Karl Spiehs (90): Zigarren, Whiskey und die Liebe seiner Stars

Ein älterer Mann mit grauem Haar und Anzug sitzt in einem Theatersaal.
Sein Lebenswerk umfasst nicht nur 200 Filme als Produzent mit dem goldenen Riecher trotz schiefer Nase.

Menschen von seinem Schlag werden heute längst nicht mehr hergestellt. Zu aufwendig, zu viel Rückgrat, zu kostspielige Luxusausstattung an Empathie, Großzügigkeit und der raren Kunst, leben und leben zu lassen. Karl Spiehs versteht sich aufs Feiern – feucht, fröhlich und fulminant. Heute, Samstag, wird der Produzent und Regisseur 90 Jahre alt. Leider nur im kleinen Kreis in seiner Veldener Villa mit Blick über den Wörthersee: "Zwar fehlt mir das Reisen um die ganze Welt, aber ich habe die Karibik ja vor der Haustür.“

Ein älterer Mann sitzt mit Blick auf einen See und genießt ein Getränk.

Blick zurück voll Seen-Sucht: Der Jubilar genießt den 12 Jahre alten  Chivas Regal und die Davidoff-Zigarre  (li.)  fast nur noch als Requisite

Zum heiß geliebten Serranoschinken aus Palma werden Glückwünsche via Skype auf einem Riesenbildschirm gereicht: Da melden sich dann u. a. Ottfried Fischer, Wolfgang Fierek, Thomas Gottschalk und Uschi Glas mit Ständchen.

Eine ältere Frau und ein älterer Mann posieren vor einem Gebäude.

Karl Spiehs feiert seinen 90. Geburtstag mit seiner Frau Angelika

Als Spiehs 70 wurde, ließ er 70 Doubles mit perfekten Masken in den Festsaal des Wiener Rathauses einziehen, er selbst mitten drunter. Den Gag erklärte er damals nachvollziehbar: "Wenn ich mit jedem Gast heute Abend (es waren gut 500) nur einen einzigen Schluck trinke, erlebe ich den morgigen Tag nicht.“

Als Spiehs 2015 die erste KURIER-Platin-Akademie- ROMY fürs Lebenswerk bekam, da würdigte ihn Otto Schenk (90) als „Institution der Güte – wenn Sie mit ihm drehen, nennen Sie nicht ihre Gagenforderung – warten Sie, was er Ihnen bietet, das ist meistens doppelt so hoch“.

Der Wirtssohn aus Ternitz (Ortsteil Blindendorf-Dunkelstein, was für eine Leuchte des Lichtspiels paradox anmutet) wusste früh, was er vom Leben wollte: Unterhalten. Sich und alle anderen.

Ein lächelnder Junge in einem gestreiften Anzug und Schuhen mit Riemen.

1934: Der dreijährige Wirtssohn noch mit zartem Näschen

Nach einer Nasenkorrektur im Burschenalter empfand er den Gesichtserker (der Fama nach) als zu linksdrehend, weshalb er unablässig mit der Hand nach rechts draufdrückte. Und so kam es zum goldenen Riecher. Im Stall des elterlichen Anwesens ließ der junge "Impresario“ die größten Künstler der unmittelbaren so kargen Nachkriegszeit antanzen. "Conrads, Moser, Peter Alexander – alle kamen ohne Gage, aber für was viel Wichtigeres damals: Speck, Brot, Eier, Milch“, erinnert sich Spiehs.

Ein Mann spricht bei der Enthüllung einer Roy Black-Gedenkstätte.

Karl Spiehs entdeckte Otto Retzer als Erfolgsregisseur

Einer seiner engsten Weggefährten seit Jahrzehnten, Kärntens berühmteste Glatze der Welt, Otto Retzer (75), hat als von Spiehs geforderter und geförderter Regisseur ein grandioses dokumentarisches Dankeschön zum runden Jubiläum geschaffen (Termine siehe unten): "Jedermann liebt Karli Spiehs“.

Dem KURIER verriet er komplizenhaft über die Lebenslust seines Mentors: "Mit den Mengen an 12 Jahre altem Chivas Regal könnte man ganze Kompanien an Soldaten ausschalten. Und sein Tabakkonsum, Davidoff vom Feinsten, ist nicht minder legendär. Sogar der große Fidel Castro ( 2016) hat mir bei einem Botschaftsempfang in Havanna persönlich bestätigt: 'Señor Spiehs ist der größte Raucher kubanischer Zigarren außerhalb von Kuba.’“ Auch an Liebe seiner Stars und all jener, die er dazu machte, ist Spiehs quasi "Máximo Líder“.

Mirjam Weichselbraun etwa ist voll des Respekts: "Ein echter Rock ’n’ Roller. Man sieht es ihm an, dass er gut gelebt hat.“ Ottfried Fischer formuliert es profaner: "Er ist sehr wichtig in meinem Leben. Ich bin ihm dankbar – durch ihn wurde ich erst zu einem vermögenden Mann.“

Zwei Männer in Anzügen posieren lächelnd für ein Foto.

1999: Karl Spiehs und Ottfried Fischer

Bei all den Haupttreffern im leichten Fach ("Ein Schloss am Wörthersee“, "Klinik unter Palmen“) darf man den Titel der Retzer-Doku freilich auch wörtlich nehmen, denn Spiehs arbeitete mit insgesamt sieben Jedermann-Darstellern: Von Attila Hörbiger, Curd Jürgens, Maximilian Schell bis Klaus Maria Brandauer, Peter Simonischek, Cornelius Obonya und Tobias Moretti.

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ORF 2 zeigt heute Samstag um 09:05 „Wenn mein Schätzchen auf die Pauke haut“ (1971); um 10:30 "Zwei Nasen tanken Super“ (1984); um 12:00 "Jedermann liebt Karli Spiehs“ (2017); um 13:30 "Oma wider Willen“ (2012); um 14:55 "Traumhotel – Seychellen“ (2005); um 23:30 "Die Rückkehr des Tanzlehrers“ (2 Teile). Melodie TV zeigt um 20:15 die Doku "Jedermann liebt Karli Spiehs“.

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