Der Versuch: Auktion in Hausschuhen

In New York oder London von daheim wertvolle Kunst ersteigern? Wir haben's ausprobiert. Mit Erfolg. Mit Lustgewinn. Mit Überraschungen.

Zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten: Bei Ebay einen Dosenöffner zu ergattern, ist keine Kunst. Aber man kann auch live dabei sein in New York (3. bis 16. 12.) und doch daheim bleiben bei der Versteigerung des Nachlasses der Elizabeth Taylor, die Kunst, Haute Couture, Ehemänner und Juwelen sammelte.

Nichts einfacher als das. Wie der Appetit beim Essen kommt, so steigen die Chancen mit den Möglichkeiten. Es begann mit dem Blättern in Katalogen mit schönen bunten Bildern online: Edelsteine in Hong Kong, moderne Kunst in New York, Asiatika in London.
Ich sitze in Hauspatschen am PC und folge der Aufforderung: "Enter Saleroom now." Ich bin also in Echtzeit virtuell in Kensington, London. Links am Monitor die Los-Nummern. In der Mitte Bild und Schätzpreis des aktuellen Objekts. Rechts gestikuliert der Auktionator via Videokamera in meinem Wohnzimmer. Darunter: "Sie sind überboten."

Nervenaufreibend

Auf einem roten Balken blinkt die Zahl, die mich mit einer klitzekleinen Bewegung des Zeigefingers ins Spiel bringen würde. Oder in den Ruin. Denn eine Figur aus Elfenbein klettert rasch auf 25.000 €. Jetzt nur keine falsche Bewegung. Es wäre der teuerste Maus-Click meines Lebens.

Aber alles hat seine Ordnung. Auf die Registrierung ein paar Tage vorher und die Einrichtung eines Kundenkontos mit Angabe einer Bankverbindung kam via Mail die Freischaltung. Ehe man dem Auktionator ins Auge blicken kann, während er einen nicht sehen kann, prüft ein Programm, ob der PC fit ist für die Live-Auktion irgendwo am Globus.

Die Check-List ist im grünen Bereich. Die Objekte meiner Begierde: zwei japanische Holzschnitte aus der Edo-Zeit um 1800. Als sie aufgerufen sind, geht alles sehr schnell: Nach meinem Gebot via Maus-Click verblüfft mich der Auktionator, als er very british sagt: "Oh, this is Vienna. Welcome!"

Ein paar Sekunden später erfolgt der virtuelle Zuschlag bei 1500 €. Dazu kommen 30 % Aufgeld und Steuern. Und Ärger am Ende: Christie's will für die Zusendung von zwei Blatt Papier happige 400 €. Was als Briefsendung maximal 25 € kosten dürfte.

Versteigerung: Die Juwelen einer Königin

Hollywoods letzte Diva, Liz Taylor, starb am 23. März 2011. Ihre Juwelen hatte sie zur Versteigerung bestimmt - zugunsten ihrer Aids-Stiftung. Bei Christie's kommen die auf 30 Mio. Dollar geschätzten Preziosen am 13. und 14. 12. in New York unter den Hammer, u. a. ein Rubin-Collier von Michael Todd. Eine Saphirblumen-Brosche von Eddie Fischer. Ein Perlen-Diamant-Rubin- Collier von Richard Burton. Ein Gehänge mit Halbedelsteinen und einem Affenpärchen, ein lupenreiner 17-Karäter-Ring und ein Diamantarmband von Michael Jackson. "Es geht nicht darum, etwas zu besitzen", sagte die Taylor, "sondern darum, wie man es bekommt." Richard sei "so romantisch gewesen, dass er jede Ausrede suchte, um mir ein Stück Schmuck zu geben. Er machte mir ,Es ist Dienstag und ich liebe dich'-Geschenke." Zum Verkauf stehen auch Abendroben, Filmkostüme, Gemälde von Renoir, Pissarro oder Warhol (im Frühjahr in London), Accessoires und Memorabilien (ab 100 $).

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