Alain Delon: Romy Schneider blieb die Liebe seines Lebens
Seine „kriminelle“ Schönheit hat sich in 63 Jahren seit dem Leinwand-Debüt naturgemäß, aber unbehandelt, in ein zerklüftetes Altersantlitz verwandelt. Jede Falte von Alain Delon erzählt eine Geschichte. Manche Falten scheinen Zornfalten, fast alle Geschichten haben hohen Gänsehaut-Faktor. Heute, Sonntag wird er 85. Ein „eiskalter Engel“ (sein markantester Film, 1967, und sein eingetragenes Markenzeichen) als eisgrauer Einsiedler.
Schon mit 70 hatte Delon Todessehnsucht. „Ich mache Schluss, wann es mir passt – ich war immer nur auf Erfolg programmiert, nie auf Glück. Und beides passt nicht zusammen“, verriet er damals dem Stern in seinem verwunschenen 120-Hektar-Anwesen im Dorf Douchy knapp zwei Autostunden südlich von Paris.
Drei Swimmingpools, ein Hubschrauberlandeplatz und ein Hundefriedhof für rund 40 „Lebensabschnittspartner“, deren Treue bis in den Tod ihn wohl gleichermaßen fasziniert wie befremdet. Denn der Beau bestach durch Begabung und Brillanz, doch niemals als beständiger Begleiter. Ein Killer im Kino, aber ein Sammler und Jäger abseits davon, der Schneisen in die Frauenwelt dreier Generationen schlug. Leichen und Herzen pflastern seinen Weg.
Delon war nur einmal verheiratet – mit Kollegin Francine Nathalie Canovas (heute 79, 1964–1969), mit der er Sohn Anthony (56) hat, der ihm an „gemeißelter“ Ebenmäßigkeit unübersehbar nachgeriet.
Die leidenschaftlich gescheiterte Liaison mit Filmstar Mireille Darc ( 2017 mit 79) blieb kinderlos, sein später, aber ebenso endlicher Versuch mit dem niederländischen Model Rosalie van Breemen (heute 54, 1987–2002) bescherte Delon noch Tochter Anouchka (29) und Sohn Alain-Fabien (26).
Einen weiteren Sohn mit der deutschen Popkünstlerin Nico ( 1988 mit 49), Schauspieler „Ari“ Päffgen (58), hat er nie anerkannt, aber unterstützt.
Allein am Sarg von Romy
Der mit vier Jahren adoptierte Metzgersohn, der aufgrund grobschlächtigen Benehmens aus sämtlichen Schulen flog, kämpfte mit 20 im Indochina-Krieg für die (bald verlorene) Ehre Frankreichs: „Die glücklichste Zeit meines Lebens. In einer einzigen Nacht habe ich dort die Gesetze des Dschungels gelernt und mich mit der Waffe in der Hand als richtiger Mann gefühlt.“
Zurück in der Heimat tritt er ohne eine einzige Stunde Ausbildung als Schauspieler an der Seite des (bisexuellen) Jungstars Jean-Claude Brialy ( 2007 mit 74) beim Festival in Cannes auf – und wird sofort entdeckt. Obwohl Delon, ein lebenslanger strammer Rechter, Homosexualität als abnormal bezeichnete, schwärmte Brialy: „Sobald er erschien, waren alle Frauen und Männer, Hunde, Katzen, Tische und Stühle sofort in ihn verliebt ...“
Wie Romy Schneider. Die vor dem „Sisi“-Klischee geflüchtete Wienerin ( 1982 mit 41) verfiel ihm. Er nannte sie „Puppele“, flanierte mit ihr Hand in Hand durch Schönbrunn: „Die Liebe meines Lebens“(1959–1964).
Ihrem Begräbnis blieb er fern. Aber Delon sagt, er habe den Tag und die Nacht davor unerkannt an ihrem Sarg zugebracht und geweint. Heute sucht er nur noch eine Frau als „Sterbebegleitung“.
Kommentare