"Ein Schock", wenn auch nicht der erste im Leben der gebürtige Wiener Neustädterin, die Gesang und zugleich Hochbau studiert hatte, um es beiden Elternteilen recht zu machen. Sie heiratete ihre große HTL-Liebe Wolfgang, es kamen zwei Kinder: Nina (46) und Rüdiger (51). Mittlerweile gibt es drei Enkerln zwischen 9 und 19.
Aber damals, 1977, als Riegler 27 war, verunglückte ihr Mann mit dem Motorrad tödlich. Um die Familie irgendwie durchzubringen, begann sie zu modeln. Beim Vorstellungsgespräch für einen gut dotierten Job wurde der Auftraggeber zudringlich. Ein Casting des Grauens folgte. Weil sich Ingrid wehrte, stach der Kerl mit einem Messer auf sie ein. "Ich lag eine Woche im Koma und monatelang im AKH. Ein halbes Jahr spürte ich meine Beine nicht mehr – und fand mich bereits damit ab, mein restliches Leben im Rollstuhl zu verbringen."
"Wir werden vom Schicksal hart oder weich geklopft; es kommt auf das Material an", hat einst Marie von Ebner-Eschenbach geschrieben. Ingrid Riegler, die nach ihrer zähen Wiederherstellung um die "Rückgabe" ihrer Kinder noch mühselig zu kämpfen hatte, dachte sich später, als Therapeutin, oft: "Furchtbar, was manche Menschen erleben mussten. Aber ich kann Ihnen helfen, weil ich selber erlebt habe, wie weh solche Schicksalsschläge tun."
Sie entschied sich, nicht zu jammern. Sie wurde hart und weich zugleich. Ein Rat, den ihr einmal die Show-Legende Caterina Valente (89), gab: "Sei zielstrebig, aber immer freundlich auf dem Weg nach oben. Denk dran, dass du im Fall eines Abstiegs von der Erfolgsleiter ja all diesen Leuten wieder begegnest."
Ingrid Riegler begann zu lernen. Mit Disziplin und der Kompetenz eigener schmerzlicher Erfahrungen. Rheuma, Arthritis, Depressionen – sie nahm Psychopharmaka "wie Zuckerln". Aus "reinem Egoismus" wandte sie sich der Gesundheit zu. Für Tochter Nina und Schwiegersohn Martin ist sie glühendes Testimonial für die Nahrungsergänzungslinie "Vabo-n". Sie nennt es "flüssige Intelligenz" und ist überzeugt: "Jungsein ist keine Frage des Alters."
"Übrigens", so Riegler (ein "glücklicher Single") am Ende des Gesprächs ganz beiläufig, "nimm dir nix für den 18. November 2050 vor." – "Ingrid! Da bin ich, wenn ich’s überhaupt erleb’, 93!" – "Na, und? Stört mich nicht. Ich werde an diesem Tag 100 und hätt’ dich gern dabei – also dann, 18. 11. 2050, 13 Uhr bei mir."
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