Das bewegte Leben von "Rrröstfrisch"-Werbegesicht Dany Sigel
Ob Theater- oder Musicalbühne, vor der Film- oder der TV-Kamera, Schauspielerin Dany Sigel (84) ist seit Jahrzehnten aus der Szene nicht wegzudenken – und an ihrem wunderbar rollendem R kamen die TV-Zuseher in den 1980ern sowieso nicht vorbei.
Denn damals wurde sie zum Werbegesicht einer bekannten Kaffeemarke. Und das rollende R war ihre Idee. „Ich denke, der Spaß ist einfach so wahnsinnig wichtig“, erzählt sie in der KURIERTV-Sendung „Herrlich ehrlich – Menschen hautnah“. 2023 wurde sie sogar wieder als Eduscho-Testimonial zurückgeholt.
Die ganze Sendung:
Herrlich ehrlich: Dany Sigel
Privat trinkt sie ja eigentlich nicht so viel Kaffee, „allerdings ist für mich Kaffeetrinken ein Genuss, das ist ein Espresso, ein Kurzer, oder im Sommer mit dem Eis drinnen, auf Italienisch, das liebe ich. Erst einmal schon der Geruch, der bereitet meinen Körper darauf vor, dass er etwas Gutes bekommt, und dann sind es nur ein, zwei Schluck.“
Das Künstlerische ist der Schauspielerin in die Wiege gelegt worden. Ihr Vater war Kapellmeister im Circus Rebernigg und sie durfte mit ihren drei Geschwistern vor allem in den Sommerferien Zeit dort verbringen.
„Ja, ich bin ein Zirkuskind. Für mich hat Zirkus etwas ungeheuer Faszinierendes. Die Disziplin, die Ehrlichkeit, diese Fröhlichkeit – alles, was ich da gesehen und erlebt habe, das ist noch so in mir drinnen und ich finde das wunderbar.“
Lieblingsgenre Musical
Besonders am Herzen liegt ihr das Genre Musical. „Weil Tanzen und Singen, das ist etwas so Befreiendes und egal, was vorher passiert ist, wenn ich dann draußen bin auf der Bühne und mich bewegt habe und etwas empfunden hab, dann war ich glücklich.“
Aber Sigel kennt auch die nicht so glücklichen Zeiten, ihr Ehemann C. W. Fernbach (1915–1967) ist 1967 auf der Bühne der Josefstadt zusammengebrochen und verstarb. Mit zwei kleinen Kindern, Peter und Michael, blieb sie allein zurück.
„Ich bin dankbar, dass ich es geschafft habe. Und die ersten Jahre war es auch so, dass der Schock so groß war, dass ich nur funktioniert habe“, erinnert sie sich. „Es war nicht nur ein negatives Ereignis, sondern es sind dann viele hintereinander passiert. Mir haben meine Kinder leidgetan. Mein Bestreben war, dass sie trotz allem frohe Kinder werden. Wir haben sehr viel miteinander geredet, ich hab sie überall dabeigehabt und da glaube ich, kann ich ein bissl stolz sein.“
Vor eineinhalb Jahren wurde sie zur Präsidentin der „Ferdinand Raimund Gesellschaft“ gewählt, eine Aufgabe, die sie sehr erfüllt.
„Ich wohne seit 50 Jahren gegenüber vom Volkstheater. Der Raimund sagt mir jeden Morgen ,Guten Tag’. Ich hab so viele verschiedene Raimund-Rollen gespielt, bis ich erst draufgekommen bin, vielleicht will der mir was sagen“, meint sie schmunzelnd. „Ich finde, es ist für mich eine große Aufgabe.“
Fantasie ist wichtig
Ein besonderes Anliegen ist ihr da, den Kindern das Wirken und Schaffen von Ferdinand Raimund (1790–1836) näher zu bringen. „Die Kinder sind jetzt alle mit dem Handy beschäftigt. Wo ist die eigene Fantasie? Und die eigene Fantasie ist so wahnsinnig wichtig und was der Raimund an Fantasie geliefert hat… Mein Anliegen ist, den jungen Leuten die eigene Fantasie wieder nahe zu bringen“, erzählt sie.
„Und da fühle ich mich plötzlich so lebendig.“ Am 1. Juni wird’s übrigens ein Geburtstagsfest zu seinem 234. Geburtstag in seinem Raimundhof in Mariahilf geben. „Man fühlt sich manchmal uralt und verzweifelt – so wie jeder Mensch, aber dann kommen wieder wunderbare Dinge und ich bin einfach dankbar, dass ich so sein darf. Wie es beim Raimund die ,Zufriedenheit’ ist oder die ,Jugend’ (Anmerk.: Der Bauer als Millionär), die hab ich auch gespielt. Es ist so erfreulich, so positiv.“
Überhaupt sprüht Siegel immer noch vor Lebendigkeit und Esprit – „Ich glaube, das liegt ein bisschen in den Genen, weil wir alle sehr künstlerisch waren, und da glaube ich, ist einfach etwas in mir drinnen.“ Mit besonderen Atemarbeiten (mehr dazu erfahren Sie im Video oben) hält sie sich frisch und fit.
Stillstand liegt ihr gar nicht, sie will immer etwas Neues lernen und entdecken. „Das ist einfach wunderbar.“
Nur mit der Technik steht die Schauspielerin etwas auf Kriegsfuß. „Alles, was wirklich nötig ist, hab ich mir angelernt und alles andere, dann rufe ich halt einen meiner Söhne an und die sollen sich dann kümmern. Die sind so perfekt damit“, sagt sie.
„Ich möchte Zeit haben, ich möchte lesen, auch das Umblättern, das Spüren. Ich brauche die Menschen, das Gespräch, das Feedback, die Kommunikation. Da bin ich halt noch altmodisch.“
Jungen Kolleginnen und Kollegen würde sie Ehrlichkeit raten. „Das ist für mich das Wichtigste und ich spüre sofort, wem darf ich glauben und wem nicht.“
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