Die Royals faszinieren mehr denn je
Als Prinzessin Diana tödlich verunglückte. Als der schwedische König im Rotlichtmilieu und der spanische auf einer Elefantenjagd ertappt wurden. Als der Fürst von Monaco bei seiner Hochzeit ähnlich dreinschaute wie beim Begräbnis seines Vaters. Als Prinz Charles der Tampon seiner Geliebten sein wollte … Als all das und noch viel mehr geschah, war für Schlagzeilen in der Weltpresse gesorgt. Und das, obwohl wir in einer Zeit leben, in der sich die Bedeutung von Monarchen im Wesentlichen darauf beschränkt, Olympische Spiele zu eröffnen und die eigenen Hochzeiten und Geburtstage zu feiern. Und doch begeistern sich Millionen Menschen am Tun und Treiben königlicher Hoheiten. Und meist verzeihen sie ihnen auch, wenn sie sich daneben benehmen.
Das war nicht immer so. Als die Habsburger an den nationalen Problemen des Vielvölkerstaates gescheitert waren und den Ersten Weltkrieg verloren hatten, halfen auch die schönsten Erinnerungen an den alten Kaiser und seine Sisi nichts: Die Dynastie wurde aus dem Land gejagt! Dass man mit heutigen Monarchen milder umgeht, liegt wohl daran, dass sie mangels politischer Macht nicht so viel anrichten können.
Umso mehr rückt ihr Privatleben in den Mittelpunkt des Interesses. Und was gibt es Schöneres, als sich an Eskapaden zu ergötzen, die aufzeigen, dass Herr und Frau König ähnliche Probleme haben wie du und ich.
England
Die unangefochtene Supermacht auf dem Gebiet royaler Skandale ist Großbritannien. Nicht erst seit die Dreiecksgeschichte Charles-Diana-Camilla aufflog. Nicht erst seit Sarah Fergusons Zehen außerehelich liebkost wurden. Nicht erst durch mitunter eigenartige Äußerungen des Prinzen Philip. Nicht erst seit Harry mit Hakenkreuzbinde auf einer Party erschien ... Denn davor gab’s schon die Skandal-Ehe des Herzogs von Windsor mit Wallis Simpson und die Scheidungen der Queen-Schwester Margaret und der Queen-Tochter Anne.
Aufrecht wie ein Fels in der Brandung steht nur die Königin da, der man auch nach 60 Jahren Krone nichts vorwerfen kann (außer, dass sie nach Dianas Tod etwas zu lange gebraucht hat, ihrer Trauer Ausdruck zu verleihen). Die perfekt inszenierte Hochzeit Prinz Williams mit Kate Middleton, die von zwei Milliarden Menschen in aller Welt live gesehen wurde, hat vieles von dem zugedeckt, womit Englands Royals zuvor geschockt hatten.
Schweden
Lange galt die Ehe des Königs Carl Gustaf mit seiner deutschen Frau Sylvia als mustergültig, bis im Herbst 2010 bekannt wurde, dass Majestät im Rotlichtmilieu verkehrt hatten. Wie in allen Königshäusern sprangen auch hier augenblicklich königliche PR-Berater ein, die es meisterhaft verstanden, durch die Heirat der Kronprinzessin Victoria mit ihrem Fitnesstrainer Daniel Westling von Carl Gustafs gewaltigen Problemen abzulenken. Während Schwedens Finanzministerium drei Jahre vor der peinlichen Enthüllung den "Wert" des Königs als Werbeträger des Landes mit einer halben Milliarde Euro beziffert hatte, dürfte sich dieser Wert mittlerweile gegen null bewegt haben.
Spanien
Ähnlich schnell bergab ging’s mit König Juan Carlos, dem Medien seit Juni vorhalten, Vater zweier illegitimer Kinder zu sein und es mit der ehelichen Treue ganz allgemein nicht allzu ernst zu nehmen. Auch sonst war für Juan Carlos 2012 kein gutes Jahr. Wurde er doch, da er im April an einer Elefantenjagd in Botswana teilnahm, als Ehrenpräsident der Tierschutzorganisation WWF abgesetzt, und seine Beliebtheitswerte sanken ins Bodenlose. Auch hier gibt’s ein Korrektiv: Kronprinz Felipe und Ehefrau Letizia erfreuen sich großer Popularität, und nicht wenige Spanier hoffen auf eine vorzeitige Thron-Übergabe.
Niederlande
Das holländische Königshaus ist überaus beliebt, doch das war nicht immer so. 1966 wurde der heutigen Königin Beatrix vom Parlament und von weiten Teilen der Bevölkerung vorgeworfen, dass sie mit dem deutschen Diplomaten Claus von Amsberg ein Ex-Mitglied der "Hitlerjugend" ehelichte. Als es Amsberg jedoch gelang, jeden Zweifel an seiner persönlichen Integrität zu zerstreuen, wurde er zum allseits respektierten Angehörigen des Königshauses.
Weniger glimpflich kam Prinz Bernhard, der Vater der Königin, davon. Er war in den Lockheed-Skandal, eine der größten Schmiergeldaffären des 20. Jahrhunderts, verwickelt, weil er als Ehemann der damaligen Königin Juliana dafür kassiert hatte, dass die niederländische Luftstreitkräfte Flugzeuge vom Typ Starfighter kauften. Als auch noch bekannt wurde, dass er in Paris ein Luxusappartement für seine Geliebte unterhielt, musste sich Bernhard 1976 von allen öffentlichen Ämtern zurückziehen.
Königin Beatrix, die seit 32 Jahren regiert, hat das volle Mitgefühl ihres Volkes, seit ihr Sohn Friso im Februar am Arlberg von einer Lawine erfasst wurde und ins Koma fiel, aus dem er seither nicht mehr erwacht ist. Auch Kronprinz Willem-Alexander und Ehefrau Maxima sind überaus beliebt.
Monaco
Es sollte eine Traumhochzeit werden, als Fürst Albert im Juli 2011 die Schwimmerin Charlene Wittstock vor den Traualtar führte. Doch noch während die Live-Übertragung im TV lief, tauchte das Gerücht auf, dass die Braut Monte Carlo im letzten Moment verlassen wollte, weil sie erfahren hatte, dass Albert während ihrer Beziehung ein Kind mit einer Stewardess gezeugt hatte.
An Skandalen steht das Oberhaupt des Zwergstaates seinen beiden Schwestern Caroline und Stéphanie um nichts nach, die die Medien lange Zeit durch Hochzeiten, Affären und Scheidungen beherrschten. Wie schon ihre Eltern Rainier und Gracia Patricia bekamen auch sie die Kehrseite der Medaille zu spüren: Sie wurden und werden zum Teil heute noch rund um die Uhr von Paparazzi verfolgt. Gracia Patricia kam 1982 bei einem Autounfall ums Leben.
Norwegen
Einen Wirbel gab es um die Heirat des Kronprinzen Haakon mit der Bürgerlichen Mette-Marit, weil diese davor in der Drogenszene verkehrte und ein uneheliches Kind mit einem Mann aus diesem Milieu hat.
Die anderen Die Könige und Prinzen der anderen vier europäischen Monarchien, die es noch gibt, zeigen sich deutlich verhaltensunauffälliger, jedenfalls gelingt es den Herrscherfamilien in Belgien, Dänemark, Luxemburg und Liechtenstein etwas besser, Privates aus dem öffentlichen Spiel zu nehmen.
Letztlich sind es sowohl die "Skandalkönige" als auch die braven Prinzessinnen, die viele Menschen aus ihrer oft tristen Wirklichkeit reißen und sie – ähnlich wie Hollywoodstars – in die schöne Welt des Prunks entführen. Und diese "Entführung" ist wohl der Hauptgrund dafür, dass die Royals selbst auf die eingefleischtesten Republikaner anziehend wirken.
Natürlich kostet der ganze Pomp um königliche Residenzen, Ausfahrten in goldenen Kutschen, die Feiern zu Hochzeiten und Thronjubiläen die Steuerzahler der jeweiligen Länder sehr viel Geld. Von der Queen wissen wir, dass ihr als Oberhaupt des Vereinigten Königreichs ein jährliches Salär von umgerechnet 130 Millionen Euro zusteht. Und doch ist sie, wie Fremdenverkehrsexperten errechneten, ihr Geld wert, da ein erheblicher Teil des britischen Tourismus von der Strahlkraft der Royals lebt. Und das ist wohl einer der Gründe, warum 80 Prozent der Briten für die Beibehaltung des Königreichs sind.
Zwar wird in den meisten der verbliebenen europäischen Monarchien nach Bekanntwerden familiärer Skandale immer wieder der Ruf nach Abschaffung der Krone laut. Aber kein einziger Thron ist derzeit ernsthaft in Gefahr.
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