Auch Verzicht, Verbot und politische Korrektheit werden thematisiert. „Es wird immer argumentiert, zum Schutz von uns allen darf man gewisse Dinge jetzt nicht mehr. Egal, ob das das Wurstsemmel-Essen in der U-Bahn oder das breitbeinige Sitzen oder das generelle Rauchverbot überall ist“, so Proll.
„Oder das richtige Sprechen. Politische Korrektheit bezieht sich ja meist auf die Sprache. Gewisse Dinge darf man einfach nicht mehr sagen und dann gibt es sie auch nicht mehr. Das ist ja der Irrtum, dass man meint, wenn man ,Negerkönig' aus den Pippi-Langstrumpf-Büchern streicht, dann gibt es keinen Rassismus mehr. Oder wenn ich im Büro nicht mehr Schatzi sage, dann gibt’s keinen Sexismus mehr oder was auch immer. Und das ist natürlich Quatsch. Indem man die Sprache reglementiert, verleugnet man einfach die Realität“, sagt die Schauspielerin, die auch meint, dass der Mensch mit der Freiheit nicht wirklich umgehen kann.
"Immer wenn es besonders lustfeindlich wird in einer Gesellschaft, ist das ja ein Aufleben der Sünde."
„Der Mensch braucht scheinbar immer irgendein Korsett, in dem er sich bewegt. Immer wenn es besonders lustfeindlich wird in einer Gesellschaft, ist das ja ein Aufleben der Sünde. Immer wenn besonders viel verboten wird, kriegt das einen besonderen Reiz. Wenn sehr viel verboten wird, dann wird alles noch interessanter. Wenn die Menschen zu viele Möglichkeiten und zu viel Freiheit haben, wissen sie nicht mehr, was sie wollen. Dann beginnen sie wieder, irgendwelche Regeln aufzustellen, damit sie aufbegehren können oder sich unterordnen können.“
Egal ob man ihrer Meinung ist, oder nicht – Proll ist eine Frau mit Haltung, mit Kalkül hat das aber nichts zu tun, wie sie selber sagt.
„Ich überlege mir nicht, was könnte ich jetzt wieder Provokantes sagen, damit jemand aufschreit. Sondern, ich sage tatsächlich immer das, was ich mir gerade denke. Ich bin manchmal zu ehrlich und zu wenig politisch korrekt, gerade für die sozialen Medien“, lacht sie.
Und einen guten Tipp hat sie für all jene Frauen, die an sich zweifeln sollten.
„Wie viele Dinge macht man in seinem Leben, weil man glaubt, nicht gut genug, nicht schön genug oder dieses und jenes zu sein. Wenn man sich einmal wirklich zugesteht, zu sagen: Oh ja, es ist gut genug, so wie ich bin, dann hört man auf, das zu kompensieren und dann beginnt man, ganz andere Dinge zu machen. Dann ergeben sich auf einmal ganz andere Möglichkeiten und Wege, die man davor gar nicht gesehen hat, weil man ständig nur mit dem beschäftigt war!“
Und ein ganz wichtiges Stichwort ist Selbstvertrauen - und auch die Selbstzweifel beiseite zu schieben.
"Mit dem, was ich nicht kann, habe ich mich schon abgefunden. Alles, wovon ich als Mädchen geträumt habe, habe ich ausprobiert, auch wenn ich vielleicht gescheitert bin. Jetzt mach ich nur noch die Dinge, die ich auch wirklich kann. Es gibt schon noch Dinge, die mich Mut kosten. Aber ich hab nie Zweifel daran, dass ich mich traue. Da bin ich tatsächlich mit zunehmendem Alter immer zuversichtlicher geworden. Das ist ein Vorteil vom Älterwerden", lacht sie.
"Ja, ich find’s auch ok, wenn man mal scheitert."
Auch mit dem Scheitern kann sie durchaus umgehen, hat keine Angst davor, wenn mal etwas nicht so klappen sollte.
"Ja, ich find’s auch ok, wenn man mal scheitert. Und das Lied ,Ich bin was ganz Besonderes' ist dabei mein Mantra. Ganz viel wird von der Liebe gesprochen und was Liebe sein kann. Wie man sein muss, damit man geliebt wird. Aber der wichtigste Punkt in der Liebe ist der, an dem man lernt, sich selbst zu lieben, ohne etwas dafür zu leisten. Zum Beispiel, wenn jetzt die Premiere im Rabenhof gut läuft, dann mag ich mich wieder. Oder wenn ich 10 Kilo abnehme, dann bin ich liebenswert. Man sollte aufhören, seine Eigenliebe an diese Bedingungen zu knüpfen. Das klingt jetzt einfach, ist aber total schwer."
Am 20. Februar perform Nina Proll auch am Wiener Opernball
Mit ihrem neuen Programm feiert sie nicht nur am 14. Jänner im Wiener Rabenhof Theater Wien-Premiere, sondern wird auch am Opernball (20. Februar) performen.
"Was ich am Opernball liebe, ist, dass dort wirklich jeder mit jedem reden kann. Da stehst du an der Bar plötzlich neben dem Bundespräsidenten. Das gibt’s glaube ich sonst nirgendwo auf der Welt, dass du mit Politikern, Schauspielern oder Opernsängern einfach so in Kontakt treten kannst, sofern du dich traust."
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