode den Zeitgeist und ihre Persönlichkeit wider. Und andere kaufen bestimmte Dinge eben nur, weil sie im Trend sind und jeder hat - da muss man differenzieren.

Gibt’s Tipps für angehende Blogger oder Influencer, um Follower zu bekommen und bekannter zu werden?

Ich bin kein Influencer, ich bin Bloggerin. Das ist für mich ein Unterschied. Ich will noch etwas sagen können und mich nicht nur „sehen lassen“. Das Wichtigste ist, Spaß daran zu haben. Man sollte nicht damit anfangen, weil man Geld verdienen will. Früher hat man schneller Follower generiert, heute ist das schwieriger.

Generell gilt es, so viel wie möglich im Netz zu interagieren. Kommentieren und liken, um auf sich aufmerksam zu machen. Passende Hashtags können etwas bringen. Nur keine Follower kaufen. Das sehen die Agenturen sofort, die Blogger und Werbekunden zusammenbringen. Ich kann das Bloggen jedem raten, man muss nur etwas zu erzählen haben.

Wo holst du dir Inspiration im Netz, welche Blogs liest du?

Ich bin leidenschaftlich gerne auf "Pinterest" unterwegs. Im deutschsprachigen Raum finde ich derzeit leider nur wenig Neues. Das ist alles sehr uniform. Aber in Skandinavien und in Australien gibt es hochinteressante Seiten.

Carola Pojers Blog Vienna Wedekind
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