Best of Life Ball 2014

Im Garten Eden gibt's keine Sünd'

„Bravo, Conchita!“: Jean Paul Gaultier sang zu später Stunde ein Loblied auf Wurst

Nach dem umstrittenen Life-Ball-Plakat sorgte der Auftritt von "Kardinal" Ben Becker mit Transgender-Model Carmen Carrera für Aufregung.

Von Nina Ellend

02.06.14, 07:00

Bitte einmal das, was Ben Becker gehabt hat." Viele Gäste des Life Balls waren vom Auftritt des Schauspielers als dekadenter Kardinal so angetan, dass sie sich auf die Suche nach seinem vermeintlichen "Wundermittel" machten. Immerhin: 40.000 Leute auf dem Rathausplatz und 587.000 TV-Zuschauer verfolgten die pikante Szene, die dem Film "Eyes Wide Shut" nachempfunden war. Sie sorgte nach dem umstrittenen Life-Ball-Plakat (das Original-Sujet wurde bei der Aids Solidarity Gala um 180.000 Euro von Model Tereza Maxová ersteigert) erneut für Diskussionen: Kardinal "Becker" schritt zuerst Händchen haltend mit Transgender-Model Carmen Carrera über die Bühne, bevor er ihr in den Schritt griff. "Sie werden wieder darüber lästern, harmlos wird das bestimmt nicht", sagte Organisator Gery Keszler bei der Aftershow-Party über die "Kardinals-Affäre". Und: "Eitelkeit, oder depperter Neid, das sind alles keine Todsünden. Die einzige Todsünde ist die Gier. Das werden wir ändern."

Nur die Liebe zählt

Anna Netrebko wollte in der Life-Ball-Nacht keine Probleme wälzen, sondern hatte nur Augen für ihren neuen Herzbuben: "Heute zählt nur die Liebe", sagte die Operndiva. Während Conchita Wursts Song "Rise Like A Phoenix" schmuste sie wild mit Lover Yusif Eyvazov. Auch DJ Ötzi verbrachte die Stunden im Rathaus küssend – mit seiner Frau Sonja. Mit dabei: Netzwerker Ali Rahimi, der verriet: "Zu meinem 50. Geburtstag im Herbst plane ich nicht nur ein großes Charity-Event mit der UNO, sondern auch, mit Carina vor den Traualtar zu treten."

"Bravo Conchita!", rief Designer Jean Paul Gaultier nach der erneut umjubelten "Wurst"-Performance bei der Aftershow-Party im Rathaus: "Dein Sieg ist unser Sieg! Du bist ein Symbol für Toleranz und Freiheit. Wir lieben dich!" Dagmar Koller sah man zu später Stunde in Begleitung eines jungen "Doktors". Aufgefallen seien ihr heuer die vielen "angezogenen" Ballbesucher: "Es gibt keine nackten Leute mehr, dafür tolle Kostüme. Vor zehn Jahren habe ich die Tochter eines bekannten Anwalts nur mit Farbe bemalt gesehen. Das war unangenehm. Nackt sein ist das leichteste, was man tun kann. HIV hat die Welt in einen Schock versetzt, das merkt man."

Die schönsten Impressionen:

So aufgeregt hat man Jean-Paul Gaultier selten gesehen. Händchen haltend betrat er mit Conchita Wurst den Red Carpet zum Life Ball, filmte aus der Wolford-Loge ihren Auftritt im silbernen Gaultier-Kleid nach der Modeschau mit.

Eines kann man dem gefeierten Modeschöpfer sicher nicht vorwerfen: Dass er sich an Conchita Wurst nach ihrem Song-Contest-Sieg herangemacht hat. War Tom Neuwirth doch bereits nach den ersten Wurst-Auftritten vor einem Jahr als sein Gast bei seiner Couture-Modeschau in Paris eingeladen.

Wegen des Life Balls hatte Gaultier extra seinen Urlaub unterbrochen. Hatte er doch auch an der Modeschau mit Abendanzügen mitgewirkt. Backstage erzählte er dann dem KURIER mit leuchtenden Augen: "I love Conchita! Ich habe ihr wegen des Kleides 75 SMS geschrieben." Und der Life Ball? Gaultier, der 1995 schon einmal mitgemacht hat: "Da hat sich viel geändert. Fantastisch, fantastisch, fantastisch!"

Noch größeres Lob kam von einem weiteren Mitgestalter der Modeschau, Kean Etro: "Unglaublich, der Life Ball! Österreich macht sich damit zum weltweiten kulturellen Vorbild. Diese Vermischung mit der Politik. Da zeigt ihr der Welt, wie man sich verhalten soll." Nicht minder begeistert Vivienne Westwood und ihr Mann, Andreas Kronthaler, die neben der Show auch für die Gestaltung des Red Ribbon Celebration Concerts im Burgtheater verantwortlich waren: "Ich finde, dass der Gery hier einen Wahnsinnsjob macht. Was der bewegt, phänomenal. Der sollte auch den Opernball gestalten."

Nicht wie angekündigt erschienen war Givenchy-Designer Riccardo Tisci. Dadurch entging ihm die provokante Gestaltung der diesjährigen Modeschau durch Vogue-Chefin Franca Sozzani und Stylist Robert Rabensteiner. Sie starteten mit einer Szene aus Stanley Kubricks Eyes Wide Shut.

Zum ersten Mal war nur Männermode zu sehen gewesen. Sehr elegante. Was für ein krasser Gegensatz zu den kurz zuvor auch auf dem Laufsteg gezeigten, wunderbar-wilden Kostümen der Life-Ball-Besucher.

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