Gottfried Helnwein fordert eine Zero-Tolerance-Politik: "Keine Entschuldigung für Gewalt"

Der internationale Kunst-Star Gottfried Helnwein, der sich vor allem den Themen Gewalt und Schmerz widmet
Was der Ausnahmekünstler anprangert, was ihn glücklich macht und wie man jetzt einen Besuch auf seinem Schloss gewinnen kann.

Er spricht sogar in Bildern, denn: Wenn Gottfried Helnwein (72), der zu den berühmtesten, aber auch umstrittensten deutschsprachigen Künstlern nach dem Zweiten Weltkrieg zählt, etwas erzählt, schafft er eine besondere Atmosphäre.

Und man sieht es direkt vor sich – das Grauen, die Gewalt, den Schmerz, denn das sind hauptsächlich die Themen, denen er sich in seinen oft ganz bewusst schockierenden grafischen Werken widmet.

In der Hölle geboren

„Warum ich mich sehr früh entschieden habe, Künstler zu sein, war wirklich meine Beschäftigung mit dem Thema Gewalt. Ich bin in Wien aufgewachsen, geboren kurz nach dem Krieg, und ich habe schon als Kind gemerkt, dass irgendetwas nicht stimmt. Ich hatte den subjektiven Eindruck, dass ich irgendwie in der Hölle geboren bin“ erzählt Helnwein in der Sendung „Herrlich ehrlich – Menschen hautnah“.

Das ganze Interview:

Herrlich ehrlich: Gottfried Helnwein

„Das waren meine frühesten Kindheitserinnerungen. Es war alles so depressiv und schwarz und der Schatten des tausendjährigen Reichs lag über dieser Stadt und die Menschen waren grantig und schiach und ich habe mir gedacht, ich gehöre da gar nicht her, ich bin am falschen Platz gelandet“, so Helnwein, der vor allem auch die Gewalt an Kindern und Frauen anprangert.

Leitmotiv der Kunst

„Ich habe gewusst, ich muss versuchen, mich dieser Thematik mit ästhetischen Mitteln, in der Kunst, anzunähern, und habe dann begonnen zu malen. Es war nicht so sehr ein ästhetischer Grund, sondern die Obsession mit der Ungerechtigkeit und mit der Gewalt gegen Wehrlose. Und das wurde auch das Leitmotiv meiner Kunst und dadurch war das zentrale Thema meiner Arbeit schon immer das Kind.“

Es ist ihm auch ein besonderes Anliegen, Kindern zu helfen. Daher unterstützt er jetzt das österreichische Charity-Projekt „Sonne-International“, welches den Bau einer neuen Schule in Indien und Selbstverteidigungskurse für SchülerInnen finanziert.

Erster Preis: Besuch in Irland

Für die Initiative kann man unter www.helnweincharity.org mit seiner Spende Lose erwerben und hat so die Möglichkeit, einen Besuch bei Helnwein in seinem Schloss in Irland zu gewinnen. „Diese Charity hat mich sehr beeindruckt. Ich habe die Leute getroffen und gesehen, dass alles bei den Kindern in Indien ankommt. Wenn jemand da gewinnt und zu mir ins Atelier kommt, dann freue ich mich sehr. Ich zeige gerne den Platz, wo ich lebe, und die Bilder und ich unterhalte mich gern mit den Menschen“, so der Künstler, der auch ganz vehement für die Rechte der Frauen und Kinder eintritt.

Freiheit ist das Wichtigste

„Ich vertrete da eine Zero-Tolerance-Politik. Es darf nicht entschuldigt werden, wenn ein Kind vergewaltigt oder wenn eine Frau ins Koma geprügelt wird. Das ist nicht akzeptabel“, stellt Helnwein, dem „der wichtigste Wert Freiheit und Unabhängigkeit“ ist, klar.

„Freiheit ist das wichtigste Gut, das wir haben. Und das habe ich auch meinen Kindern und Enkelkindern, mit denen ich auch ganz eng verbunden bin und teilweise zusammenlebe, immer beigebracht, vor allem den Mädchen. Selbstbewusst sein und nie einen Kompromiss machen mit der eigenen Freiheit, der eigenen Persönlichkeit, keine Autorität zu respektieren. Immer ein gesundes Maß an Misstrauen haben. Glücklich macht es mich, wenn ich erkenne, dass andere Menschen frei sind, sich frei entwickeln.“

Gottfried Helnwein fordert eine Zero-Tolerance-Politik: "Keine Entschuldigung für Gewalt"

Künstler Gottfried Helnwein im Gespräch mit KURIER-Redakteurin Lisa Trompisch

Der Künstler, der in Irland und in Los Angeles lebt, fühlt sich seiner Wiener Heimat immer noch sehr verbunden. "Ich lebe ja seit 1985 in verschiedenen Ländern, aber es ist jetzt der Zeitpunkt, wo ich denke, ich würde wahnsinnig gern wieder nach Wien zurück. Letztlich sind die Wurzeln meines Lebens und meiner Arbeit doch hier. Ich gehöre in die österreichische Kulturtradition hinein. Wo immer ich war, habe ich das Gefühl gehabt, da war auch Österreich. Das heißt, es ist etwas, das ich nicht loswerde.“

„Und jetzt sehe ich Wien auch ganz anders. Als ich es verlassen habe, war das nicht so ein glücklicher Ort, aber jetzt aus der Distanz habe ich die Qualität Österreichs und Wiens wirklich schätzen gelernt. Ich habe großen Respekt vor dem Land.“

 Was ihn antreibt, seine Verbindungen zur Heimat und warum ihn Andy Warhol besonders beeindruckt hat, sehen Sie oben im Video.

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