Warum Joesi Prokopetz seinen 70er "erleidet" und der typische Wiener keinen Charme hat
Er behauptet ja von sich selbst, gar keinen Humor zu haben – eher „Zynismus, teilweise Sarkasmus und Ironie“ –, aber vielleicht ist der „Autor mit eigenem Vortrag“ gerade deshalb seit Jahrzehnten so erfolgreich.
„Humor ist für mich eine Lebensbewältigungshaltung, mit einem verstehenden, vielleicht auch verzeihenden Lächeln die Dinge zu betrachten. Und die Dinge, die zum Beispiel jetzt stattfinden, wie Krieg, Pandemie oder Klima, die kann man schlussendlich nicht mit einem ,Tja, ich nehm’s halt mit Humor‘ betrachten. Ich glaube, das geht nicht“, erzählt Joesi Prokopetz in der Sendung „Herrlich ehrlich – Menschen hautnah“.
Die ganze Sendung:
Video: Herrlich ehrlich mit Josie Prokopetz
Heute, Sonntag, wird er 70 – einen Geburtstag, den er nicht feiert, sondern „erleidet“, wie er selber sagt. „Ich sehe das so – wenn man 70 ist, kann man sich schon das Trikot für die letzte Etappe anziehen. Das ist eine Tatsache, die sich nicht wegleugnen lässt. Ab 70 ist man in einem Alter, wo man von der einen Minute auf die andere tot umfallen kann. Das wäre eigentlich etwas Schönes. Es heißt ja: Der schönste Tod ist der plötzliche und unerwartete.“
Den Tod hat er auch schon „betextet“ – in den so erfolgreichen Ambros-Hits „Da Hofer“ oder „Es lebe der Zentralfriedhof“, aber auch das Leben, wie etwa im eingängigen Werbeslogan „Lustig samma, Puntigamer“.
Jetzt kommt auch wieder einmal ein neues Kabarett-Programm „Vienna waits for you“, welches am 22. März im Orpheum Wien Premiere feiern wird.
Hier bekommt das typisch Wienerische eine ganz neue Definition. Denn der berühmte Wiener Charme sei ja eigentlich so was wie eine Marketing-Strategie.
„Das was landläufig als typisch Wienerisch galt und gilt, ist ja eine nicht mehr existente Handküsserei, Walzerseligkeit und Heurigenromantik, die so nicht mehr existiert, wie sie von traditionellen Wienerliedern immer wieder behauptet wird. Ich versuche in dem Programm, den Wiener so wie er heute ist darzustellen, ohne jegliche Romantik, ohne jegliche Anbiederung, sondern, weil ja selbst Wiener, soziopsychologisch darzustellen, wie er mir erscheint und wie er wirklich ist. Also ohne eine gewisse Liebe zu diesem ganzen Persönlichkeitsbild vermissen zu lassen.“
Er selbst, so Prokopetz, würde im Alter immer misanthropischer werden, was ja eigentlich auch wieder „typisch wienerisch“ sei. „Ich stelle ja die These auf, dass man echter Wiener nur ab einem gewissen Alter werden kann, so frühestens ab 55 plus, wo man dann missmutig, auch nörglerisch, intolerant, nostalgisch und eben misanthropisch wird“, meint er.
Wobei: „Das Wienerische ist etwas Weltumspannendes, etwas Feinstoffiges, das in und um Wien lag und immer liegen wird, aber es ist nicht an Wien gebunden, um es zu sein und zu leben.“
Mit Wolfgang Ambros, der ja ebenfalls dieser Tage seinen 70er begeht (siehe Interview links), verbindet ihn nach wie vor eine „Lebensfreundschaft“, schließlich habe man „die ganze Pubertät und Spätpubertät miteinander wirklich täglich verbracht“.
Was diese Freundschaft ausmacht, worum es in seinem neuen Roman geht und warum Frauen so auf Schuhe stehen, das sehen Sie im Video oben.
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