Zum Ende von Westwien: „Sind besessen davon, es allen zu zeigen“

Zum Ende von Westwien: „Sind besessen davon, es allen zu zeigen“
Bevor der Handball-Traditionsklub den Profibetrieb einstellt, will man noch einen Titel holen - schon dieses Wochenende im Cup. Tormann Constantin Möstl über den "Abschiedsschmerz" und warum die Entwicklung ein fatales Zeichen ist.

Unter dem Motto „Jetzt erst recht“ möchte Handball-Teamtormann Constantin Möstl, 23, am Freitag Tore seines künftigen Arbeitgebers Hard verhindern (18 Uhr). Damit sich Westwien vor dem Einstellen des Profibetriebs am Saisonende noch einmal für das Cup-Finale qualifiziert. Das zweite Semifinale beim Final-Four-Turnier in der Südstadt bestreiten Bruck/Trofaiach und die Fivers aus Wien (20.30 Uhr).

KURIER: Mit welchem Gefühl gehen Sie in das Spiel?

Constantin Möstl: Keine Spur von Resignation. Seit feststeht, dass unsere Mannschaft nicht weiterbestehen kann, habe ich das Gefühl, dass die traurige Situation noch mehr zusammenschweißt. Wir sind besessen davon, es allen zu zeigen.

Obwohl Sie bald beim aktuellen Gegner landen werden?

Abgesehen davon, dass das endgültige Harder Okay zum Transfer erst erfolgen soll – noch bin ich ganz auf Westwien und die Chance auf den Cupsieg fokussiert. Der Abschiedsschmerz unter uns allen ist sehr groß.

Westwien spielt in der Südstadt (NÖ). Kommt man sich in Wien heimatlos vor?

Seit meiner Jugend bin ich es gewohnt, abwechselnd in bis zu sechs, sieben verschiedenen Hallen trainieren zu müssen. Eine fixe Kabine haben wir nirgendwo.

... aber zumindest einen Zeugwart wie jeder noch so kleine Fußballklub?

Nein. Vor und nach jedem Training muss das Zeug hin- und hergeführt werden. Wir waschen alles selbst. Und wir trainieren täglich, dazu mindestens zweimal in der Woche auch zweimal am Tag.

Sport Talk mit Wilhelm Jelinek und Marin Martinovic

Trainieren wie Profis und verdienen wie Amateure?

Der Vergleich trifft exakt zu. In diesem Zusammenhang finde ich es bemerkenswert, dass der Wiener Sportstadtrat Hacker soeben im KURIER gemeint hat, die Stadt sei nicht zum Unterstützen von Profis da, sondern in erster Linie für den Breitensport. Unter Breitensport verstehe ich auch die Jugend.

Den Jugendbetrieb löst Westwien nicht auf...

Das ist gut so. Doch Kinder brauchen Idole im Verein, die sie nachahmen können. Ich weiß, wie das bei mir war. Aber welche Perspektive im Verein können Jugendliche haben, wenn für sie dort mit 18 Schluss ist?

Vorarlberg gilt als Paradies im heimischen Handball.

Wahrscheinlich identifiziert man sich in einem kleineren Land mehr mit dem Sport als in einer Millionenstadt. Aber nochmals: Vorerst sind wir ganz auf Westwien konzentriert. Auch mit dem Hintergedanken, dass wir mit Abschiedserfolgen die Diskussion im Sinne von Randsportarten noch länger am köcheln halten können.

Und Ihr persönlich größtes sportliches Ziel?

Das ist die EM im Jänner 2024 in Deutschland. Es würde mich hart treffen, wäre ich dort nicht dabei.

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