24 Stunden Schlangestehen für den Abschied der Queen

Britain mourns Queen Elizabeth
Am Montag ist das Staatsbegräbnis. Um sich von der Queen verabschieden zu können, braucht es Geduld.

Schlangestehen können die Briten. Und das können sie derzeit unter Beweis stellen. Um vor dem Staatsbegräbnis am Montag noch persönlich von Queen Elizabeth II Abschied nehmen zu können, stellen sich seit Mittwoch Tausende Menschen vor der Westminster Hall an. Der Sarg ist dort noch bis Montagfrüh aufgebahrt.

In der ersten Nacht schon wuchs die Warteschlange auf stolze vier Kilometer an, um sich bis Freitag bereits doppelt so weit durch London zu schlängeln. Am Freitagmorgen zog das Kulturministerium zwischenzeitlich die Reißleine und hat den Zugang zur Warteschlange kurzzeitig gestoppt. Und wie haben die Wartenden reagiert? Es bildete sich eine inoffizielle Warteschlange für die Warteschlange.

Am Freitag wurde auch Ex-Fußballstar David Beckham in der Schlange gesichtet: Er habe sich nachts angestellt und rund zwölf Stunden gewartet, erzählte der 47-Jährige dem Sender Sky News. "Es ist ein trauriger Tag, aber ein unvergesslicher", sagte er.

Am Freitagabend wurde die Wartezeit auf mindestens 22 Stunden geschätzt. Mittlerweile beträgt die Wartezeit mindestens 24 Stunden. 

"Reisen Sie nicht an"

Angesichts der Massen an Trauernden haben britische Behörden nun vorerst davon abgeraten, sich für den Abschied von Queen Elizabeth II anzustellen. "Die Warteschlange hat ihre Kapazität fast erreicht mit Wartezeiten von mindestens 24 Stunden", hieß es am Samstagmorgen im Live-Tracker der Regierung. "Bitte reisen Sie nicht an, um sich in die Schlange einzureihen."

Die Strecke führt über mehrere Kilometer vom britischen Parlament, wo der geschlossene Sarg der Queen aufgebahrt ist, entlang der Themse bis zum Southwark Park.

Mann rannte auf Sarg zu

Am Freitagabend kam es  in der Westminster Hall des britischen Parlaments am Sarg der Queen zu einem Zwischenfall.

Ein Mann rannte laut Zeugenaussagen in Richtung des Sargs. Eine Zeugin sagte dem Sender Sky News, jemand habe ihre siebenjährige Nichte aus dem Weg geschubst, sei zum Sarg gelaufen und habe versucht, die über dem Sarg liegende royale Standarte hochzuheben.

Die Polizei habe ihn "innerhalb von zwei Sekunden" ergriffen. Die Live-Übertragung im Fernsehen wurde zum betreffenden Zeitpunkt ausgesetzt und stattdessen eine Ansicht von außerhalb des Parlaments gezeigt. Die Metropolitan Police teilte laut britischer Nachrichtenagentur PA mit, der Mann sei wegen eines Verstoßes gegen das Gesetz über die öffentliche Ordnung verhaftet worden.

Totenwache

Die vier Kinder der Queen haben am Freitagabend für eine Viertelstunde Wacht am Sarg ihrer Mutter gehalten. König Charles III (73), Prinzessin Anne (72), Prinz Andrew (62) und Prinz Edward (58) positionierten sich - in Uniform - um den Sarg herum, legten die Hände ineinander und senkten den Blick. Viele Mitglieder der Royal Family wohnten der Totenwache von einem Podest am Rande der Westminster Hall im Parlament bei, wo der Sarg seit Mittwochabend aufgebahrt ist.

Die Totenwache ist Berichten zufolge die einzige Gelegenheit bei den Trauerfeierlichkeiten, bei der Prinz Andrew eine Uniform tragen darf. Die Queen hatte ihrem zweitältesten Sohn Anfang des Jahres wegen seiner Verwicklung in den Missbrauchsskandal um den gestorbenen US-Multimillionär Jeffrey Epstein alle militärischen Dienstgrade aberkannt.

Enkelkinder

Heute Abend sollen die Queen-Enkel die Totenwache am Sarg halten. Der zum Thronfolger aufgerückte Prinz William soll am Kopf stehen und Prinz Harry am Fuß, wie die britische Nachrichtenagentur PA unter Berufung auf Palast-Quellen gemeldet hatte. Auf Wunsch ihres Vaters König Charles III werden beide Brüder ihre Militäruniform tragen. Bei den bisherigen Zeremonien hatte Harry, der in Afghanistan gedient hat, im Gegensatz zu seinem Bruder einen Gehrock angehabt - er musste seine militärischen Titel mit seinem selbstgewählten Abschied aus dem engeren Kreis der Königsfamilie niederlegen. Harry lebt mit seiner Frau Meghan und den Kindern Archie und Lilibet inzwischen in den USA.

Die übrigen Enkelinnen und Enkel der Queen würden bei der Totenwache formelle schwarze Anzüge beziehungsweise Kleider tragen, hieß es. Zu Williams Seite sollen die Kinder von Queen-Tochter Prinzessin Anne, Zara Tindall und Peter Phillips, stehen. Die Töchter von Prinz Andrew, die Prinzessinnen Beatrice und Eugenie, flankieren Harry. Auf Höhe der Sarg-Mitte positionieren sich die jüngsten Queen-Enkel, Lady Louise und Viscount Severn, die Kinder von Prinz Edward. Die Enkelkinder seien sehr darauf bedacht, der toten Königin ihre Aufwartung zu machen, hieß es.

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