Adi Hirschal: Ein Perfektionist mit Sternstunden

adi Hirschal
Adi Hirschal ist ein Familienmensch. Den Vatertag feiert er trotzdem nicht.

Ich habe die besten Kinder der Welt, sie sind die süßesten und nettesten Produktionen meines Lebens“, sagt Adi Hirschal auf dem Weg durch den Schlosspark zur Franzensburg in Laxenburg. „Ich möchte sie nicht in die Verlegenheit bringen, einen Vatertag zu vergessen. Also feiern wir ihn gar nicht.“ Sein Sohn Geronimo-Noah (33) ist ein Werbe- und Medientausendsassa und sagte zuletzt bei einem Familienfrühstück: „Ich habe nie Angst gehabt. Adi ist mein bester Freund.“ Tochter Maddalena (30) trat als Schauspielerin in die Fußstampfen ihres Vaters.

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„Sie ist außerdem am Vatertag gar nicht da, weil sie beim Bad Hersfelder Sommertheater die rechte Hand von Intendant Holk Freytag ist“, sagt Hirschal und streicht sich die grau melierten Haare zurück. Der 64-Jährige ist nicht nur Schauspieler und Sänger, sondern auch doppelter Intendant. Er leitet das Wiener Lustspielhaus und seit zwei Jahren den Kultursommer Laxenburg. Heuer wird die Verwechslungskomödie „Eine Nacht in Venedig“ von Susanne Felicitas Wolf – frei nach Johann Strauß – gespielt.

Slow-Theater

Adi Hirschal: Ein Perfektionist mit Sternstunden
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„Wenn mich jemand fragt, was und welche Art von Theater ich mache, dann sage ich als großes Rätsel: Slow-Theater. Diesen Begriff hab’ ich erfunden“, sagt der Künstler. „Wenig, dafür gut muss es sein. Ganz in Anlehnung an den Slow-Food-Gedanken – also regional, erkennbar, einfach, verständlich, nicht teuer und vor allem gut.“ Sein Sommertheater soll ein Geheimtipp sein. Trotzdem gibt er lachend zu: „Ich bin natürlich ein feiger Hund, weil ich auf Unterhaltung gesetzt habe.“

Hirschal, der in Innsbruck geboren wurde und in Linz als Sohn eines Zahnarztes aufwuchs, ist so wienerisch, wie man nur sein kann. Nach zwanzig Jahren sind die „Strizzilieder“-Auftritte mit Schauspielkollege Wolfgang Böck immer noch ein Renner. Mit neun Jahren schickten ihn seine Eltern ins Internat nach Wien zu den Sängerknaben.

Freiwillig? „Nein. Das war das 50er-Jahre-Modell der Erziehung.“ Im Nachhinein gesehen sei er froh, dass sein Vater die Glöckerlstimme seines einzigen Sohnes erkannte.

Adi Hirschal: Ein Perfektionist mit Sternstunden
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Nicht mehr zu arbeiten, kann sich Regisseur Hirschal, der mit dem Jus-Studium begann, bevor er seine Berufung fand und im Reinhardt-Seminar Schauspiel studierte, nicht vorstellen. „Das Wichtigste ist aber die Musik. Ich inszeniere auch sehr musikalisch. Gute Texte sind rhythmisch. Meine Schauspieler sind kleine Orchester.“ Durchgestylt – von Kopf bis Fuß in Beige – klettert er auf einen Baum. Abgelegt ist die schwarze Kluft, die Einheitskleidung vieler Künstler. Das Alter tut ihm gut, er wird mit grauem Haar und Bart immer fescher. „Ja, das finde ich auch“, kommt es wie aus der Pistole geschossen. Eitel? „Ja. Es gibt keinen Schauspieler, der nicht eitel ist.“ Aber er scheint die Eitelkeit zu zelebrieren. Wenn er sich alte Fotoalben ansieht, „dann gibt es die jungen Bilder von mir, auf denen bin ich super schön. Da weiß ich, warum meine Frau gesagt hat, den will ich haben.“ Dann kam die „furchtbare Phase“ mit der Haarpomade und der Elvis-Tolle. „Das war, als ich die Strizzilieder begonnen habe. Diese blöde Frisur und sie haben mich überschminkt. So grauslich. Wenn ich mich auf diesen Fotos sehe, könnte ich ausburen. Ich würde diese Periode gerne auslöschen.“ Mit dem Bart habe sich Styling und Image geändert.

In der Freizeit fährt er am liebsten mit den Rollerblades auf der Donauinsel oder am Neusiedler See entlang. Seine Frau Michaela (55), die bildhübsche Dentalhygienikerin, ist meistens dabei. Gibt es auch Krisen? „Wir leben in einer Krise“, sagt Hirschal und lacht herzhaft. „ Ich versuche meine Frau seit 34 Jahren zu erziehen und ihr meine Gebrauchsanweisung aufs Aug zu drucken. Sie hält sich nicht an diese Vorschriften und ich halte mich auch nicht daran.“ Im Hause Hirschal gebe es aber eine Streitkultur. Klar sei er der Lautere. „Sie sagt dann, bist ein bissl leiser, die Nachbarn müssen nicht mithören. Das ist ihr peinlich. Ela ist die Diskretion auf zwei Beinen. Ich liebe sie von ganzem Herzen. Das hält mich ja auch vom Herumschauen ab.“

Sternstunden

Aus seinem Traum, einmal mit seiner Liebsten in einem umgebauten Iveco-Truck ins Blaue zu cruisen – „ich bin ein Reisender, nicht das Ziel, der Weg ist das Schöne“ –, wird wohl nichts mehr. „Vor einem Jahr hab ich ein altes Winzerhaus in Purbach im Burgenland gekauft“, sagt der Perfektionist und Optimist. „Mein ganzes Leben ist von Sternstunden begleitet.“ Das kann in Santorin sein, wenn er vom Balkon die Caldera anschaut. Oder das kann bei einer Probe sein, wenn ein Schauspieler einen Monolog so spricht, dass Hirschal die Tränen runter laufen. „Da habe ich auf einmal diese Erschütterung. Das fahrt wie eine Droge ein.“

info: Kultursommer Laxenburg, „Eine Nacht in Venedig“, vom 16. 6. bis 18. 8. 2013, jeweils Samstag und Sonntag um 16.30 Uhr. www.kultursommerlaxenburg.at

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