Schauspieler Adi Hirschal fragt sich, was denn mit ihm nicht stimmt
Rückzug und Entschleunigung – Schauspieler Adi Hirschal (71) hat die Zeit während des Corona-Lockdowns für sich genutzt, begonnen über das Leben zu reflektieren und das dann auch zu Papier zu bringen.
„Dem einen schadet es und mir hat es genützt, weil ich das erste Mal durch Corona die Möglichkeit gehabt habe, in Ruhe über mein bisheriges Schaffen nachzudenken. Sehr anstrengend, aber auch sehr interessant. Ich habe endlich einmal Zeit dafür gefunden“, erzählt er dem KURIER.
Natürlich wird da auch der Humor nicht zu kurz kommen. „Der Humor eines Menschen ist sozusagen die Reifeprüfung in seinem Leben. Wer das nicht entwickelt, muss noch einmal auf die Welt kommen“, lacht Hirschal.
„Da stimmt was nicht“, so der Titel seiner Biografie, die im Herbst erscheinen wird. „Ich habe nach 16 Jahren durcharbeiten einmal die Zeit gefunden, durchzuschnaufen“, so Hirschal, der sich aber ein Leben ohne Bühne nicht vorstellen kann – und dadurch natürlich auch besorgt auf die derzeitige Entwicklung blickt.
„Wie die Kunst innerhalb unserer Regierung positioniert ist, zeigt, dass kein großer Wert darauf gelegt wird“, meint er. „Ich kann mich erinnern, es hat Zeiten gegeben, wo die Kunst ganz nahe am Kanzleramt war. Aber nur mit einem Staatssekretariat kann man keinen Druck machen“, so Hirschal.
„Wir erzeugen eine Wertschöpfungskette, die sich gewaschen hat. Das niederösterreichische Theaterfest zum Beispiel hat 300.000 Besucher. Dann müssen die ja auch irgendwo wohnen und irgendwo essen. Das ist ein unglaublich lebendiger wirtschaftstreibender Faktor. Das haben die nicht begriffen“, ist er sich sicher.
Kultur bedeutet „pflegen“, eine Kulturlandschaft sei eine gepflegte Landschaft, da würde etwas angebaut und gesät werden, etwas wachsen und gedeihen, führt er aus. „Und die geistige Kultur ist genauso wichtig, wie die Natur, die kultiviert wird. Eine Gesellschaft ohne Kultur ist tot, die verwüstet.“
Unverwüstlich auch seine Liebe zur Musik, mit seiner Band „Die brennenden Herzen“ arbeitete er auch derzeit an einer CD. „Die nennt sich ,Schuldig’, weil das bin ich meinen Leuten schuldig.“
Aber auch Auftritte mit Erika Pluhar (am 9. Juli Theater am Spittelberg und am 11. Juli im Südbahnhotel Semmering) und ein „Strizzilieder“-Konzert mit Wolfgang Böck in Kobersdorf (am 10. Juli) stehen an.
Angst vor einer möglichen zweiten Welle hat der Schauspieler übrigens nicht.
„Ich fürchte mich mehr vor den Leuten, die das auf die leichte Schulter nehmen, vor der Rücksichtslosigkeit, dass man mit den Masken aufhört. Dass man so tut, als wäre nichts. Das halte ich für verrückt und dumm. Solange es keine Impfung gibt, solange kein Medikament da ist, muss ich mich einfach ein bisserl einschränken. Und ich sehe kein Unglück darin, an bestimmten Orten, zu bestimmten Gelegenheiten, eine Maske zu tragen“, mahnt er.
Er selber möchte sich jedenfalls aus dieser Zeit, die Ruhe, die er sich gegönnt hat, bewahren. „Ich werde nicht mehr wie elektrisiert vor meinem Handy sitzen und auf jeden Anruf warten.“
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