Pereira gewährt erstmals Einblicke in sein Privatleben
Sie waren das wohl meist beobachtete, oft auch hämisch belächelte Paar bei den Salzburger Festspielen. 40 Jahre Altersunterschied zwischen dem Intendanten und der Brasilianerin sorgten für Schlagzeilen. Doch allen Unkenrufen zum Trotz zeigen sich Alexander Pereira und Daniela de Souza auch heuer wieder beim Festival verliebt wie am ersten Tag. Zum letzten Mal zeichnet Pereira (66) als Intendant für die Festspiele verantwortlich. Spätestens beim Festspielball am 30. August muss der umstrittene Kulturmanager beruflich Abschied von Salzburg nehmen. Zuvor sprachen Alexander Pereira und Daniela de Souza zum ersten Mal im Interview über ihr privates Glück.
Daniela de Souza: Ja, sehr. Ich erinnere mich noch an den letzten Opernball in Zürich, bevor wir die Schweiz verlassen haben. Da war ich auch sehr traurig. Genauso wird es mir hier gehen. Pereira: Es kommen viele Freunde von uns, die mit uns Abschied feiern. Das wird emotional. Außerdem gibt es eine grandiose Frank-Sinatra-Show mit Stephen Triffitt, die ein russischer Bekannter, Vladimir Khekman, sponsert. Ich habe seine Show schon einmal in St. Petersburg gesehen und glaube das wird ein richtiger Hit auf dem Ball.
De Souza: Das war meine Idee! Ich war total begeistert von ihm, da hat mich Alexander gefragt, ob ich gerne hätte, dass er auf dem Ball spielt.
Warum braucht es Ihrer Meinung nach einen Festspielball?
Pereira: Allein die Künstler haben schon so ein Fest verdient. Sie sind wochenlang sehr gefordert – bei so einem Ball können sie auch endlich einmal loslassen, feiern und andere Leute kennenlernen. Dafür war dieser Ball am Ende des Festivals gedacht.
Das wurde jedoch mehrfach kritisiert, weil dadurch viele prominente Gäste ausblieben.Pereira: Ein Ball wäre organisatorisch wegen der Proben während der Festspiel-Zeit nicht möglich! Aber ich möchte mich gar nicht auf eine Diskussion einlassen, ob der Ball weiter stattfinden soll oder nicht. Das ist nicht mehr meine Angelegenheit. Wir werden über Bälle anderswo nachdenken ...
Frau de Souza, was macht die Festspiele für Sie aus?
De Souza: Die Vielseitigkeit: dass man hier jeden Tag Menschen aus anderen Ländern, mit anderen Meinungen trifft. Und natürlich die Produktionen, die großartig sind. Hier kommt es ganz selten vor, dass wir aus einer Oper oder einem Konzert gehen und ich sage: ,Das war schrecklich!‘
Kritisiert Ihre Lebensgefährtin manchmal auch Ihre Arbeit, Herr Intendant?
Pereira: Sie ist meine härteste Kritikerin. Wenn sie loslegt, verziehe ich mich in ein Winkerl und weine (lacht).
De Souza: Aber ich muss dir doch die Wahrheit sagen! In einer Beziehung muss man ehrlich sein, man kann nicht immer nur sagen: du bist der Schönste, der Tollste ...
Und umgekehrt – wie kritisch ist Ihr Lebensgefährte?
De Souza: Wenn es um meine Mode-Designs geht, ist er schon sehr kritisch.
Pereira: Wenn mir etwas nicht gefällt, sage ich das. Dann ist sie wütend. Aber prinzipiell liegen wir auf einer Wellenlänge. Auch wenn wir zusammen einkaufen gehen.
De Souza: Mit Alexander in ein Geschäft zu gehen ist besser als mit zehn Frauen. Mit ihm kann man super shoppen.
Pereira: Viele Männer hassen das – mir macht das Spaß.
Sprechen Sie italienisch?
Pereira: Sie spricht fünf Sprachen, ein unglaubliches Talent. Englisch hat Daniela in nur drei Wochen gelernt.
Welche verborgenen Talente hat Ihr Partner, Frau de Souza?
De Souza: Er kann zum Beispiel unglaublich gut kochen. Gestern hat er um ein Uhr nachts ein herrliches Kalbsgulasch gemacht.
Pereira: Ja, damit du etwas zu essen hast, wenn ich nicht da bin. (küsst Danielas Hand)
Sprechen Sie eigentlich portugiesisch, Herr Pereira?
Pereira: Nur mit Danielas Mutter, das geht aber ganz gut. Da bist du immer eifersüchtig, was ich alles mit deiner Mutter besprechen kann (lacht).
Stichwort Brasilien: Haben Sie die Fußball-WM verfolgt?Pereira: In dieser Wunde sollten Sie nicht bohren (lacht).
De Souza: Schrecklich! Ich war bei meiner Familie in Manaus. Wir haben sehr gelitten.
Pereira: Mich schmerzt es noch mehr, wenn meine Lieblingsmannschaft Rapid 6:1 gegen Salzburg verliert.
Begleiten Sie Daniela öfter nach Brasilien?Pereira: Theoretisch ja, aber im Moment habe ich eine wilde Zeit. Jetzt bin ich in Salzburg, dann beginnt Mailand sofort, wo ich nächstes Jahr auch keinen freien Sommer habe, weil die Expo stattfindet. Also wie ich die nächsten eineinhalb Jahre überstehe, weiß ich noch nicht. Jetzt darfst du mich nicht verlassen, mein Schatz.
De Souza: Ich sage dir doch immer: ich bin keine Frau, bei der du um acht Uhr abends zu Hause sein musst. Nur manchmal, wenn ich mich einsam fühle, sage ich: ,Bleib doch heute bei mir.‘ Ich bin eine große Familie gewohnt.
Sie sind seit acht Jahren zusammen. Sind Kinder ein Thema?De Souza: Im Moment nicht. Aber wir haben ja viele Kinder in Indien, auf die wir aufpassen müssen.
Pereira: Wir haben dort, wo mein Vater bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam, eine Station für behinderte Mädchen errichtet.
De Souza: Wir fahren jedes Jahr dorthin. Das ist sehr berührend. Ich komme aus Brasilien, wo es auch viel Armut gibt, aber das ist nichts im Vergleich zu Indien. Wenn man das sieht, relativieren sich viele Probleme, über die wir uns hier Sorgen machen.
Man merkt, das Thema geht Ihnen beiden sehr nahe. Herr Intendant, wie nahe geht Ihnen harte Kritik an Ihrer Arbeit?
Pereira: Niemand hat Vergnügen daran kritisiert zu werden. Aber Kritik hat bei mir erst dann Wirkung, wenn ich für mich selbst weiß, dass es möglicherweise eine Berechtigung dazu gibt. Wenn jemand Dinge sagt, die einfach nicht stimmen, ist mir das völlig wurscht.
Alexander Pereira
Der Kulturmanager wurde 1947 in Wien als Sohn eines Diplomaten geboren. Von 1991 bis 2012 fungierte er als Intendant des Opernhauses Zürich. Im Juli 2012 übernahm er die Intendanz der Salzburger Festspiele, die er heuer frühzeitig beendet. Mit Beginn der Spielzeit 2014/’15 tritt Pereira sein Amt bei der Mailänder Scala an.
Daniela de Souza
Die Brasilianerin wuchs in Manaus auf. Mit 16 Jahren heiratete sie den Schweizer Fotografen Otto R. Weisser. Vor acht Jahren lernte De Souza Alexander Pereira in der Schweiz kennen und lieben. Derzeit studiert sie Fashion-Design in Mailand.
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