"Be a Lady They Said": Cynthia Nixon geht mit feministischem Video viral
Auf vielen Wegen wird Frauen durch gesellschaftliche Erwartungen vorgeschrieben, wie sie sich "richtig" zu verhalten haben. Dieses ungeschriebene Regelwerk zur Verhaltensweise einer "Lady" liegt nun Schauspielerin Cynthis Nixons Auftritt in einem Video des Magazins Girls Girls Girls zugrunde. Sie rezitiert darin mit ernster Miene, unterlegt von polarisierendem Bildmaterial, das Gedicht "Be a Lady They Said" von Camille Rainville und geht damit, zwei Tage nach der historischen Verurteilung von Harvey Weinstein, in den sozialen Medien viral.
"Sag nicht ja. Sag nicht nein."
"Sei erfahren. Sei sexuell. Sei unschuldig. Sei schmutzig", trägt Nixon vor. Die Liste der widersprüchlichen und oft grausamen Botschaften, mit denen Frauen sich konfrontiert sehen, ist in diesem Video lang. "Sei nicht zu fett. Sei nicht zu dünn. Iss auf. Nimm ab", heißt es. Zu sehen sind Frauen aller Art: Von Audrey Hepburn in "My Fair Lady" über Rachel McAdams mit Milchpumpe bis hin zu namenlosen Models, die von Außen provokant und selbstbewusst wirken. Und immer wieder Cynthia Nixon, die im Anzug vor einer grauen Wand sitzt und Rainvilles Gedicht vorträgt. Donald Trump und Harvey Weinstein haben unbewusste Gastauftritte.
Die Verurteilung von Ex-Filmmogul Harvey Weinstein stellte am Monatg einen Meilenstein der #MeToo-Bewegung dar. Daraufhin veröffentlichten seine Anklägerinnen eine Erklärung, in der sie die Entscheidung der Jury lobten. Jedoch sei dies lediglich der erste Schritt auf einem noch langen Weg gewesen, zumal Weinstein nicht in allen Punkten schuldig gesprochen worden sei. "Dieses Urteil wäre ohne das Zeugnis der mutigen Frauen, die ausgesagt haben, nicht möglich gewesen. Ihre Tapferkeit wird in der Geschichte für immer in Erinnerung bleiben. Unser Kampf ist noch lange nicht vorbei", heißt es.
Sexuelle Gewalt ist, neben der den weiblichen Körper betreffenden Doppelmoral, ebenfalls Thema des Videos. "Dein Rock ist zu kurz. Männer können sich nicht kontrollieren. Du fragst danach", heißt es im Gedicht und verweist auf das victim shaming (Beschuldigung des Opfers, Anm.), mit dem sich Opfer von Vergewaltigungen, auch im Weinstein-Prozess, oft konfrontiert sehen.
Doppelmoral
Die zugrundeliegende Idee der "Doppelmoral" erklärt die wegweisende Feministin Marilyn Frye gegenüber Huffington Post als "allgegenwärtiges Merkmal der Welt, wie es von Unterdrückten erlebt wird". Wie man es macht, mache man es falsch, so Frye. Frauen seien oft mit Situationen konfrontiert, in denen jede verfügbare Option mit negativen Konsequenzen einhergehe. Das betreffe vor allem die angesprochene sexuelle Gewalt: "Sei sexy. Sieh heiß aus. Sei nicht so provokativ. Du fragst danach." Der Erfolg des Videos scheint sich auf der artikulierten Zusammenfassung von Sätzen und Situationen zu begründen, zu denen die meisten Frauen einen Bezug herstellen können.
Cynthia Nixon macht mit diesem Video ein weiteres Mal auf Missstände aufmerksam, mit denen Frauen sich 2020 konfrontiert sehen. Auf Instagram postete sie den Clip und erklärte, sie sei "stolz, an diesem kraftvollen Film beteiligt zu sein, der bei so vielen Menschen auf der Welt Anklang gefunden hat." Die Schauspielerin setzt sich seit Jahren als feministische Aktivistin für Gleichberechtigung und Bildung ein, 2018 kandidierte sie als Gouverneurin im US-Bundesstaat New York.
Kommentare