Zwei Österreicher in der Hölle des Nordens
52,6 Kilometer Radfahren an einem Tag. Garniert mit einem Schnitzel in der Mittagspause beim Wirten ist das für Otto Normalradfahrer eine schöne Sonntagstour. Beim Ortstafelsprint auf den letzten Kilometern können da auch schon einmal die Wad’ln brennen.
Genau diese Distanz, 52,6 Kilometer, werden die Radprofis am Sonntag allein über Kopfsteinpflaster holpern. Beim bekanntesten Eintagesrennen im Radsport, bei Paris–Roubaix über mehr als 250 Kilometer. Dramen und Defekte, Stürze und Schmerzen, Tränen und Träume. Die Ingredienzien von einem Tag Paris–Roubaix würden für drei Wochen Tour de France reichen.
Als „Königin der Klassiker“ wird das erstmals 1896 ausgetragene Rennen bezeichnet, aber auch als „Hölle des Nordens“. Diesen Namen bekam die Veranstaltung nach dem Ersten Weltkrieg, in dem die Region verwüstet worden war.
Die Pavés, die Kopfsteinpflasterpassagen, stammen aus einer noch länger vergangenen Zeit, großteils aus dem 19. Jahrhundert. Heute werden die Feldwege von der französischen Regierung eigens für den Rad-Klassiker erhalten.
Eklig
„Wind und Wetter sind der Schlüssel“, sagt der Österreicher Bernhard Eisel (Team Sky) vor dem Ritt über das Kopfsteinpflaster. „Und vor allem die letzten Sektoren sind eklig.“ Der Steirer fuhr 2006 in Roubaix auf Rang fünf. Es war einer der größten Erfolge in der Karriere des 32-Jährigen. Der 22-jährige Kärntner Marco Haller musste bei seinem Debüt im Vorjahr aufgeben. „Es wird wehtun, aber ich freue mich darauf“, sagte der Katjuscha-Profi nun vor dem Rennen.
Favorit auf den Sieg ist der Schweizer Fabian Cancellara, der Sieger der Jahre 2006 und 2010. „Ich weiß, wie man sich auf dieses Rennen einstellen muss“, sagte der Klassikerjäger. „Trotzdem braucht man auch Glück.“ Glück, das sein Hauptkonkurrent nicht hatte: Der Belgier Tom Boonen zog sich bei der Flandern-Rundfahrt unter anderem einen Rippenbruch zu und muss die Klassikersaison abhaken.
Der Sieger auf der Radrennbahn von Roubaix bekommt übrigens keinen klassischen Pokal überreicht – sondern einen Pflasterstein.
Kommentare