Erster Auftritt seit 11 Jahren: So sieht Brigitte Bardot heute aus

Brigitte Bardot: Ihr Name steht für Filmkunst, Charisma, Eleganz und Erotik. Die Filmdiva prägte mit Werken wie "Und ewig lockt das Weib" das französische Kino wie keine Zweite (und kein Zweiter), sie schuf in den prüden 1950er- und 1960er-Jahren auch ein neues Frauenbild: Bardot zeigte selbstbewusst, dass "weibliche Schönheit sexy und selbstbewusst sein [durfte]", wie die FAZ 2014 anlässlich Bardots 80. Geburtstag schrieb. "Sie hat mit ihrer Sinnlichkeit, selbstbestimmten Weiblichkeit und Erotik der sexuellen Revolution den Weg bereitet."
Sexualität wurde bei Bardot zum politischen und gesellschaftlichen Spielball, angetrieben von lebensbejahender Selbstbestimmung und mit dem Ziel, eine vor Angst erstarrte Gesellschaft in eine neue Ära der Freiheitsliebe und Leidenschaft zu führen. In den 50ern und 60ern gehörte Bardot zu den meistfotografierten Frauen der Welt.
Schon 1973 drehte sie ihren letzten Film ("L’histoire très bonne et très joyeuse de Colinot Trousse-Chemise"), mit dem Alter zog sich Bardot immer mehr aus dem Rampenlicht zurück, nur selten war sie in der Öffentlichkeit zu sehen. In den vergangenen elf Jahren lebte sie vollkommen zurückgezogen.
Doch nun gab sie dem französischen TV-Sender BFMTV völlig überraschend ein Interview – das erste seit elf Jahren. Was sofort auffällt: Bardot, mittlerweile 90 Jahre alt, ist immer noch voller Tatendrang, nimmt sich kein Blatt vor den Mund – und ist schön wie eh und je. Die Kamera liebt Bardot, egal ob mit 90 oder mit 25. Auch auf ihre legendäre Hochsteckfrisur verzichtete sie für das Interview nicht.
Mit 90 mitten im Leben
Bardot empfing das Fernsehteam in ihrer Villa "La Garrigue" in Saint-Tropez. Dieses musste aber zuvor eine Aufforderung der Diva berücksichtigen: Bitte keine weiße Kleidung tragen! Nicht etwa aus eigener Eitelkeit, sondern aufgrund der zahlreichen Tiere, die am Anwesen leben: Bardot besitzt Hunde, Katzen, Schafe, Ziegen und einen Esel. Es wäre doch schade, wenn das TV-Team sich schmutzig machen würde.
Die Kinolegende betonte im Gespräch, dass sie sich in bester Verfassung befinde und ihr Leben genieße. "Ich habe viel Glück!" Ihre Vormittage verbringe sie auf ihrem Anwesen "La Madrague" und ihre Nachmittage eben in der Villa "La Garrigue", in dem das Gespräch stattfand. Dies sei "ihr Herzensort", er stammt aus der Zeit mit Playboy Gunter Sachs, mit dem sie von 1966 bis 1969 verheiratet war.
"Ich habe in meinem Leben viel gelacht", blickte sie zurück. Das scheint sich nach wie vor nicht geändert zu haben: "Ich bin sehr fröhlich, ich lache, ich tanze, ich habe vor ein paar Jahren noch gesungen und Gitarre gespielt." Mit 90 Jahren steht Bardot also noch mitten im Leben.

Brigitte Bardot
"Ich hatte nichts mehr zu sagen"
Sie hatte sich im vergangenen Jahrzehnt zurückgezogen, weil sie "nichts mehr zu sagen" hatte, meinte Bardot selbstkritisch. Sei sei sich bewusst, dass das nicht allen gefallen habe. "Ich wurde in meinem Leben sehr, sehr, sehr viel fotografiert und gefilmt. Jetzt will ich Natur, Ruhe, Frieden. Es gibt viele Leute, Fotografen, die deshalb sauer auf mich sind." Doch es scheint, als könne die ehemalige Schauspielerin damit leben. Während des Gesprächs wirkte sie, als ob sie in ihrer Mitte ruhen würde.
Zu ihrem 90. Geburtstag verzichtete sie auf Trubel und Champagner und ging früh ins Bett, erzählte sie. Melancholisch wurde Bardot, als sie vom Verlust von Freunden wie Alain Delon (starb im August 2024) und Jean-Paul Belmondo (starb im September 2021) sprach: "Mit 90 hat man keine Freunde mehr." Das Alter käme zwar mit Einsamkeit einher, doch gegen diese kämpft sie interessanterweise mit Entschleunigung an: Bardot besitzt eigenen Aussagen zufolge kein Handy und keinen Computer. "Ich weiß nicht, wie diese Dinger funktionieren."
Bardot verteidigt Depardieu
Ihre Filmkarriere gehöre längt der Vergangenheit an, betonte Bardot: "Ich denke nicht an mein Leben als Schauspielerin, aber ich verleugne es auch nicht." Wichtiger ist ihr nach wie vor der Einsatz für Tiere: Seit 1986 engagiert sie sich mit ihrer Stiftung gegen Tierleid. Nach wie vor ein großes Anliegen für "die Bardot", egal, wie viele Kerzen sie am Geburtstagskuchen auch zählen mag. Apropos: Angst vor dem Tod habe sie keine, betonte sie im Interview.
Dass Brigitte Bardot aber ein Kind ihrer Generation ist, merkt man beim Thema MeToo, Feminismus und die zahlreichen Prozesse wegen sexuellen Übergriffen, denen sich prominente Männer seit geraumer Zeit stellen müssen. All dem steht sie kritisch gegenüber, meint sie. "Feminismus ist nicht mein Ding. Ich mag echte Kerle." Auch ihren Kollegen Gérard Depardieu verteidigt sie: "Schaut, was mit Depardieu passiert, der Talent hat – er fasst einer Frau an den Hintern und wird verbannt." Der französische Filmstar wurde heute Dienstag wegen sexueller Übergriffe schuldig gesprochen.
Das Interview beendete Bardot mit Champagner und Butterbroten (selbst geschmiert!) für das Team. Ein bisschen Diva, ein bisschen beste Freundin. Manches ändert sich eben niemals.
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