Als ich auszog, um einem Macho zu begegnen…

Nina Ellend, Jean Claude van Damme 16.04.2013, Wien, Hotel Bristol, Interview
Nina Ellend hat Macho Jean-Claude Van Damme interviewt. Ein Erfahrungsbericht.

Ich versuche, jedem Interviewpartner unvoreingenommen zu begegnen. Dann kam die Meldung „Jean-Claude Van Damme in Wien“. Jeder Satz seiner Vita schreit „Macho“: Die Karate-Filme. Der Superheld der frühen 1990er-Jahre. Die Alkoholexzesse. Die Drogenkrisen, besonders Kokain mag der Van Damme. Zum fünften Mal verheiratet, mit einer Frau doppelt.

Als ich auszog, um einem Macho zu begegnen…
Nina Ellend, Jean Claude van Damme 16.04.2013, Wien, Hotel Bristol, Interview
Aber man darf bei den Stars nicht voreingenommen sein. Lieber gespannt, wie Herr Van Damme jetzt drauf ist. Wie er sich entwickelt hat, schließlich ist er auch schon seit über zwei Jahren 50. Als ich beim Hotel Bristol ankam, war Van Damme verspätet. Das ist klar, das ist der gute Ton bei den Stars, nicht pünktlich sein. Nur weil einer wie Claude eine Dame warten lässt, ist er noch lange kein Macho.

Dann doch. Die Türe, hinter der Van Damme Interviews gab, ging auf, eine Kollegin von einer anderen Zeitung trat heraus, wirkte geschockt. Sie raunte mir im Vorbeigehen Worte zu – „wow“ und „zugedröhnt“. Dann Van Damme. Lässig. Er saß auf einer Couch und markierte sein Revier: „Hey, Fotograf, jetzt nicht fotografieren, mach das am Schluss. Relax! Dann kann ich auch besser relaxen.“ Damit das klar ist.

Als ich auszog, um einem Macho zu begegnen…
Nina Ellend, Jean Claude van Damme 16.04.2013, Wien, Hotel Bristol, Interview
Ich frage: „Erstes Mal in Wien?“ Er sagt: „Beethoven. Der war auch teilweise Belgier, wie ich. Und wurde in Wien berühmt.“ Ich denke an die Worte der Kollegin. „Aber mein Erfolg kam vom Karate, nicht wie bei Beethoven.“ Ah ja. Van Damme redet über sein Comeback in einer Fernsehserie. „Ich glaube, das ist besser für mich, weil das mehr Menschen sehen.“ Ich glaube ihm, weiß aber auch, dass Stars wie er immer Geld brauchen. Vier Exfrauen versorgen, ein Haus in Hongkong, eines in L.A., und dann noch verbotene Substanzen kaufen. Oft ist der finanzielle Druck größer als die Sucht nach dem Rampenlicht. Noch größer.
Als ich auszog, um einem Macho zu begegnen…
Jean Claude van Damme 16.04.2013, Wien, Hotel Bristol, Interview
Plötzlich: Ja, er glaubt auch bei der fünften Ehe noch an die Liebe. Und kam zu dem Schluss, dass er die dritte Frau wieder heiraten will. „Sie ist die häuslichste und ‚didn’t fuck around’. Die anderen schon.“ Nicht dass Van Damme monogam wirkt. Aber Machos sprechen anders. Vielleicht ein angeschlagener Macho, ein gezeichneter, ein gebrochener Macho mit Herz. Ich greife fürs Foto seinen Bizeps an, er spielt mit. „Aber für ein Foto umarmen wir uns. So sollst du mich in Erinnerung behalten.“

Ich ging schweigend an der Kollegin vorbei, die nach mir zum Interview ging.

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