„A Gaude“ mit Gänsehaut

Arik Brauer signiert seine DVD.
Maler, Dichter, Popstar, Zeitzeuge & Mensch aus dem Orbit Ottakring

Bisher galt: Wer da nicht dabei war, dem ist halt nicht zu helfen ... Ewig schad’, dumm gelaufen. Denn diese zweieinhalb Sternstunden, die Arik Brauer (84) – noch dazu erst nach Überredungsmarathons der Prinzipalin Anita Ammersfeld – im „stadtTheater Walfischgasse“ lieber ein- als zweimal pro Saison einem stets atemlosen Auditorium gewährte, ersetzten spielerisch ein mehrjähriges Hochschulstudium österreichischer Zeitgeschichte.

Spielerisch – das Zauberwort des phantastischen Realisten, der als Maler, Austropopstar, Zeitzeuge und nicht zuletzt in seinem Hauptberuf als großartiger Mensch überzeugt(e). Was kann der Brauer alles erzählen! Und wie!

Da hupft einer mit seiner Klampf’n und seinem Mundharmonikag’stell um den Hals auf die Bühne und bittet das Publikum, nicht zu applaudieren: „Schaun Sie, das kostet so viel Zeit. Ich bin ja nimmer der Jüngste – und muss früh ins Bett.“ Und dann legt er los – mit Witz, Wahrhaftigkeit und Wucht. Mit Gelassenheit statt Grimm. Ohne Faust oder Zeigefinger. Ein Jude aus Wien, der die Nazis überlebte und der milde lächelt: „Der Antisemitismus ist auch nimmer das, was er einmal war. Heute darf ich doch eh auf dem Gehsteig spazieren, damals musste ich im Rinnsal gehen.“

Sein Vater, ein einfacher Schuster am Ludo-Hartmann-Platz, wurde von der servilen Hausmeisterin als „verehrter Herr Meister“ gegrüßt. Kaum war er vorbei, da zischelte sie: „Judenpack, elendiges!“ Den neunjährigen Erich aber rettete sie vor der SA: „Sie versteckte mich im Ganghäusl.“ Der Vater wurde vergast. Die übrige Familie kam durch.

All das lässt sich nun gottlob nacherleben – dank einer liebevoll gestalteten DVD unter dem Titel „A Gaude war’s in Ottakring“ (bei Thalia, im ORF-Shop und im stadtTheater, 18 €).

A Gaude mit Gänsehaut, fanden die Gäste der Präsentation – von Danielle Spera bis Paul Chaim Eisenberg.

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