Vom Bauernhof zur Vogue

Vom Bauernhof zur Vogue
Die Chefin der Vogue im KURIER-Interview über Zweifel und modische No-Gos.

Auf einem Hof mit Kühen und Schweinen ist sie "glücklich" groß geworden, heute ist Christiane Arp (54) eine der mächtigsten Figuren im globalen Modezirkus. Ihre Termine sind streng getaktet und bis ins kleinste Detail organisiert – erst nach fünf Telefonaten mit der PR-Assistentin ist das Interview mit ihr fixiert.

Überraschend entspannt und offen gibt sich die Chefin der deutschen Vogue dann aber im KURIER-Gespräch.

Vom Bauernhof zur Vogue
KURIER: Stricken Sie heute noch, Frau Arp? Sie sind auf dem Bauernhof aufgewachsen und kamen durchs Stricken das erste Mal mit Mode in Berührung.
Christiane Arp: Ja, diese Leidenschaft ist mir geblieben - weil es für mich etwas Meditatives hat. In einem kleinen Dorf im Norden Deutschlands, war das damals die Möglichkeit, wie ich mir selbst Mode schaffen konnte.
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Das Leben einer Vogue Chefin stellt man sich vor allem durch den Film "Der Teufel trägt Prada" ziemlich glamourös vor – haben Sie einen Stylisten und Privatchauffeur?
Ich habe keinen Stylisten, weil ich selbst Stylistin bin. Ab und zu habe ich den Luxus, einen Chauffeur zu nutzen. Aber ich fahre selbst gern mit dem Auto. Der Film ist nach wie vor hervorragende PR für uns, ein bisschen Magie um diese Position ist gut.

US-Vogue-Chefin Anna Wintour wurde berühmt, weil sie als besonders hart und kritisch gilt. Sind Sie selbst streng?
Ja, wenn Dinge einfach hingerotzt werden. Wenn man sich keine Mühe gibt. Am Ende wäre ich dafür verantwortlich, wenn etwas Schlechtes im Heft landet.

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Hatten Sie nie Zweifel, ob Sie in der scheinbar oberflächlichen Modewelt arbeiten wollen? Doch, es gab einen Moment. Ich war während der Terroranschläge am 11. September 2001 in New York. Damals hatte ich bereits ein Angebot von Vogue - und habe es abgelehnt. Es fühlte sich damals einfach nicht richtig an. Ich musste hinterfragen, ob das, was ich in meinem Leben tue, mich auch wirklich glücklich macht. Und das tut es. Glücklicherweise wurde ich kurze Zeit später noch einmal gefragt.

Sie beurteilen keine Modemacher negativ in ihren Ausgaben. Wieso gibt es keine Kritik?Ich sehe mich als Unterstützerin von Modemachern und will den Respekt vor dem Handwerk gewahrt wissen. Wenn ich etwas nicht mag, findet es bei uns nicht statt.

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Sie halten nichts von Trends. Was genau meinen Sie damit?Mir geht es um langfristige Strömungen, nicht um kurzweilige Trends für die nächste Saison. Das können andere besser als ich beschreiben. Ich interessiere mich dafür, wie uns als Gesellschaft neue Gegebenheiten und Situationen verändern und sich das schließlich in der Mode niederschlägt.
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Gibt es Lieblingsstücke in ihrem Kleiderkasten?Ich habe in den Achtziger Jahren eine zeitlang fast ausschließlich japanische Designer getragen, die damals in Paris bekannt wurden, wie z.B. Comme des Garçons und Yohji Yamamoto. Von diesen meist schwarzen Teilen habe ich noch vieles, weil ich die Kleidungsstücke für große Kunstwerke halte.

Haben Sie persönlich modische No-Gos?Man wird mich wahrscheinlich nie in Leggins sehen und ich trage auch keine bauchfreien Tops. Aber generell gilt: "Sag niemals nie".

Christiane Arp wurde 1961 im 500-Einwohner-Dorf Stinstedt geboren und wuchs auf einem Bauernhof im Norden Deutschlands auf.

Sie studierte Modedesign in Hamburg und war währenddessen erstmals für die Strickzeitschrift Nicole journalistisch tätig, Stationen in den Moderessorts der Magazine Brigitte, Viva! oder Für Sie folgten.

Beim Stern leitete Arp das Lifestyle-Ressort. Seit 2003 ist sie Chefredakteurin von Vogue Deutschland. Auch als Stylistin fungiert sie immer wieder.

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