Andreas Vitasek: „Politiker sind glatter geworden“

Vitasek
In Kreuzberg steht Vitasek auf der Bühne. Verständigungsprobleme mit dem deutschen Publikum gibt es nicht.


Andreas Vitasek: „Politiker sind glatter geworden“
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Er ist am 1. Mai geboren – und noch dazu in Favoriten, einem von Sozialdemokraten dominierten Wiener Bezirk. „Das prägt. Einmal Favoritner, immer Favoritner. Wir haben eine eigene Identität“, sagt Andreas Vitasek beim Spaziergang auf dem Mehringdamm in Kreuzberg, ein Berliner Bezirk, der mit Favoriten durchaus vergleichbar ist. Ab 1987 geriet Kreuzberg regelmäßig, durch teils schwere Straßenschlachten der Linken am 1. Mai, in die Schlagzeilen.

„Ich hab gerade im BKA-Theater mein Programm ,Fieber‘ gespielt“, sagt der 56-Jährige auf dem Weg zu einer Currywurst-Bude. Verstehen die Berliner seinen Schmäh? „Ja, es funktioniert fast 1:1, ich war überrascht. Sie lachen bei manchen Sachen mehr, bei anderen weniger als die Österreicher.“ Am 31. Dezember wird er im Konzerthaus mit seinem Wiener Publikum Silvester feiern. Unter dem Titel „War da was?“ wird er auf das Jahr zurückblicken und das Beste aus den Solo-Programmen wiedergeben.
Der Kabarettist ist, wie alle seine Kollegen, ein politischer Mensch. „Heute gibt es weniger Persönlichkeiten. Die Politiker sind oberflächlicher, glatter geworden. Daher auch nicht mehr so leicht zu karikieren. Jetzt sind nur noch Sachverwalter am Werk.“ Peter Pilz gefällt ihm. „Der ist zumindest lästig und fragt genauer nach. Es ist wichtig, dass es eine Opposition gibt, die unbequem ist.“

Andreas Vitasek: „Politiker sind glatter geworden“
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Als Kind freute er sich immer auf seinen Geburtstag. „Als der Mai-Umzug in der Laxenburger Straße war, hat mein Vater gesagt, die machen das nur, weil ich Geburtstag hab. Das war grandios für mich. Darin begründet vielleicht mein leichter Größenwahn“, scherzt der leidenschaftlichen Tennisspieler, der die Seniorenmannschaft des WAC tatkräftig unterstützt.
Kein Wort Tschechisch spricht Vitasek, Sohn eines tschechischen Schneiders, der nach dem Krieg nach Österreich kam. „In Böhmen haben die Russen meinem Vater die Kleiderfabrik weggenommen. In Wien hat er gleich bei seinen ehemaligen Kunden, Kleider Bauer und Tlapa, einen Job als Schneider bekommen. „Er hat sich geweigert, mit mir Tschechisch zu sprechen. Er hat total geböhmakelt, das kann ich gar nicht“ , sagt der Schauspieler.

Irgendetwas sperrte sich in ihm gegen die Heimat seines Vaters. „Ich bin erst vor ein paar Jahren das erste Mal in Prag gewesen“, erinnert sich Vitasek, der bei der Sendung „Was gibt es Neues?“ stets für Unterhaltung sorgt. „Damals hab ich das Grab meiner Familie gesucht und gefunden. Das war ein Flash, als ich das Bild von meinem Großvater auf dem Grab gesehen hab. Ich habe gedacht, ich sehe mich vor 100 Jahren.“
Nur eines der drei Halbgeschwister aus erster Ehe seines Vaters hat er kennengelernt. „Das war bei dessen Begräbnis, 1987. Leider hat er die Öffnung des Eisernen Vorhangs nicht mehr erlebt.“ Vitasek hat sich mit 14 Jahren, nachdem seine Eltern geschieden waren, entschieden, bei seinem Vater zu wohnen. „Da hatte ich mehr Freiraum.“

Er lebt in einer Patchworkfamilie, die funktioniert. Vitasek umarmt seine zweite Frau, Daria, mit der er Tochter Milena (4) hat und beginnt aufzuzählen. „Mein 28-jähriger Sohn Stanislaus stammt aus der ersten großen Liebe. Er ist Sozialarbeiter und ich bin sehr stolz auf ihn. Mit meiner ersten Ehefrau hab ich Coco (14).“
Sehr zufrieden ist er mit den Kindern. Über die Pubertät seiner Tochter schmunzelt er. „Die 14-Jährigen richten sich ja so her, dass man ihnen ein Schild umhängen muss: ,Vorsicht, ich bin noch minderjährig!‘ Und das in allen Sprachen.“ Bei der Erziehung „spiele ich den ,Good cop‘, Daria den ,Bad cop‘“, sagt der Komödiant, bevor er sich weiter auf Entdeckungsreise im Berliner Kreuzberg macht.

Info: Andreas Vitasek, „War da was?“ Silvesterprogramm im Wiener Konzerthaus, 31. 12., 19 Uhr und 22.30 Uhr. www.konzerthaus.at

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