"Der Unböseste von allen"

"Der Unböseste von allen"
Liebeserklärung an den genialen Verletzlichen und gern Verletzten.

Zwei Wochen nach seinem 65. Geburtstag erlag Karlheinz Hackl am Sonntag seinem Krebsleiden, das er selbst nie beim Namen nannte, nur als "das K-Wort" bezeichnete. Ein langjähriger inniger Wegbegleiter des großen österreichischen Schauspielers war Heinz Marecek (69), mit dem er in Karl Farkas-Doppelconférencen brillierte. Ein Gespräch über den wunderbaren Künstler, hinter dem sich ein ebenso wunderbarer Mensch verbarg.

KURIER: Was war der Zauber des Karlheinz Hackl?

"Der Unböseste von allen"
Heinz Marecek: Ich bin Hunderte Male, nur mit ihm, auf der Bühne gestanden und es war ausnahmslos ein riesiges Vergnügen, ja, ein Zuckerschlecken. Er hatte so ein Gesicht, in das man stundenlang reinschauen konnte. Ein Mix aus Parsifal und Don Quijote. Er war der Unböseste von allen. 2012 durfte ich seine Laudatio halten, als er den Nestroy-Ring fürs Lebenswerk bekam. Da sprach ich von den zwei Kriterien, nach denen ich einen großen Schauspieler bemesse: Ein schlichter, unaufgeregter, tiefer Ernst, der eine gellendere Stille als Kirchenglocken im Publikum hervorruft. Und die gläserne Durchsichtigkeit, die dem Betrachter das ununterbrochene Gefühl schenkt, immer genau zu spüren, was in diesem Menschen vorgeht. Von beidem hatte der Karl im Übermaß.

Fritz Muliar, der ihn anfangs unter die Fittiche nahm, sagte: "A scheener Mensch – und doch ka Depp." Ein genialer Verführer?

"Der Unböseste von allen"
"Der junge Freud". Dokumentarspiel-Szenen über Kindheit und Jugend des 'Vaters' der Psychoanalyse werden durch Interviews ergänzt, in denen der junge Freud - so als verfügte er bereits über das Wissen späterer Jahre - über die Stationen seines Lebens Auskunft gibt. Im Bild: Karlheinz Hackl (Sigmund Freud). SENDUNG: 3sat, MI, 03.05.2006, 22:25 UHR. - Veroeffentlichung fuer Pressezwecke honorarfrei ausschliesslich im Zusammenhang mit oben genannter Sendung des ORF bei Urhebernennung. Foto:ORF/-. Andere Verwendung honorarpflichtig und nur nach schriftlicher Genehmigung der Abteilung ORF/GOEK-Photographie. Copyright:ORF-PHOTOGRAPHIE, Wuerzburggasse 30, A-1136 Wien, Tel. +43-(0)1-87878-14383.
Junge Leute würden sagen: A geiler Typ. Er hatte diese "Homme-à-Femme-Aura" (Ein Mann für Frauen), die Frauenherzen zwar bricht, aber gleichzeitig den Beschützerinstinkt weckt ... Ein Cocktail, der nie seine Wirkung verfehlt.Hackls größter Lebensschmerz – die Niederlage im Nachfolgerennen um die Josefstadt (1997)? Der alte Ringel (großer österreichischer Psychiater, 1994) hat mir immer gesagt: "Kränk di net, sonst wirst nur krank!" Fest steht, dass ihn diese Entscheidung damals (für Lohner und gegen Hackl) regelrecht niedergeschmettert hat. Ich will und kann nicht sagen, dass es der Auslöser für den Gehirntumor war, aber: G’sund war’s auf keinen Fall. Die Sauerei war ja nicht, dass man ihm den Lohner vorzog, sondern, dass man ihm mit dem Posten wachelte wie dem Esel mit der Karotte. Das war eine tiefe Verwundung für einen gern Verletzten. Hackl war voller Empathie, dabei zugleich von naiver, rührender und berühren- der Ehrlichkeit, auch im heiligen Zorn. Er hat immer sein Herz aufgerissen. Ein ganzer Kerl, der sich in Stücke hauen ließ. Nicht nur auf der Bühne – und: Er hat’s immer ernst gemeint und gelassen ertragen, auch wenn sich die Leute hinter seinem Rücken das Maul zerrissen haben.

Was faszinierte am meisten an seiner Darstellungskunst?

"Der Unböseste von allen"
SCHENK HACKL
Diese Dünnhäutigkeit, die man sich halt nicht wie ein Kostüm überstreifen kann.

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