Natalia Klitschko über den Krieg und ihren Mann: „Man lernt, mit der Angst umzugehen“

Natalia Klitschko und ORF-TV-Talkerin Vera Russwurm
Die Ehefrau von Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko spricht mit Vera Russwurm über die Sorge um ihren Mann.

"Alle Ukrainer haben anfangs gedacht, das Kriegsgeschehen wird nur ein bis zwei Tage dauern – niemand hat geglaubt, dass das ein so brutaler Krieg wird“, erzählt Natalia Klitschko, die Ehefrau von Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko im Gespräch mit Vera Russwurm (heute, Freitag um 21.20 Uhr auf ORF2).

Die dreifache Mutter und Sängerin ist seit 1996 mit „Dr. Eisenfaust“, dem ehemaligen Schwergewichtsboxer, verheiratet und muss jetzt täglich um ihren Mann bangen. Seinen letzten Kampf führte dieser übrigens in Moskau, wo er seinen Gegner Manuel Charr besiegen konnte. Jetzt kämpft er für sein Land in der Ukraine.

„Jeden Tag in der Früh lautet die Nachricht meines Mannes: ,Ich bin am Leben, wir halten durch’“, so Natalia, die seinen genauen Aufenthaltsort nicht kennt, aber gelernt hat „mit dieser Angst und Wut umzugehen“, wie das ehemalige Model sagt. „Das wird nicht weniger, man hofft: Morgen ist ein neuer Tag und dieser Albtraum wird vielleicht zu Ende gehen.“

Natalia Klitschko über den Krieg und ihren Mann: „Man lernt, mit der Angst umzugehen“

Natalia und Vitali Klitschko

Ihre Mutter, die 72 ist, musste Natalia erst überreden zu flüchten, sie wollte ihre Heimat nicht verlassen.

„Die Kraft der Ukrainer liegt tief in unseren Wurzeln und in unserer Erde, wenn man in der Geschichte zurückblickt, so haben wir immer und immer wieder für unsere Freiheit gekämpft. Nie wieder werden wir Sklaven von irgendjemandem sein, wir werden kämpfen bis zuletzt, aber wir werden nie wieder auf die Knie gehen“, ist sie sich sicher.

Sie sieht sich als „Kind der Sowjetunion“, ist zweisprachig aufgewachsen und findet es daher umso schrecklicher, dass sich jetzt quasi Schwestern und Brüder bekriegen. „Aber das viele Blut, das jetzt vergossen wird – ich glaube, das kann man nicht vergessen“, meint sie.

Besonders schlimm findet Natalia Klitschko auch, dass der Krieg Familien spaltet. „Es ist sehr oft der Fall, dass ein Teil in Russland lebt und ein Teil in der Ukraine. Aber die russische Seite glaubt dem ukrainischen Teil nicht, wenn diese von ,Krieg’ sprechen. Der russische Teil sagt: ,Das ist alles Quatsch! Die russische Armee will euch doch befreien!’ Wovon denn?“

Und dann stimmt sie noch a cappella die ukrainische Nationalhymne an.

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