Und nun ist eine große Tour geplant, die ihn am 19. und 20. November auch in die Wiener Stadthalle führen wird. Ohne sein Orchester wäre das freilich nicht möglich. Deswegen überlegte er schon, seine wertvolle Stradivari zu verkaufen, um die Gagen der Musiker weiterhin zahlen zu können.
"Eine Stradivari ist natürlich super, aber man kann wieder eine neue kaufen. Aber ein Orchester, in dem viele bereits seit mehr als 25 Jahren mit mir um die Welt reisen, kann man nicht so einfach ersetzen. Es ist meine zweite Familie." Zum Glück sprang da aber die niederländische Regierung ein – und die Stradivari musste nicht über den Verkaufstisch gehen.
Untätig war Rieu während der Corona-Lockdowns auch nicht. So entdeckte er etwa das Backen für sich, sportelte und lernte mithilfe der Comics von "Tim und Struppi" sogar Spanisch.
Diese Hefte inspirierten ihn übrigens auch zu seinem aktuellen Wohnort. "Ich habe als Kind 'Tim und Struppi' gelesen – und da hat der Professor eine Erfindung verkauft. Und von diesem Geld hat er ein Schloss gekauft. Und da dachte ich: Das will ich auch!" Als er dann mit seiner Ehefrau Marjorie eines Tages in Maastricht spazieren ging, sah er das Objekt seiner Begierde. "Sie meinte: 'Da musst du aber noch ein paar CDs verkaufen'. Und das haben wir dann gemacht", lacht er triumphierend.
Obwohl es natürlich romantisch sei, in solch einem Baujuwel zu leben, dürfe man die Kosten nicht vergessen. "Es frisst viel Geld", meinte Rieu seufzend. "Vor zwei Jahren musste das Dach neu gemacht werden. Das sieht keiner, aber es musste trotzdem passieren, sonst würde es hineinregnen."Mit seiner Frau ist er seit 1975 verheiratet. "Sie hat an mich geglaubt. Meine Eltern glaubten nicht an meine Träume, aber sie hat immer an mich geglaubt und mir gesagt: 'Folge deinen Träumen und ich verdiene das Geld für dich.' Sie war Lehrerin für Deutsch und Italienisch und ich konnte ein Orchester formieren. Dafür bin ich ihr ewig dankbar."
Und auch als es finanziell einmal eng wurde, stand Marjorie zu ihm. "2007 habe ich in Wien vor dem Schloss Schönbrunn gespielt – das war so romantisch, da habe ich zu meinem Sohn Pierre gesagt: 'Bau das Schloss nach'. Wir gingen mit dieser Kulisse rund um die Welt auf ausverkaufte Stadientournee, aber danach war ich dann trotzdem pleite. Ich denke nie nach. Mein Herz sagt, das musst du machen und dann habe ich es gemacht. Wir saßen in unserem Schloss mit allen Bankleuten. Mir gegenüber saß der Boss und die anderen haben geschaut, was sie denn nicht noch alles mitnehmen könnten."
Dann wurde aber beschlossen: "Lasst ihn doch bitte spielen, nur dann bekommen wir unser Geld zurück."
Und siehe da, im Folgejahr lag André Rieu als klassischer Geiger mit den Ticketverkäufen nur hinter Madonna und Beyoncé.
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