Bei der Rückfahrt sah er ein Plakat mit einer Werbung für die Anonymen Alkoholiker, fuhr zur angegebenen Adresse und rührte seither keinen Alkohol mehr an.
1993 schlug ihn die Queen (gestorben 2022) zum Ritter, eine Ehre, die er sehr schätzt. Er spielte große Rollen, war im Laufe seiner Karriere Richard Nixon, Pablo Picasso, König Lear, Alfred Hitchcock, Odin, der nordische Gott und natürlich Hannibal Lecter. Und nicht zu vergessen, vor drei Jahren Papst Benedikt XVI..
Während Dreharbeiten hatte er eine Erleuchtung, zu der ihm ein österreichischer Priester verhalf: „Ich bin mit einem Vater aufgewachsen, der Atheist war. Ich selbst war immer Agnostiker. Vor einigen Jahren habe ich erkannt, dass ich nichts weiß. Und das war ein gutes Gefühl, denn damit bist du offen. Ich war auf einmal dankbar, dass man mich akzeptiert hat, obwohl ich mich selbst unakzeptabel fand. Das war der Moment, in dem ich wusste, ich muss mit dem Saufen aufhören“, so Hopkins.
„Und ich erinnerte mich an das Jahr 1984, als ich in Rom den Film ,Mussolini und Ich’ drehte. Ich war nicht sehr gut drauf, stand auf der Spanischen Treppe und da war dieser alte Mann, der mich fragte, was mein Problem ist. Wir sprachen ein paar Minuten miteinander. Er war ein Priester aus Österreich, der den Einmarsch Hitlers erlebt und schreckliche Dinge gesehen hatte, und daraufhin seinen Glauben für eine Weile verlor. Und er ermutigte mich, Vertrauen zu haben. Am Ende meinte er: ,Sie werden eines Tages nach Rom zurückkehren und etwas Überraschendes tun.’ Seine Worte sind mir kürzlich wieder eingefallen und ich dachte, mein Gott, ich habe den Papst gespielt!“
Die Schauspielmethode hat sich längst geändert. Vor 20 Jahren meinte er noch überzeugt: „Ich bin der, den ich spiele. Die gesamten Dreharbeiten lang.“
Journalisten können das bestätigen. Er wurde zwar während des Filmens von „Das Schweigen der Lämmer“ und der Fortsetzung „Roter Drache“ nicht zum Menschenfresser, aber die psychopathischen Züge des Hannibal Lecter spiegelten sich hinter der Kamera in seiner Gestik wider.
Am Set von „Der Beweis“ – er war Gwyneth Paltrows verstorbener Vater, ein Mathematikgenie – gab er sich gütig und väterlich.
Kollegen, die ihn als Nixon erlebt hatten, beschreiben ihn als Methoden-Schauspieler, der die nasale Stimme des Watergate-Präsidenten auch in den Drehpausen beibehielt.
Und sein Privatleben soll während „Picasso“ dem des sexsüchtigen Malers geglichen haben.
Nach einer gescheiterten Langzeitehe verkroch er sich in den 1990ern in Pacific Palisades, einem Nobelbezirk von Los Angeles und erzählte allen, dass er sein Eremitendasein genieße: „Ich lebe gern allein. Ich will niemanden fragen müssen, wann ich wie laut Klavier spielen darf. Wann ich schlafen gehe und aufstehe.“
Große Liebe Stella
Das Haus bewohnt er immer noch, aber die Einstellung hat er längst aufgegeben. Als er seine derzeitige Ehefrau, die Antiquitätenhändlerin Stella Arroyave (66) traf, wurde alles anders: „Stella ist wesentlich smarter als ich“, sagt er.
„Sie sorgt dafür, dass ich weniger ausgenützt werde. Ich bin ja einer, der jedem seine Telefonnummer gibt, auch wenn ich ihn erst fünf Minuten kenne.“
Die inzwischen 20 Jahre dauernde Ehe hat ihn auch entspannter gemacht, was seinen Job betrifft: „Meine Frau sagte oft, nimm das nicht alles so ernst, lebe endlich! Ich habe das erkannt und richte mich danach. Ich male und ich komponiere. Nicht, um damit Geld zu verdienen, sondern aus reinem Spaß.“
Die neue Entspanntheit sieht man ihm an, er lächelt meist und nimmt in den letzten Jahren viel öfter väterliche Rollen an. Die Bösewichter der Vergangenheit hat er pensioniert. Die inneren Dämonen auch. Er sagt, er wurde mit dem Alter emotionaler, ist oft gerührt und legt mehr Humor an den Tag, wie ein Blick auf seine lustigen Instagram-Reels beweist.
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