Dancing Stars als Stellvertreter-Krieg
Die "gute" Nachricht zuerst: Es wird auch nächstes Jahr wieder Dancing Stars im ORFgeben (dem Vernehmen nach aber erst im Herbst 2013).
Und die "schlechte" Nachricht? Marco Ventre ist heuer im Finale. Und nicht die wunderbaren Weiber (um es mit liebenvollem Respekt zu sagen), die er so kaltschnäuzig vom Parkett fegte: Von der fabelhaften First Lady der Selbstironie (Dolly Buster) über die dekorative Drama-Queen (Eva Marold) bis zum rotierenden Role-Model aller Frauen "50 plus" (Brigitte Kren).
Ja, darf er denn das? Ja, geht das mit rechten Dingen zu (trotz linker Füße, wie Klaus Eberhartinger so trefflich kalauerte)? Wie kommt die halbe Portion zu ihren ganzen Stimmen? Etwa weil, wie Frenkie Schinkels schmallippig zwischen Schmäh und Schmerz mutmaßte, "für den sogar die Fisch’ ausm Wörthersee anrufen"?
Gut möglich, aber voll okay. Das feine, friedliche Format ist nämlich ein knallharter Stellvertreter-Krieg.
"Küchenpsychologisch" vereinfacht: Hier tanzen nicht nur (mehr oder minder) prominente Einzelpersonen – nein, hier tanzen stets auch Lebenseinstellungen, soziale Gruppen, Geschlechter, Generationen und sogar Bundesländer im Geiste mit. In den Tanz-Figuren bündeln sich Hoffnungen, Erwartungen, Sehnsüchte und jede Menge Ressentiments votender Fans.
Ventres schier unaufhaltsamen Aufstieg darf man getrost als ...
... a) die Stimme des Schlager-Volks (das als gesnobbte Randgruppe die Reihen schließt) und b) als Kärntner Abwehrkampf (mit den modernen Waffen der Mediendemokratie) interpretieren.
Und noch was: Wie gekünstelt Betonfrisur und Dr.-Best-Lächeln auch anmuten (externe Festplatte und Doppelklavier) – er hat tadellos getanzt, trainiert, geschwitzt, gekämpft, gerackert. Und er ist gewinnend. Jedenfalls für all jene, die ihn zum Gewinner wählen.
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